„Wir wollen wissen, wie hoch die Energieeinsparung wirklich ist. Was den Schulsport betrifft, kann man sicherlich an einer Hand abzählen, wie viele Schüler danach in der Halle noch duschen“, sagte CDU-Fraktionschef Timo Hartmann.
Auch die SPD wies darauf hin, dass konkrete Zahlen vorgelegt werden müssten, um die Energieersparnis belegen zu können. Nur so sei erkennbar, ob man es den Sportlerinnen und Sportlern zumuten sollte, geschwitzt und ungeduscht nach Hause zu gehen. „Zu viele Fragen müssen noch geklärt werden. Es ist daher richtig, das kalte Duschen solange auszusetzen“, betonte Markus Budde. Weiterhin sollte geprüft werden, wo der Einbau von Durchlauferhitzern Sinn mache. „Es würde Wasser nur dann erhitzt, wenn es wirklich gebraucht wird“, sagte der SPD-Abgeordnete.
„Mit der Trainingsgemeinschaft der Alten Herren Altenlotheim/Ellershausen erleben wir es in der kreiseigenen Sporthalle in Frankenau regelmäßig: Die Halle selbst ist sehr gut geheizt, aber das Duschwasser ist kalt. Das ist nicht nachvollziehbar“, berichtete Horst-Werner Bremmer (FWG). Gleichzeitig frage er sich, was in den nächsten Wochen geprüft werden solle, schließlich würden die Hallen in den Ferien nicht genutzt. Aussagekräftige Ergebnisse seien nicht zu erwarten. „Wir machen daher den Vorschlag, die gesamten Energieverbräuche in den kreiseigenen Sporthallen zu untersuchen, um anhand der Ergebnisse Energiesparmaßnahmen für die nächsten Jahre zu beschließen“, so Bremmer. Solange sollte in den Hallen aber zumindest das Duschen mit lauwarmem Wasser möglich sein.
Dass die Duschen wieder warm werden, dafür sprach sich auch Arno Wiegand (fraktionslos) aus. Für ihn sei ein bedarfsgerechter Umgang mit Warmwasser aber genauso wichtig. Den Vorschlägen, Untersuchungen zum gesamten Energieverbrauch anzustellen, schloss er sich an.
Eine andere Meinung haben die Grünen. „Duschen, koste es, was es wolle, ist nicht in unserem Sinne“, stellte Dr. Ulrich von Nathusius klar. Es sei nötig, Energie einzusparen, um sich unabhängig von Russland zu machen. Der Landrat habe Hochrechnungen zur Energieeinsparung vorgelegt. Weitere Zahlen seien sinnvoll. „Dass wir bis dahin alles wieder hochfahren, ist aber nicht unsere Position“, so Nathusius.
Der Kreistag schloss sich nach der Debatte per Beschluss mehrheitlich den Anträgen an – da Landrat van der Horst aber Widerspruch erhob, bleiben die Duschen kalt.
„Natürlich ist der Weg, den wir gehen, unangenehm. Ich bin selbst Sportler und finde es wichtig, dass wir unsere Vereine und das Ehrenamt unterstützen. Aber die Energiekrise ist historisch“, sagte Landrat Jürgen van der Horst bei der Debatte im Kreistag um kalte Duschen.
Aufgrund der ernsten Lage auf dem Energiemarkt habe sich der Landkreis – neben vielen anderen Maßnahmen – bewusst für das Abstellen des warmen Wassers in seinen Liegenschaften entschieden. Die Grundlage dafür bilde die Bundesverordnung, deren Ziel es sei, deutschlandweit 20 Prozent Energie einzusparen. „Ich bin deshalb ein wenig überrascht, dass die aktuelle Krisensituation in der Debatte keinen Raum gefunden hat“, fügte der Landrat hinzu.
Er verstehe, dass das Thema intensiv diskutiert werde. Allerdings müsse und wolle er gegen den Beschluss der Kreistagsmitglieder Widerspruch erheben, da dieser gleich doppelt gegen geltendes Recht verstoße und der Landrat gesetzlich sogar zum Widerspruch verpflichtet sei.
„Zum einen ist die Umsetzung des Energiesparkonzepts eine Aufgabe der laufenden Verwaltung und fällt somit nicht in die Verantwortlichkeit des Kreistages. Zum anderen ist der Landkreis aufgrund der ‚Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristig wirksame Maßnahmen’ des Bundes zu Energieeinsparungen verpflichtet“, so van der Horst.
Demnach seien in öffentlichen Nichtwohngebäuden dezentrale Trinkwassererwärmungsanlagen auszuschalten. Ausgenommen seien Anlagen, bei denen der Betrieb von Duschen zu den gewöhnlichen betrieblichen Abläufen gehöre. Er sehe hier aber keine Ausnahmeregelung, da der Sportbetrieb in den Hallen auch dann stattfinden könne, wenn keine warmen Duschen vorgehalten werden.
„Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass diese Situation, in der wir uns wegen der Energiekrise befinden, für alle Sporttreibenden eine Herausforderung ist. Unser Ziel ist es aber, den Sportbetrieb für alle Breitensportangebote aufrechtzuerhalten – auch, wenn uns die aktuelle Lage dazu zwingt, Energie einzusparen“, führte van der Horst weiter aus. Man müsse sich vor Augen führen: Einmal Duschen zuhause verbrauche sechs Kilowattstunden an Energie. Ein Duschvorgang in der Sporthalle erfordere im Schnitt 600 Kilowattstunden. „Grund dafür ist die Vorhaltung der großen zentralen Anlagen und der hygienischen Anforderungen in den Sportstätten und das im Verhältnis dazu sehr seltene Duschen“, erläuterte der Landrat. Der Energieverbrauch für das Duschen zuhause, wo ohnehin permanent Warmwasser bereitgehalten werde, sei somit um einhundertfach geringer als das Duschen in der Halle – genau hier liege der entscheidende Einspareffekt.
Van der Horst wies zudem darauf hin, dass der Warmwasserbetrieb nur so lange wie unbedingt nötig ausgesetzt bleibe.
Der Widerspruch des Landrats hat für den Beschluss zudem eine aufschiebende Wirkung. Das Thema wird daher in der nächsten Kreistagssitzung noch einmal auf der Tagesordnung stehen.