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Auch in Waldeck-Frankenberg: Eier sind teurer geworden

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Daniel Engel aus Röddenau hat vor Ostern alle Hände voll zu tun. Der 31-jährige Nebenerwerbslandwirt verkauft Hühnereier über einen Automaten.
Daniel Engel aus Röddenau hat vor Ostern alle Hände voll zu tun. Der 31-jährige Nebenerwerbslandwirt verkauft Hühnereier über einen Automaten. © Susanna Battefeld

Auf dem Frühstückstisch oder im Osternest: Eier haben zu Ostern Hochsaison. Für Hühnereier müssen Verbraucher dieses Jahr allerdings mehr Geld ausgeben als im Vorjahr. Grund sind in erster Linie gestiegene Betriebskosten sowie das Tötungsverbot der männlichen Küken.

Der Preis für zehn Eier, Größe M aus Bodenhaltung, betrug nach Angaben von Mechthild Cloppenburg von der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft vergangene Woche durchschnittlich 2,01 Euro und damit knapp 30 Cent mehr als im vergangenen Jahr. Auch für Bio-Eier müssen Verbraucher tiefer in die Tasche greifen: So fallen beispielsweise auf der Biohühnerfarm der Familie Müller-Braune in Lelbach vier Euro für zehn Stück an. Der Vorjahrespreis habe hier noch bei 3,80 Euro gelegen, sagt Björn Müller-Braune. „Die Preiserhöhung war zwingend nötig, weil viele Betriebe im vergangenen Jahr nicht mehr kostendeckend arbeiten konnten“, sagt der Lelbacher und verweist auf gestiegene Futter- und Betriebskosten für seine 12 000 Legehennen.

„Wir haben seit vergangenem Jahr extrem hohe Futterpreise“, bestätigt der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Frankenberg, Matthias Eckel. Dies sei bedingt durch den Krieg in der Ukraine, die weltweit angespannte Versorgungslage und gestörte Lieferketten bei einzelnen Futterkomponenten. Auch das Huhn an sich sei teurer geworden. Während eine Legehenne in den vergangenen Jahren noch für sieben Euro zu haben gewesen sei, koste sie aktuell zum Teil mehr als zwölf Euro. Björn Müller-Braune bezahlt für seine Legehennen sogar inzwischen knapp 20 Euro. Vorher habe der Preis bei elf Euro gelegen, berichtet er.

Andrea Bohle, Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes Waldeck
Andrea Bohle, Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes Waldeck © PR

Weiterer Grund für die Verteuerung seien die Anfang vergangenen Jahres in Deutschland in Kraft getretenen gesetzlichen Vorgaben, die das Töten männlicher Küken verbieten, sagt die Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes Waldeck, Andrea Bohle. „Dies wurde bis Ende 2020 so gehandhabt, weil die Aufzucht der Bruderhähne unwirtschaftlich ist“, erläutert sie. Durch die Auflage verteuere sich die Aufzucht der Legehennen und deswegen auch deren Kaufpreis.

Vor Ostern täglich 1000 Eier verkauft

An den Wochen vor Ostern läuft das Geschäft oder besser gesagt der rund um die Uhr geöffnete Eier-Automat von Daniel Engel immer besonders gut. „Da verkaufe ich meistens über hundert Päckchen, also 1000 Eier, am Tag und muss öfters mal nachfüllen“, sagt beispielhaft der Röddenauer Nebenerwerbslandwirt, der 850 Legehennen hält.

Die meisten Kunden fahren mit dem Auto am Selbstbedienungsautomaten vor. Manchmal gebe es regelrecht Stau, berichtet der 31-jährige Berufskraftfahrer. Im Rest des Jahres liege der Durchschnitt bei rund 60 verkauften Zehner-Kartons pro Tag. Vor allem am Wochenende gingen die Eier weg. Viele Kunden kämen im Anschluss an den Einkauf in Frankenberg bei ihm in Röddenau vorbei und nähmen sich dann noch Eier mit. Die Legehennen hält Daniel Engel in mobilen Hühnerställen, die jede Woche mit dem Schlepper ein Stück weiter gezogen werden, damit den Tieren immer frisches Grün zur Verfügung steht. Tagsüber haben die Hühner in einem eingezäunten Gebiet freien Auslauf und können nach Herzenslust scharren und picken.

Der aktuelle Preis für ein Zehner-Pack Eier betrage bei ihm seit Anfang des Jahres 3,80 Euro, sagt Engel. Davor habe er 3,50 Euro genommen. Angefangen habe er 2016 mit drei Euro. „Ich habe jetzt lange gewartet und gehofft, ich würde um eine Preiserhöhung herumkommen, um die Kunden nicht zu belasten“, sagt Engel. Er merke ja selbst, dass alles teurer geworden sei. Da aber sowohl die Futterkosten als auch die Preise für die Kartons um rund 17 Prozent gestiegen seien, sei ihm nichts anderes übrig geblieben.

„Ich habe mich da so ein bisschen an der Inflation orientiert. Man kann aber auch nicht alles auf die Kunden umlegen – ich will sie ja nicht verprellen“, sagt Engel. Ein Teil der Kosten würde deshalb an ihm hängen bleiben. „Im Gegensatz zu manchen anderen Betrieben habe ich den Vorteil, dass ich nicht davon leben muss und von der gesamten Familie und meiner Freundin bei der Arbeit unterstützt werde, ohne dass ich jede Arbeitsstunde aufschreiben muss“, betont er. Der Futterpreis habe sich in den vergangenen sieben Jahren in der Spitze verdoppelt. Auch der Preis für Legehennen sei um 15 Prozent gestiegen.

Einen Eierengpass gibt es bei trotz der großen Nachfrage vor Ostern nicht: „Ich habe früh genug neue Legehennen gekauft und hatte genügend Puffer“, sagt er. Nach zwölf bis 14 Monaten Legetätigkeit werden die Hühner geschlachtet und als Suppenhühner vermarktet. „Wir fahren die selbst zum Schlachthof“, ergänzt Daniel Engels Vater Helmut.

Dass sie nur braune Hühnereier anbieten, sei – auch vor Ostern – kein Problem: „Hin und wieder gibt die Nachfrage nach weißen Eiern, aber der Großteil der Käufer sind Stammkunden, die wissen, dass wir nur braune Eier haben“, sagt Daniel Engel.

Von Susanna Battefeld

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