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Prozessbeginn in Berlin: Die Details der Todesfahrt sind bedrückend

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Der Tatort am 8. Juni 2022: Der beschuldigte Deutsch-Armenier soll in Berlin mit einem Auto absichtlich in Fußgängergruppen gefahren sein. Eine 51-jährige Lehrerin der Kaulbach-Schule Bad Arolsen starb.
Der Tatort am 8. Juni 2022: Der beschuldigte Deutsch-Armenier soll in Berlin mit einem Auto absichtlich in Fußgängergruppen gefahren sein. Eine 51-jährige Lehrerin der Kaulbach-Schule Bad Arolsen starb. © Fabian Sommer/dpa

Ein Auto rast in Fußgängergruppen, die zwischen Gedächtniskirche und Luxuskaufhaus KaDeWe in Berlin unterwegs sind. Erst ein Schaufenster stoppt den Wagen. Nun steht ein 29-Jähriger vor Gericht. Die Details der Todesfahrt sind bedrückend.

Berlin/Bad Arolsen – Eine 51 Jahre alte Lehrerin der 10. Klasse der Kaulbach-Schule aus Bad Arolsen starb noch am Tatort. Ein Kollege sowie elf Schülerinnen und Schüler wurden verletzt, manche lebensgefährlich.

An jenem Junitag 2022 sei der Mann zunächst auf den Gehweg am Ku’damm gerast, wo sich die Schulklasse aufhielt. Danach habe er „die Fahrt ungebremst fortgesetzt“, so Staatsanwältin Silke van Sweringen. „Die Fahrt endete erst, als er ein Schaufenster durchbrach.“ Zuvor erfasste sein Wagen demnach die schwangere Frau sowie die zwei vor einem Imbiss stehenden Männer.

„Der Beschuldigte hat bei den Kollisionen nicht gebremst“, erklärt der Unfall-Sachverständige Dietmar Severin. Als er plötzlich von der Fahrbahn auf den Bürgersteig gesteuert sei, habe er das Gaspedal voll durchgetreten – „der Motor heulte auf“. Am Fahrzeug habe es keine technischen Mängel gegeben. „Er hätte bremsen können“, sagt Severin. Der Fahrer habe auch nicht gebremst, als Menschen auf der Motorhaube lagen. Das alles sei nicht mit einem unabsichtlichen Fahrstil in Übereinstimmung zu bringen.

Der 29-Jährige verfolgt den ersten Prozesstag schweigend. Sein Mandant werde sich zunächst nicht äußern, erklärt sein Verteidiger Mark Höfler. Ihm fehle der Zugang zu dem tragischen Geschehen. „Er kann nicht sagen, was an dem Tag in ihm vorging“, so der Anwalt am Rande. „Ihm und seiner Familie ist es aber ein Anliegen zu verdeutlichen, wie leid ihnen dieses schreckliche Ereignis tut“, betont der Verteidiger. Vermutlich habe sein Mandant nicht ausreichend Medikamente zu sich genommen und sei deshalb in einen psychotischen Zustand geraten.

Der Beschuldigte, der nach eigenen Angaben im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft ist, ist seit der Todesfahrt in einem Krankenhaus des Maßregelvollzugs untergebracht. Ein vorläufiges psychiatrisches Gutachten legt laut Staatsanwaltschaft die Schuldunfähigkeit des Mannes nahe. In einem sogenannten Sicherungsverfahren strebt Staatsanwältin Silke van Sweringen die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Seit mindestens 2014 sei der in Armenien geborene Mann an einer Schizophrenie erkrankt. Ohne Behandlung ist aus Sicht der Behörde zu befürchten, dass der Beschuldigte weitere gefährliche Taten begeht

Der Prozess soll am 17. Februar fortgesetzt werden. Die zuständige 22. Strafkammer plant dann, den schwer verletzten Lehrer aus Hessen als Zeugen zu vernehmen. Bislang hat das Gericht insgesamt zwölf Verhandlungstage geplant. Das Urteil könnte demnach am 21. April gesprochen werden.  red/dpa

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