Polizisten sollen „für das Grundgesetz einstehen“

Ob Streife fahren, Spuren sichern oder bei Einsatzkommandos agieren: Die Arbeit bei der Polizei ist abwechslungsreich. Doch welche Voraussetzungen brauchen Interessenten?
Waldeck-Frankenberg – Einstellungsberater Manuel Luxenburger sagt, wer für die Arbeit bei der Polizei geeignet ist – und wer nicht erwünscht ist in Uniform.
Herr Luxenburger, beim Wort Polizei haben die meisten sofort einen Streifenwagen vor Augen. Doch die Arbeit bedeutet mehr, als Streife zu fahren. Wie würden Sie die Vielfalt beschreiben?
Bei uns bewirbt man sich für zwar auf einen Beruf – tatsächlich gibt es aber unzählige Jobs und Möglichkeiten innerhalb der Polizei, wo man arbeiten kann. Das fängt beim Streife fahren an, geht weiter über die Hunde- und Reiterstaffel und beinhaltet sogar die Hubschrauberstaffel. Es gibt viele Bereiche, in denen man sich weiterentwickeln und eigene Interessen und Stärken einbringen kann.
Früher galt: Wer Polizist werden möchte, muss Fachabi oder Abi haben oder einen Meistertitel vorweisen können. Wie sieht der Zugang heute aus?
Das Hochschulzugangsgesetz hat sich geändert. Auch Realschulabsolventen mit abgeschlossener Berufsausbildung können jetzt bei der Polizei studieren. Fachabitur oder Abitur muss nicht mehr nachgeholt werden. Auch ein Meistertitel ist nicht mehr nötig. Bewerber dürfen aber maximal 36 Jahre alt sein. Eine Besonderheit in Hessen ist, dass wir zwei Studiengänge anbieten: Schutzpolizei und Kriminalpolizei.
Welche Voraussetzungen müssen Bewerber ansonsten erfüllen?
Für uns ist ganz wichtig, dass sich Bewerber mit der freiheitlich demokratischen Grundordnung identifizieren. Wir wollen keine Extremisten. Wir suchen Menschen, die die Freiheit und Demokratie, die wir in Deutschland haben, verteidigen und jederzeit für das Grundgesetz und die hessische Verfassung einstehen.
Ansonsten muss man körperlich fit sein. Das überprüft ein Arzt oder eine Ärztin während des Eignungsauswahlverfahrens. Chronische Krankheiten können zum Ausschluss führen. Das wird aber im Einzelfall entschieden. Ein weiteres Ausschlusskriterium ist mehr als plus oder minus 2,5 Dioptrien bei der Sehstärke.
Die Eignungstests der Polizei sind berüchtigt, viele haben Angst, durchzufallen. Wie kann man sich darauf vorbereiten?
Die Angst kann ich nehmen: Wenn man sich vorbereitet – sowohl auf den PC-Test als auch auf den Sport-Test – dann schafft man das auch. Wer aber völlig unvorbereitet kommt, die Tests noch nie gesehen hat, der läuft Gefahr durchzufallen. Für die Vorbereitung ist ein Termin bei der Einstellungsberatung der erste Schritt. Hier gibt es viele Infos. Und dann gilt es, sich körperlich und geistig fit zu machen und die Disziplinen zu trainieren. Wer sich beworben hat, kann an einem Bewerbertraining teilnehmen. Wir spielen den Test durch, wie eine Generalprobe. An den Schwächen kann man dann noch bis zum eigentlichen Test arbeiten.
Wie sieht ein Bewerbertraining aus? Und wie oft wird so etwas angeboten?
In Wiesbaden im Nachwuchsgewinnungszentrum wird fast jeden Tag getestet. Es gibt keine Einstellungsfristen bei der hessischen Polizei. Wenn man sich beworben hat, bekommt man einen Termin für den Test. Der PC-Test, also die kognitive Seite, befasst sich mit Mathematik, Rechtschreibung, logischem Denken. Das sind Themen, die auch bei anderen Einstellungstests abgefragt werden. Auf der Internetseite karriere.polizei.hessen.de kann man manche Aufgaben grob durchspielen, das ermöglicht eine erste Einschätzung.

Nach der Ausbildung war es jahrzehntelang Usus, zunächst für einige Zeit Dienst in Südhessen zu machen. Dies wurde vor einigen Jahren aufgehoben, um den Polizistenbedarf in Nordhessen besser decken zu können. Ist das noch aktuell?
Momentan sind die Chancen, hier in Nordhessen zu arbeiten, sehr groß. Der geburtenstarke Jahrgang geht in Pension, einige Stellen werden neu besetzt. Das kann sich aber auch wieder ändern. Ich sage jedem, der sich bewirbt: „Ihr seid hessische Landesbeamte, es ist möglich, dass ihr auch in südhessischen Regionen eingesetzt werdet“.
Man sollte es als Chance sehen, die polizeiliche Arbeit in Städten wie Frankfurt kennenzulernen. Teilweise ist die Schlagzahl dort sehr hoch, da kann man seine eigene Stressresistenz testen. Es gilt viele verschiedene Deliktsfelder in komprimierter Zeit zu bearbeiten.
Viele wollen sowieso lieber in der Stadt arbeiten. Aber warum kann es sich für junge Polizisten lohnen, in Waldeck-Frankenberg Dienst zu machen?
Auf Polizeistationen in ländlich geprägten Gegenden gibt es für die Polizisten ein sehr umfangreiches Arbeitsspektrum. Viele Anzeigen werden vom Anfang bis zum Ende bearbeitet, also von der Anzeigenaufnahme bis zum Gerichtsverfahren. In größeren Städten sind die Aufgaben breiter verteilt. Außerdem ist der Umgang zwischen Polizei und den Menschen in ländlichen Regionen viel persönlicher. Das schätze ich sehr.
Thema Respekt: Manchen fehlt er gegenüber Polizisten, auch hier gibt es immer mal wieder Angriffe gegen Polizeibeamte. Wie lernt man den Umgang damit?
Natürlich gibt es auch hier Menschen, die die Polizei nicht so gern mögen. Man braucht manchmal ein dickes Fell. Das, was man in der Ausbildung lernt, sollte man beherzigen. Manchen verbalen Angriff muss man abschütteln, beispielsweise, wenn eine Person in Rage ist. Es ist meist nicht persönlich gemeint. Ich würde den Beruf immer wieder wählen. Natürlich gibt es, wie in jedem Beruf, auch negative Seiten. Bei der Polizei sind die dann oftmals medial sehr wirksam. Aber es ist aus meiner Sicht einer der schönsten Berufe der Welt. jj
Weitere Infos zur Ausbildung bei der hessischen Polizei gibt es auf der Karriereseite der Polizei