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Einblick in alte Handwerkskunst: 100 Jahre Schmiede in Nieder-Ense

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Von: Julia Janzen

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Ein Schmied in einer Schmiede und Besucher
Viele Fragen von interessierten Besuchern beantwortete Schmied Lutz Milferstedt (rechts) beim Tag der offenen Tür am Montag. Er gab Einblick in seine Arbeit in der Hacheschmiede. © Julia Janzen

Schon seit 100 Jahren ist die Schmiede in Nieder-Ense in Betrieb. Das wurde am 1. Mai groß gefeiert, Betreiber Lutz Milferstedt hatte zum Tag der offenen Tür in seine Hacheschmiede eingeladen. Und zahlreiche Besucher kamen, um Einblick in die besondere Arbeit zu bekommen.

Nieder-Ense - Das rhythmische Hämmern war schon weithin zu hören. Und das kam nicht nur von Lutz Milferstedt. Der Schmied hatte sich Unterstützung geholt: Aus ganz Deutschland kamen Hobbyschmiede, um mal arbeiten zu können in der Hacheschmiede. Die sei auch deshalb so beliebt, weil sie noch so gut in Schuss sei, sagt Milferstedt.

Und so fertigten unter anderem Uli Wolf aus der Nähe von Koblenz, Volker Heines aus Brilon und Peter Klingelhöfer aus Marburg Rosengabeln für die Gartenarbeit, aber auch Zangen. Die zahlreichen Zuschauer konnten ihnen dabei – mit etwas Abstand aus Sicherheitsgründen – zuschauen und auch Fragen stellen. Für Kinder gab es im Freien die Gelegenheit, unter Anleitung kleine Herzen zu schmieden.

Die Palette der Produkte, die Lutz Milferstedt nebenberuflich in der Schmiede fertigt, ist groß: Vor allem Werkzeuge stellt er im Auftrag her, ob für Schuster, Glaser oder Bootsbauer. Wer traditionell arbeite, suche oftmals vergeblich nach Ersatzteilen für Werkzeuge, weiß er.

Aber auch für Museen ist er häufig im Einsatz, nicht nur beim Schmieden, sondern deutschlandweit auch als Sachverständiger. Zudem fertigt er in der Schmiede für Jäger unter anderem „Saufedern“, Sicheln für die Landwirtschaft und immer mal auch mittelalterliche Waffen wie Äxte. Für einen Kinofilm über Hildegard von Bingen, so erzählt Milferstedt, habe er mal einen Bußgürtel angefertigt.

Ein Schmied bei der Arbeit und eine Besucherin
Ganz schön laut: Manche Besucherin hielt sich während der Arbeit der Schmiede Uli Wolf (links) und Volker Heines lieber die Ohren zu. © Julia Janzen

Etwa 15 bis 20 Stunden pro Woche arbeitet er selbst in der Schmiede. Für ihn sei das vor allem auch ein Ausgleich vom Bürojob und eine Gelegenheit, seine Kreativität auszuleben. Schon die unterschiedlichsten Dinge hat er geschmiedet, darunter auch Besonderheiten wie ein Zweihandschwert, das 1,75 Meter groß war, wie er berichtet.

Wer sich selbst mal mit Hammer und Amboss versuchen will: In der Hacheschmiede bietet der Schmied auch Kurse an. Und auch wenn es so aussieht, Kraft allein sei nicht entscheidend für die Arbeit. „Man muss eine gute Kondition und eine gute Körperspannung haben“, sagt Lutz Milferstedt. Aber auch Fähigkeiten wie Visualisierung und Vorausplanung seien wichtig. Gearbeitet werde oft hoch konzentriert, manches Mal seien Schmiede bei der Arbeit kaum ansprechbar, so vertieft seien sie. Und das auch mit gutem Grund: „Sekunden können darüber entscheiden, ob ein Teil verbrennt und damit die Arbeit von Stunden.“

Für die Besucher zum hundertjährigen Bestehen gab es nicht nur Vorführungen und für Kinder die Chance, selbst zu schmieden: Fotos gaben einen Einblick in vergangene Zeiten und wer Hunger hatte, konnte eine Waffel aus dem historischen Waffelofen essen. Kathrin Peterburs-Steiner, die Lebensgefährtin des Schmieds, kümmerte sich um die Zubereitung. Und riet Besuchern, auch mal einen Blick auf die Deckel der Waffeleisen zu werfen. Denn dort fanden sich, eingraviert, Rezepte für Waffelteig.

Weitere Informationen über die Schmiede in Nieder-Ense gibt es auf der Internetseite der Schmiede. jj

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