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Romanvorstellung in Frankenberg: Als Rilkes Tochter einen Schwips hatte

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Von: Martina Biedenbach

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Lesung zum Weltfrauentag: In der Buchhandlung Jakobi in Frankenberg stellte Erika Schellenberger (vorne links) die Roman-Biografie „Alles behalten für immer. Ruth Rilke“ vor.
Lesung zum Weltfrauentag: In der Buchhandlung Jakobi in Frankenberg stellte Erika Schellenberger (vorne links) die Roman-Biografie „Alles behalten für immer. Ruth Rilke“ vor. © Martina Biedenbach

Erika Schellenberger stellte in Frankenberg ihre Romanbiografie über Ruth Rilke vor - der Tochter des berühmten Dichters Rainer Maria Rilke.

Fankenberg – Ein Foto des Dichters Rainer Maria Rilke mit seiner Frau, der Bildhauerin Clara Westhoff, und einem Mädchen in weißem Kleid und mit langen Zöpfen hat das Interesse der Germanistin Erika Schellenberger geweckt. Wer ist dieses Mädchen? Hatte Rilke eine Tochter? Sie ging auf eine siebenjährige Spurensuche. Daraus entstand ein biografischer Roman über Ruth Rilke (1901-1972), Tochter des Dichters und der Bildhauerin, der kürzlich im Verlag Ebersbach & Simon erschienen ist. Titel: „Alles behalten für immer. Ruth Rilke“.

In der Frankenberger Buchhandlung Jakobi stellte Schellenberger am Mittwoch, am Weltfrauentag, ihr Buch vor. „Es ist eine Premiere, meine erste Lesung als Autorin“, sagte die promovierte Literaturwissenschaftlerin zu Beginn ihres Vortrags vor rund 25 Zuhörerinnen und ihrem Ehemann, dem einzigen männlichen Zuhörer.

Das Buch entstand neben ihrer Arbeit als Landeskoordinatorin Literatur und Schule im Büro Kulturelle Bildung des Hessischen Kultusministeriums. Sie ist zudem Vorstandsvorsitzende und Jurymitglied des 2019 in Goßfelden gegründeten Literaturvereins „Zwei Raben: Literatur in Oberhessen“, organisiert Autorenstipendien im ländlichen Raum und kuratiert literarische Ausstellungen. Sie lebt in Marburg.

Erika Schellenberger recherchierte in Rilke-Archiven in Bern und Marbach. Ruth Rilkes Stieftochter Uta Addicks öffnete ihr das Familienarchiv in Fischerhude bei Bremen und berichtete ihr persönlich aus dem Leben der Dichtertochter.

Roman über Rilke-Tochter mit bisher unveröffentlichtem Material

So gelang es Schellenberger, „bisher unveröffentlichtes Material aus erster Hand“ und „wertvolle neue Einblicke“ in Leben und Werk des Dichters und seiner Familie zu bieten. Mit vielen Originalzitaten“, wie es im Klappentext des Romans heißt. Diese biografischen Infos verwob die Autorin zu erzählerischen Szenen. Sie beschreibt zum Beispiel, wie die 15-jährige Ruth in München mit ihrem Vater spazieren geht, ihren ersten Champagner trinkt und nachmittags den Schulunterricht verpasst. Der Vater begründet dies in einem Entschuldigungsschreiben damit, das seine Tochter einen Schwips hatte.

Die Münchener Zeit, so schreibt die Autorin, war wohl die glücklichste Zeit der Familie, denn die kleine Ruth wuchs vor allem bei den Eltern der Mutter auf. Nach dem Tod des Vaters 1926 übernahm und hütete sie dessen Nachlass.

Die Zuhörerinnen in Frankenberg spendeten viel Applaus. Sie lobten die Schilderung der Atmosphäre. „Beim Lesen denkt man, man sei mittendrin“, sagte zum Beispiel Buchhändlerin Inge Jakobi. Eine Zuhörerin bemerkte anerkennend, dass Schellenberger der Randfigur Ruth Rilke zu der ihr gebührenden Aufmerksamkeit verhelfe. (Martina Biedenbach)

Service

Erika Schellenberger: „Alles behalten für immer. Ruth Rilke“, Verlag Ebersbach & Simon, ISBN: 978-3-86915-278-3, 24 Euro.

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