Das nordhessische Unternehmen Viessmann hatte in der Nacht angekündigt, seine Klimasparte an den US-Konkurrenten Carrier Global zu verkaufen. Dazu gehören auch die lukrativen Wärmepumpen. Vor allem sie sollen in Deutschland längerfristig Öl- und Gasheizungen ersetzen.
Die Bundesregierung sieht im Verkauf der Viessmann-Klimasparte an den US-Konkurrenten Carrier Global keinen Rückschlag für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Ein Sprecher von Wirtschaftsminister Robert Habeck sagte am Mittwoch (26. April), im Gegenteil zeige dies, dass in deutsches Know-how investiert werde. Er sprach von einer für die Energiewende bedeutenden Branche.
Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte, das Beispiel zeige, dass deutsche Hersteller über Know-how für Zukunftstechnologien verfügten und internationales Kapital anzögen. Es gelte sicherzustellen, dass Wertschöpfung, Beschäftigung und Arbeitsplätze in Deutschland erhalten blieben. Das Wirtschaftsministerium werde den Verkauf entsprechend prüfen.
Der Sprecher Habecks sagte, das Ministerium werde sich den Deal genau anschauen hinsichtlich dessen, was dies für die Wertschöpfung in der Branche in Deutschland bedeute. Für mögliche Auflagen brauche es eine rechtliche Grundlage. Er könne der Prüfung nicht vorgreifen. Es gehe auch um kartellrechtliche Fragen.
Die wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Julia Klöckner sagte, die Heizungspläne Habecks führen dazu, dass ausländische finanzstarke Wärmepumpenproduzenten auch aus China auf den deutschen Markt drängten. Sie könnten auch wegen niedriger Produktionskosten mit Dumpingpreisen deutsche Unternehmen schwächen. Viessmann verkaufe jetzt, da das Unternehmen später nicht mehr so viel Geld für die Sparte bekomme.
Die Bau- und Energieexpertin Lamia Messari-Becker hat beim Bezug von Wärmepumpen vor einer Abhängigkeit von großen Konzernen in China, Südkorea und den USA gewarnt. Nur diese könnten die notwendigen Millionen-Stückzahlen liefern. Die deutsche Branche sei vor allem mittelständisch geprägt, sagte die Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik an der Uni Siegen am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Hintergrund ist der Verkauf der Viessmann-Klimasparte an den US-Hersteller Carrier. „Was bisher eine Stärke war, droht nun durch Fehlentscheidungen verloren zu gehen.“
Messari-Becker kritisierte außerdem, Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) setze bei der Wärmewende zu sehr auf die strombasierten Wärmepumpen. „Das ist ein Holzweg.“ Neben der Wärmepumpe müssten auch wasserstofffähige Heizungen, Fern- und Nahwärme, Erdwärme, Bioenergie sowie kommunale Wärmepläne mit erneuerbaren Energien zum Einsatz kommen.
Neben Einzelgebäuden müssten auch Quartierslösungen adressiert werden, sagte Messari-Becker. Zwar sei der Entwurf für eine Reform des Gebäudeenergiegesetzes inzwischen technologieneutral formuliert. „Allerdings müssen Förderung und Umsetzung die Vielfalt der Lösungen unterstützen und so Jobs und Unternehmen hier halten.“ (dpa)