Frankenberger Unternehmen Finger-Haus hat 1,4 Millionen Euro in den Klimaschutz investiert

1,4 Mio. Euro hat das Frankenberger Unternehmen Finger-Haus in den Klimaschutz investiert. Der Tüv Rheinland hat Finger-Haus bestätigt, ein klimaneutrales Unternehmen zu sein.
Frankenberg – Finger-Haus ist ein klimaneutrales Unternehmen. Das haben die beiden Geschäftsführer Klaus Cronau und Dr. Mathias Schäfer im Jubiläumsjahr „75 Jahre Fertighausbau“ vom Tüv Rheinland schriftlich bekommen. Zusammen mit Landrat Jürgen van der Horst sowie im Beisein von Prof. Dr. Markus Pfuhl und Tim Oberlies hat Klaus Cronau ein Schild enthüllt, das die Klimaneutralität bestätigt.
Finger-Haus habe in den vergangenen sechs Jahren rund 1,4 Millionen Euro in den Klimaschutz investiert, sagte Geschäftsführer Klaus Cronau. Der heimische Fertighaus-Hersteller habe die Produktivität um 20 Prozent gesteigert, gleichzeitig aber die Aufwendungen für Energie – vor allem für Strom, Gas und Druckluft – um zwölf Prozent gesenkt.
Beleuchtung auf LED-Technik umgestellt
Man habe die komplette Beleuchtung auf LED-Technik und intelligente Steuerung umgestellt, so Klaus Cronau. Abhängig von der Sonneneinstrahlung sowie den Betriebs- und Pausenzeiten brenne die Beleuchtung nur noch dann, wenn sie tatsächlich benötigt werde. Auf den Produktions- und Lagerhallen wurden Fotovoltaik-Paneele zur Stromerzeugung installiert. Damit erzeugt Finger-Haus etwa 300 000 Kilowattstunden Strom im Jahr und deckt damit etwa 17 Prozent seines Strombedarfs ab. „Den restlichen Strom kaufen wir als Öko-Strom von der EGF“, sagt Cronau. Etwa 100 000 Euro habe man in eine effizientere Druckluft-Erzeugung und mehr als 120 000 Euro in schnelllaufende Tore der Produktionshallen investiert, um Wärmeverluste zu vermeiden.
34 Ladepunkte für Elektrofahrzeuge
Etwa 75 Prozent der Gabelstapler im Betrieb fahren inzwischen mit Strom. Es gibt 34 Ladepunkte für Elektrofahrzeuge. „Der Strom wird größtenteils über unsere Fotovoltaik-Anlagen erzeugt“, sagt Klaus Cronau. Eine komplette Produktionshalle werde inzwischen über Wärme-Rückgewinnung beheizt.
Den Anteil des regenerativ erzeugten Stroms wolle man von 17 auf etwa 30 Prozent erhöhen, ergänzte Unternehmenssprecher Lukas Tauschwitz. Der Werkstoff Holz sei schon nachhaltig, weil ein Kubikmeter Holz eine Tonne Kohlenstoff binde. Das verbaute Konstruktions-Vollholz (Fichte) komme zu einem großen Teil aus nahe gelegenen Sägewerken, etwa von der Firma Ante in Somplar.
Trotzdem: „Wir setzen uns jedes Jahr hin und überlegen, was wir noch besser machen können“, sagte Geschäftsführer Cronau. Wirklich klimaneutral sei man jedoch erst, „wenn auch alle Zulieferer ihre Produkte klimaneutral stellen“. Die CO2-Bilanz bei Finger-Haus weise aktuell noch 1576 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr aus; das entspreche den Emissionen von etwa 140 Personen im Jahr.
64000 Hektar in Indonesien vor Abholzung geschützt
Diese Emissionen würden durch den Kauf von Zertifikaten kompensiert: ein solches Zertifikat betrifft ein 64 000 Hektar großes Urwald-Gebiet in Indonesien, das so vor der Abholzung geschützt wird. Eine weitere Kompensationsfläche liegt in Peru.
Beeindruckt zeigte sich Landrat Jürgen van der Horst beim Besuch in Frankenberg. „Wir brauchen Tempo beim Wechsel hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung“, sagte van der Horst. Wie der Wandel gelingen könne, mache Finger-Haus vor.
Respekt äußerte Prof. Dr. Markus Pfuhl als Vorsitzender des Vereins Klimaneutrales Waldeck-Frankenberg. Finger-Haus sei das erste Unternehmen im Landkreis mit Tüv-geprüfter Klimaneutralität. „Man muss nicht immer die Welt neu erfinden, sondern manchmal einfach machen“, sagte Pfuhl. Er dankte Klaus Cronau auch für dessen Engagement im Verein „Klimaneutrales Waldeck-Frankenberg“. Wenn andere Firmen dem Beispiel Finger-Haus folgten, „dann geht es richtig vorwärts“, so Pfuhl.
Seit 2016 alle Häuser mit Wärmepumpe
Das Frankenberger Unternehmen Finger-Haus ist ein großer Fertighaus-Hersteller in Deutschland. Die Geschichte des Unternehmens reicht bis ins Jahr 1820 zurück. Seit 1948 werden Fertighäuser gebaut. Das von den Geschäftsführern Dr. Mathias Schäfer und Klaus Cronau geleitete Unternehmen beschäftigt aktuell 987 Mitarbeiter, davon etwa 750 in Frankenberg. Der Umsatz liegt bei rund 240 Millionen Euro im Jahr. Seit 2016 werden alle Finger-Häuser mit Wärmepumpen beheizt, zumeist mit Luft-Wärmepumpen, zu etwa 10 bis 12 Prozent über Erdwärme. Pro Jahr werden „etwa 800 Haus-Einheiten“ produziert. Die Wartezeit auf ein Finger-Haus betrage derzeit etwa 18 Monate, sagt Klaus Cronau. Der Zinsanstieg habe zu einigen Auftragsrückgängen geführt. Diese bewegten sich aber „noch in einem überschaubaren Rahmen“.