„Den Kommunen kommt bei der Bewältigung der Krise wieder eine Schlüsselrolle zu“, sagte Becker. Sie gewähre die Daseinsvorsorge. Aber: „Die kommunale Familie kann nicht mehr.“ Für die Umsetzung vieler Vorgaben von Bund und Land fehlten schlicht Geld und Personal. Und Leistungen zu Lasten der Bürger zu streichen, gehe auch nicht: „Es darf nicht unsere Aufgabe sein, Angebote wegzulassen.“ Becker appellierte daher an Bund und Land, die Kommunen „mit Hilfestellungen“ zu entlasten – sonst fehlten Gelder für Investitionen und der notwendige Handlungsspielraum.
Die „Durststrecke“ bleibe nach seiner festen Überzeugung bestehen, die Gemeinde könne dies mit ihren Mitteln nicht lösen.
Und zu den finanziellen Engpässen komme noch „die humanitäre Katastrophe“: Auch Diemelsee habe die gesetzliche Pflicht und die menschliche Verantwortung, Kriegsflüchtlingen Obdach zu gewähren. Das sei Dank einer großen Solidarität in der Bevölkerung auch gelungen. Viele Diemelseer engagierten sich bei der Unterbringung und Eingliederung, darauf sei er „ein Stück weit stolz“.
Und insgesamt sei Diemelsee mit einer Infrastruktur auf hohem Niveau gut aufgestellt – ob bei der Wasserversorgung und Abwasserreinigung, den zwölf Einsatzabteilungen der Feuerwehr, Schule und Kindergärten, Straßen und Beleuchtung, Hallen und Sportstätten, bei den Gemeinschaftshäusern und Freizeiteinrichtungen. Die Übernachtungszahlen im Tourismus stiegen weiter.
Wichtigste Einnahmequelle bleibt 2023 der Anteil Diemelsees an der Einkommenssteuer. Einen deutlichen Einbruch muss die Gemeinde bei der Gewerbesteuer verkraften – auch durch den Wegzug eines Unternehmens. Doch nach mageren 282 000 Euro Schlüsselzuweisungen vom Land in diesem Jahr will Wiesbaden 2023 immerhin 1,86 Millionen Euro überweisen. Die Kreis- und die Schulumlage fallen zwar etwas geringer aus, sie fressen aber immer noch knapp 60 Prozent der Schlüsselzuweisungen auf.
Im Vorfeld hatte der Gemeindevorstand bereits mit dem Ältestenrat der Gemeindevertreter über Eckpunkte beraten. Es habe Einigkeit geherrscht, die Hebesätze bei der Grundsteuer und Gewerbesteuer nicht zu erhöhen, betonte Becker – sie waren erst dieses Jahr von 365 auf 500 Prozent angehoben worden. Auch auf Gebührenerhöhungen werde verzichtet. „Dieses Ziel haben andere Kommunen nicht erreicht.“
Der Haushalt 2023 sei ein Spagat zwischen der Krisenbewältigung durch Einsparungen und der „finanziellen Zukunftsfähigkeit“ bei der Umsetzung von Pflichtaufgaben und beschlossenen Investitionen. Es gebe einen „riesigen Aufgabenkatalog“ – auch durch die Energie- und Klimakrise, die Digitalisierung und den sozialen Wandel.
Um leistungsfähig zu bleiben, gelte es zu sparen, daher gebe es 2023 nur notwendige Investitionen – mit rund einer Million Euro betragen sie nur noch ein Zehntel des Ansatzes für dieses Jahr. Angesichts der unsicheren Haushaltslage seien viele für 2023 geplante Projekte auf die nächsten Jahre verschoben der ganz gestrichen worden, berichtete Becker. „Gemeinsam müssen wir schauen, was wir guten Gewissens auch umsetzen können.“ Es gelte, sich auf „Kernaufgaben“ zu begrenzen.
Die größten Investitionen: