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Kreative Krippenspiele in Corona-Zeiten: Hirten kamen mit Gokarts

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Von: Karl-Hermann Völker

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Mobile Hirten mit großen Hüten: Sie führten mit ihren Gokarts den „Krippenspielfestzug“ in Battenfeld im vergangenen Jahr an, als unter Corona-Bedingungen das Weihnachtsspiel der Kinder innerhalb der Kirchen noch nicht wieder möglich war. Es war eine der kreativsten Alternativformen, die sich eine Kirchengemeinde damals ausgedacht hatte. Repros: Karl-Hermann Völker
Mobile Hirten mit großen Hüten: Sie führten mit ihren Gokarts den „Krippenspielfestzug“ in Battenfeld im vergangenen Jahr an, als unter Corona-Bedingungen das Weihnachtsspiel der Kinder innerhalb der Kirchen noch nicht wieder möglich war. Es war eine der kreativsten Alternativformen, die sich eine Kirchengemeinde damals ausgedacht hatte. Repros: Karl-Hermann Völker © Völker, Karl-Hermann

In der Corona-Pandemie waren Krippenspiele nicht möglich. Aber es entstanden kreative Alternativen. Hier einige Beispiele aus dem Frankenberger Land.

Frankenberger Land – Geschlossene Kirchen, Gesang hinter Masken, zwei Jahre Corona-Pandemie. Und was für Kinder das Schlimmste war: keine Krippenspiele! Seit Generationen war der Heiligabend auch in den Kirchen des Frankenberger Landes geprägt von diesem Spiel der Weihnachtsgeschichte, für das Jungen und Mädchen wochenlang in Dorfschulen, Kirchen und Gemeindehäusern geprobt hatten.

Doch am Weihnachtsfest 2022 spielen sie wieder. Durch die Kirchen ziehen Maria und Josef, suchen Platz in der Herberge. Da loben Engel, Hirten und Könige das Kind in der Krippe. Aber es gab es wirklich zwei Jahre keine Krippenspiel-Tradition mehr?

Rollende Schäfchen: Die Krippe mit Maria und Josef, gezogen vom Traktor 2021 in Battenfeld. archi
Rollende Schäfchen: Die Krippe mit Maria und Josef, gezogen vom Traktor 2021 in Battenfeld. © Reiner Gasse

Doch, erstaunlich fantasievolle und neue Formate. Und zwar schon 2020, als Präsenzgottesdienste fast völlig ausfallen mussten. Die evangelische Landesbischöfin von Kurhessen-Waldeck Dr. Beate Hofmann (Kassel) ermunterte bereits damals die Kirchengemeinden, gerade an Weihnachten „verantwortlich nah bei den Menschen zu sein“, neue, digitale Gottesdienstformate zu entwickeln, über Predigten in Tüten zum Mitnehmen, Internet oder Telefon in Kontakt zu bleiben. Das galt auch für die Kinder und ihr geliebtes Krippenspiel.

Eine Rückschau lohnt: In der Kirchengemeinde Frankenberg-Schreufa entstand 2020 ein Videofilm, bei dem die kleinen Rollenspieler aus Hygienegründen an getrennten Orten gefilmt und dann später zu einem kompakten Film vereint wurden. Als „Bethlehem-TV“ meldeten sie sich aus der Liebfrauenkirche mit Reportagen. Ein Jahr später verfeinerte Jugendreferentin Johanna Böttner mit ihrem Team das Krippenspiel als Filmproduktion, indem sie agierende Kinder und stumme Figürchen von Sigrid Köster gegenüberstellte. Das Video für den Familiengottesdienst blieb im Internet und wurde bisher mehr als 500-mal aufgerufen.

Auch in anderen Kirchengemeinden wurden Videofilme vom Krippenspiel gedreht, die unter Einhaltung der Corona-Regeln in freieren Zeitabständen und offenen Räumen leichter möglich waren. In Hommershausen beispielsweise begannen 2021 schon im September Melanie Finger, Stephanie Koch und spielbegeisterte Kinder mit den Dreharbeiten für den Weihnachtsfilm von der Christgeburt.

Wenn schon nicht die Krippe in der Kirche vor den Altar getragen werden durfte - verzichten wollten Kinder und Eltern in Viermünden nicht: Sie bauten vor dem Pfarrhaus 2020 einen Stall mit Lebensgroßen Figuren, Krippe und Stern und echten Schäfchen auf. Das gefiel allen so gut, dass nun diese Weihnachtskrippe jedes Jahr auch nach Corona am Gemeindehaus weiter aufgebaut wird.

Besonders ausgefallen war die Idee der Kirchengemeinde Battenfeld zu dem von Corona überschatteten Weihnachtsfest 2021: Sie lud zu einem rollenden „Krippenspielfestzug“ durchs Dorf ein. „Dort wurde einfach die Heilige Familie mobil gemacht, auf einen Wagen verladen und im Lichterglanz von einem Traktor durch die Dorfstraßen gezogen“, berichtet Ortschronist Reiner Gasse. Die Hirten „kamen eilend“, wie es in der Bibel heißt, mit ihren Gokarts.

Ziel mit einer Andacht war der geschmückte Christbaum an der Battenfelder Kirchhofsmauer mit seinen Lichtern. „Der schönste Glanz war dabei in den Augen der Kinder zu sehen, der Glanz der Liebe und des Lebens“, schreibt Reiner Gasse. (Karl-Hermann Völker)

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