Ederberglandhalle in Frankenberg: Stadt erklärt neue Markenstrategie

Die Ederberglandhalle in Frankenberg wurde nicht nur umgebaut und umbenannt, sie bekommt auch eine neue Markenstrategie. Die Stadtverwaltung erklärt, warum.
Frankenberg – Die Umbenennung der sanierten Frankenberger Ederberglandhalle in Philipp-Soldan-Forum hat in der Bevölkerung für einige Diskussionen gesorgt. Nach dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 26. Januar haben sich unsere Leser, wie berichtet, überwiegend kritisch dem neuen Namen gegenüber geäußert.
Deshalb haben wir der Stadtverwaltung Gelegenheit gegeben, die neue Markenstrategie für die Halle genauer zu erläutern. Der neue Name ist Bestandteil dieser Strategie. Hier unsere Fragen und die Antworten der Stadtverwaltung, die uns Pressesprecher Florian Held per E-Mail geschickt hat.
Vorweg nochmal die Frage: Warum wurde die Ederberglandhalle überhaupt saniert?
Die Ederberglandhalle wurde aus gutem Grund saniert, weil sie in vielerlei Hinsicht nicht mehr zeitgemäß war. Energetischer Zustand, technische Ausstattung und Beleuchtung, Raumaufteilung, Innenausstattung, fehlende Barrierefreiheit – alles benötigte eine grundlegende Modernisierung. Die Akustik innen war sogar von Anfang an nicht besonders gut.
Die genannten Defizite der Halle haben in den letzten Jahren für eine abnehmende Nutzung gesorgt. Die Stadt musste handeln und hat sich mit der Sanierung für einen Blick nach vorn entschieden. Auch ein Neubau war diskutiert worden, wäre aber selbst ohne die Preissteigerungen der letzten Jahre vermutlich mindestens doppelt so teuer geworden.
Ab März präsentiert sich das Gebäude rundumerneuert: Energetisch saniert, barrierefrei, zeitgemäß elegant, mit erweiterten Nutzungsmöglichkeiten und hervorragender Akustik.
Warum wurde eine neue Markenstrategie für die Halle ausgearbeitet?
Dass der entstandene Ort anders präsentiert und vermarktet werden muss als die Ederberglandhalle bisher, versteht sich schon allein aus wirtschaftlichen Gründen von selbst. Genauso, dass die Verwaltung sich dabei von einer spezialisierten Agentur unterstützen lässt. Um den ländlichen Raum zu stärken, braucht es Zukunftsvisionen, es braucht Konzepte und professionelle Beratung – auch für die Vermarktung.
Hätte die Stadtverwaltung aber nicht auch ohne Hilfe auf den neuen Namen Philipp-Soldan-Forum kommen können?
Die Arbeit der Agentur bestand bislang vor allem darin, in Workshops – zunächst mit der Verwaltung, später auch mit der Politik und Kulturschaffenden – herauszuarbeiten, für was der sanierte Ort steht, wo die Besonderheiten und Alleinstellungsmerkmale des Gebäudes liegen. Das gelingt oftmals nur mit dem professionellen Blick von außen. Erst im laufenden Prozess ist die Frage nach dem passenden Namen aufgekommen. Entscheidend war der Weg dahin, der Name Philipp-Soldan-Forum ist das Ergebnis dieses Prozesses und folgt einer klaren Argumentation.
Welche ist das?
Als anerkannter und richtungsweisender Künstler der Reformation steht Soldans Name für Qualität, für hochwertige Handwerkskunst und Kultur – genau wie das Forum. Sein Werk ist äußerst vielseitig. Er selbst ist damals der neuen Zeit und ihren Idealen gefolgt, war innovativ und modern. Und als Frankenberger Künstler hat er einen direkten Lokalbezug.
Auch das Forum präsentiert sich in Zukunft modern und vielseitig, als ein Ort für Kunst, Kultur und Kommunikation. Der Namensbezug zu diesem bedeutenden Frankenberger Künstler und Baumeister ist daher nur konsequent.
Warum gab es diesmal – anders als Ende der 1980er – keine Bürgerbefragung oder eine andere Beteiligung der Öffentlichkeit an der Namensfindung für die Halle?
Das ist auch der Unterschied zur Namensgebung in den 1980er-Jahren. Damals hat man die Bevölkerung in einem Kreativwettbewerb mit einbezogen und letztlich verschiedene Vorschläge zur Abstimmung gebracht. Das jetzige Philipp-Soldan-Forum hätte mit der entsprechenden Mehrheit schon damals Philipp-Soldan-Haus heißen können. Oder auch Nemphe-Halle, Teichpalast oder sogar Helmut-Eichenlaub-Halle.
Diese Vorschläge wie auch die letztliche Benennung sind ein Produkt der damaligen Zeit. Ederberglandhalle hatte sich bei der Abstimmung durchgesetzt und war über 30 Jahre lang aus Gewohnheit richtig. Die Schwierigkeit aus heutiger Sicht: Die Abstimmung war weder repräsentativ noch strategisch, das wäre heute nicht anders. Eine Strategie soll aber in Zukunft verfolgt werden.
Auch heute heißen noch viele Stadt- oder Sporthallen wie die Regionen, in denen Sie angesiedelt sind, zum Beispiel Siegerlandhalle, Burgwaldhalle oder Rhönlandhalle. Die Verbindung zur Stadt fehlt dabei aber. Das Philipp-Soldan-Forum verkörpert hingegen stärker als je zuvor Frankenberg selbst.
Was muss man sich unter einer „professionellen Vermarktung über die Stadtgrenzen hinaus“ vorstellen, wie es auf der Homepage der Stadt heißt?
Zu dieser Strategie gehört unter anderem die passgenaue Ansprache von Zielgruppen. Unternehmen und Institutionen, Konzert- und Eventveranstalter sowie Privatleute benötigen unterschiedliche Informationen im Vorfeld einer Buchung. Diese werden jetzt Stück für Stück aufbereitet und potenziellen Nutzern zur Verfügung gestellt. Der Markenprozess ist mit der Namensentscheidung noch nicht abgeschlossen, für die konkrete Ausgestaltung und Umsetzung auch vor Ort (Beschilderung etc.) wird es voraussichtlich eine Ausschreibung geben.

Kann die Stadt sagen, wie viel die Entwicklung der Markenstrategie kostet?
Da bisher lediglich die Workshops abgerechnet sind, werden wir schon aus Wettbewerbsgründen keine Summen nennen. Weitere Kosten ergeben sich erst durch die Ausschreibung. Dass es nach mehr als 30 Jahren neue Schilder braucht, wird wohl keiner bestreiten. Ob dann auf einem Schild Ederberglandhalle oder Philipp-Soldan-Forum steht, spielt für den Preis kaum eine Rolle.
Befürchtet die Stadtverwaltung nicht, dass sich „normale“ Bürger nach der Sanierung und der Umbenennung künftig nicht mehr als Nutzer der Halle angesprochen fühlen?
Die Akzeptanz der Bevölkerung hängt aus Sicht der Verwaltung nicht am Namen des Gebäudes. Die Qualität und Atmosphäre, die das Philipp-Soldan-Forum nach der Sanierung ausstrahlt, sprechen für sich. Gleichzeitig bleibt es auch in Zukunft das, was es immer war: ein Ort für alle.
Ab wann heißt die Halle offiziell Philipp-Soldan-Forum? Jetzt schon oder erst mit der Wiedereröffnung?
Die Umbenennung in Philipp-Soldan-Forum gilt seit dem politischen Beschluss. Es wird aber sicher noch einige Zeit in Anspruch nehmen, den Namen tatsächlich überall zu ändern. Auch das ist ein Prozess. Zum Beispiel wird man bei bereits geplanten und beworbenen Veranstaltungen und Terminen sicher noch eine Weile zweigleisig fahren müssen, also den alten und den neuen Namen nennen.
Wie und wann geht es beim Außengelände der Halle und beim Parkplatz weiter?
Die Planung für die Umgestaltung des Außengeländes ist noch nicht konkret. Sie soll aber möglichst noch dieses Jahr beginnen. Aktuell muss noch die Haushaltsgenehmigung durch die Aufsichtsbehörde abgewartet werden.