Blick zurück: Hitlers Machtergreifung wurde 1933 im Kreis Frankenberg bejubelt

Ein Blick in die Geschichte: Hitlers Machtergreifung wurde 1933 im Landkreis Frankenberg bejubelt.
Frankenberger Land – Nur wenige Leute hatten am 30. Januar 1933 ein Radio, den „Volksempfänger“ als Propaganda-Instrument der Nazis gab es erst Monate später. Und so dauerte es ein paar Tage, bis nach den Feierlichkeiten von Potsdam, als Reichspräsident Paul von Hindenburg den damaligen NSDAP-„Führer“ Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte, auch im Landkreis Frankenberg der Jubel über die „Machtübernahme“ Hitlers mehr oder weniger spontan losbrach.
In Gemünden, wo es bereits 1924 die erste NSDAP-Ortsgruppe gegeben hatte und 1933 schon 31 SA-Männer und 26 SS-Leute Uniformen trugen, gelang es den Nazis am schnellsten, ihre Anhänger für eine Siegesfeier zu mobilisieren. Einen Tag nach Hitlers Machtergreifung, am 31. Januar 1933, zogen sie mit Fackeln durch das Wohrastädtchen „unter der selbstverständlich lebhaften Begleitung der Jugend, und zwar der allerjüngsten“, wie es in der Lokalzeitung hieß. Vorn marschierte die Frankenberger SA-Kapelle Herguth, in Gemündens Straßen schallten Sprechchöre: „Deutschland erwache!“ Jüdische Mitbürger blieben ängstlich in ihren Häusern.

Die Frankenberger NSDAP-Ortsgruppe benötigte noch einen Tag länger, um ihre „Freudendemonstration“ am Mittwoch, 1. Februar, auf die Beine zu stellen. Am „Hessischen Hof“ trafen sich SA, Bund deutscher Mädel, Stahlhelm-Verband und Jungvolk, um unter dem Kommando des SA-Führers Willi Born zur Burg zu ziehen. Mit den Fackeln wollten sie „dem erhabenen Geschehen der Stunde durch das Sinnbild der reinen Flamme in einem großen Fackelzug Rechnung tragen“, wie die Frankenberger Zeitung schrieb. Anders als in verschiedenen Orten im Deutschen Reich, traute sich in Frankenberg niemand mehr, diese Nazi-Demonstration zu stören, wie die Presse ausdrücklich feststellte.
In Haina feierten die Nationalsozialisten am Abend des 2. Februar nach einem Fackelzug mit etwa 120 Anhängern die „nationale Erhebung“ in Berlin. NS-Kreisleiter Hans Bohl bejubelte mit markigen Worten den Triumph des „Führers“. Ab 22.20 Uhr wurde der im Bornscheuerschen Saal „aufgestellte Lautsprecher“ eingeschaltet, „und die Versammlung vernahm die markante, klare Stimme des Reichskanzlers Adolf Hitler“ beim vom Kabinett beschlossenen „Aufruf an das deutsche Volk“.
Ab 4. Februar 1933 galt die von Hitler vorgelegte Notverordnung „zum Schutze des deutschen Volkes“, mit der politische Gegner verboten und verfolgt werden konnten. Der NS-Diktatur waren Tür und Tor geöffnet. In den folgenden Wochen wurden auch im Landkreis Frankenberg von den Nazi-Horden erstmals jüdische Bürger misshandelt und entrechtet, Vereine gleichgeschaltet, Sozialdemokraten und Kommunisten verhaftet. Bei den letzten halbwegs freien Reichstags-Wahlen am 5. März erhielt die NSDAP im Kreis Frankenberg bereits triumphale 78 Prozent - im Deutschen Reich mit schwachen 43,9 Prozent „ergriff“ Hitler allein mit Hilfe der konservativen Deutschnationalen die Mehrheit und damit die Macht. Gegnerische Parteien wie SPD und KPD wurden verboten.