20 Jahre schwelender Streit eskaliert: Mann sticht auf seinen Nachbarn ein - Urteil gefallen

In Edertal im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg ist ein Streit eskaliert: Ein Mann hat auf seinen Nachbarn eingestochen - jetzt wurde er am Landgericht Kassel verurteilt.
- Ein 20 Jahre andauernder Streit unter Nachbarn in Edertal in Nordhessen ist eskaliert.
- Ein Mann hat auf seinen Nachbarn eingestochen und ihn lebensgefährlich verletzt.
- Jetzt ist am Landgericht Kassel das Urteil gefallen.
Wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung hat das Kasseler Landgericht einen 66-jährigen Rentner aus Edertal zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und drei Monaten verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte fünf Jahre gefordert.
Edertal: Streit eskaliert nach 20 Jahren - Mann wurde lebensgefährlich verletzt
Nach einem sich über 20 Jahre hinziehendem Streit zwischen drei Familien in dem kleinen Ort Edertal hatte der Angeklagte Mitte September 2015 einen heute 40-jährigen Nachbarn mit einem Stich in den Bauch lebensgefährlich verletzt.
Edertal: Stunden vor der Tat anderen Nachbarn mit Gaspistole beschossen
Wenige Stunden zuvor hatte er einen anderen Nachbarn aus eineinhalb Meter Entfernung mit einem Gasrevolver ins Gesicht geschossen sowie Kinder und Frauen mit der Waffe bedroht.
Edertal: Angeklagter war bei der Tat stark alkoholisiert
Strafmildernd bewertete die 10. Strafkammer von Richter Robert Winter, dass der Angeklagte während der Taten über drei Promille Alkohol im Blut hatte und entsprechend enthemmt war. Außerdem ist er nicht vorbestraft, bereut die Taten und ist in einem für erstmals einsitzende Straftäter hohem Alter von 66 Jahren besonders haftempfindlich ist.
Auch der Umstand, dass die Justiz das Verfahren um drei Jahre verzögerte und so lange das Damoklesschwert einer Verurteilung über dem Angeklagten schwebte, führte zu einer milderen Strafe, von der deshalb drei Monate bereits als verbüßt gelten.
Nachbarschaftsstreit in Edertal: Opfer überlebte nur dank Notoperation
Andererseits verwies Winter auf die schweren Folgen für den 40-jährigen Geschädigten, der nur dank Notoperation überlebte und sich nach der Tat einer zweijährigen Therapie unterziehen musste.
Der Angeklagte nahm das Urteil mit unbewegtem Gesicht auf und hörte sich auch die Urteilsbegründung von Richter Winter in derselben Haltung an, die er das ganze Verfahren über gezeigt hatte: Vor der Brust verschränkte Arme und ein trotziger Blick der wohl sein Empfinden ausdrückte, dass ihm hier bitteres Unrecht geschieht.
Nur manchmal suchte der eher kleingewachsene Rentner Blickkontakt mit seiner Ehefrau, die inmitten zahlreicher Nachbarn aus Edertal im Zuschauerraum saß.
Edertal: Der Angeklagte leugnet jede Verantwortung für die Tat
Deren Aussagen hatte die Kammer mehr Glauben geschenkt als den Schilderungen des Angeklagten, die Winter im Wesentlichen als widerlegt ansah.
„Sie haben ihre Aussagen der Beweisaufnahme angepasst und leugnen bis heute jede eigene Verantwortlichkeit“, warf der Richter dem Angeklagten vor. Wegen fehlender Fluchtgefahr hob die Kammer nach dem Urteil den außer Kraft gesetzten Haftbefehl auf.
Von Thomas Stier
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