„Das Kloster hat den Vorteil, ein bekannter Ort zu sein“, sagt er, das erleichtere das Zusammenfinden: Helfer kommen einfach vorbei. „Die Kontaktaufnahme läuft ganz gut“, berichtet Faß-Gerold. Frauen stricken zusammen, die Flechtdorfer haben Spielkameraden für die Kinder besorgt.
Annegret Walter organisierte ein Bastelangebot – sie hatte die Idee, Bastelarbeiten und Spezialitäten der ukrainischen Küche bei der Pflanzentauschbörse am 1. Mai im Kloster anzubieten. Der Erlös soll an die Frauen gehen.
Und so machen sie sich derzeit an die Arbeit, gestalten Karten, basteln Birkenkränze und aus Zeitungen Osternester mit Vögelchen darin. Sie verstehen sich: „Wir kommen mit Händen und Füßen zurecht“, sagt Walter.
„Die psychosoziale Versorgung ist ein wesentlicher Baustein“, sagt Faß-Gerold. Die Flüchtlinge mussten erst zur Ruhe kommen. Doch vom Krieg daheim zu erfahren, bedeute eine „ständige Retraumatisierung“. Und täglich ändere sich die Perspektive: „Bleibe ich? Wo will ich wohnen? Wo finde ich Arbeit? Alles offene Fragen.“
Es sind aber noch so viele Sachen zu regeln. Gibt es Plätze in Kindergärten? Was ist mit Impfungen gegen Mastern und Corona? Da half der Willinger Hausarzt Dirk Bender sofort weiter. Dokumente in kyrillischer Schrift müssen für Behörden übersetzt werden. Beamte fragen nach für sie ungewohnten Schreibweisen von Namen. Warum heißt etwa Viktoria Nawrotskas Mann Nawrotzkj? Die weibliche Endung mit „ka“ ist im Deutschen nicht üblich.
Schwierig ist zudem die Wohnungssuche, denn Ziel der Flechtdorfer ist es, eigene Wohnungen für die Flüchlinge zu finden – doch es gibt kaum Angebote und viele Absagen.
Unterdessen muss der Förderverein Buchungen für die Herberge absagen - die Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge hat für den Vorstand Vorrang.
Trotz aller Herausforderungen: „Wir haben viel hinbekommen“, sagt Faß-Gerold. „Leute entdecken Hilfe für sich als Aufgabe und stellen ihre Zeit zur Verfügung – wir sind getragen von diesem Netz. Das ist ein gutes Pfund, was das Dorf ausmacht.“