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Gastgewerbe in Waldeck-Frankenberg: Mehr Betriebe und Personal gefragt

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Von: Stefanie Rösner

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Die Gemeinde Vöhl und die Region rund um Edersee und Nationalpark ist eine beliebte Wanderregion. Für eine Belebung des Tourismus wäre mehr Gastronomie von Vorteil.
Die Gemeinde Vöhl und die Region rund um Edersee und Nationalpark ist eine beliebte Wanderregion. Für eine Belebung des Tourismus wäre mehr Gastronomie von Vorteil. © Stefanie Rösner

Von der Pandemie erholt sich das Gastgewerbe – doch Personalmangel bleibt ein Problem. Bei der Versammlung des Dehoga wurden Lösungsansätze besprochen.

Waldeck-Frankenberg – Das Gastgewerbe hat sich gut von Corona erholt. Jetzt steht die Tourismusbranche in Waldeck-Frankenberg vor anderen Herausforderungen. Das wurde bei der Jahreshauptversammlung der Dehoga-Kreisvereinigung im Nationalparkzentrum in Herzhausen deutlich.

Die Übernachtungszahlen seien fast auf dem Niveau der Zeit vor der Pandemie, erklärte der Dehoga-Vorsitzende Christian Gerlach. Die Betriebe müssten nun mit gestiegenen Energie-, Personal- und Lebensmittelkosten kalkulieren. „Der Gewinn ist daher geringer trotz einer guten Ausgangslage“, sagte Gerlach. Der Personalmangel ist ein Kernproblem, das dazu führt, dass Gaststätten zunehmend ihre Öffnungszeiten reduzieren und weniger Sitzplätze anbieten.

Der Zustrom von Flüchtlingen habe die Suche nach Personal bislang nicht wesentlich erleichtert. „Die meisten Flüchtlinge brauchen lange, bis sie den Weg in die Gastronomie finden“, sagt Christian Gerlach. Zum einen dauere es seiner Erfahrung nach mindestens ein Jahr, bis durch Deutschunterricht die Sprache erlernt sei. Außerdem sei die Gastronomie für viele grundsätzlich nicht so attraktiv wie andere Branchen. Zudem verliere das Gastgewerbe immer wieder gut ausgebildete Arbeitnehmer an andere Branchen. „Sie sind beliebte Arbeitnehmer, weil sie sehr belastbar und oft betriebstreu sind.“

Junge Menschen aus Vietnam als Fachkräfte gewinnen

Als „kleine Lösung“ wurde ein Projekt vorgestellt, über das junge Menschen aus Vietnam als Auszubildende angeworben werden.Sie lernen in ihrem Heimatland Deutsch, werden in einer weiteren Sprachschule in Bad Hersfeld unterrichtet und auf einen Beruf im Gastgewerbe vorbereitet. Danach beginnen sie eine Ausbildung in einem Betrieb im Hotel- und Gaststättengewerbe. So weit die Theorie. Und auch in der Praxis hat das schon funktioniert.

Duong Dao hat das Projekt von „Lila Bildung & Ausbildung“ bei der Jahreshauptversammlung der Dehoga-Kreisvereinigung vorgestellt. Die Initiative wurde 2011 gegründet und vermittelt seit dem Jahr 2015 Auszubildende nach Deutschland. Auch in Waldeck-Frankenberger Betrieben lernen bereits vietnamesische Azubis. Von den Erfolgen berichtete Christian Gerlach, der in seinem Betrieb im Flair-Hotel Werbetal in Nieder-Werbe Vietnamesen ausbildet und gute Erfahrungen gemacht hat. Die jungen Vietnamesinnen und Vietnamesen seien äußerst motiviert, lernwillig und höflich.

Hotelbetreiber berichteten bei der Versammlung davon, dass sie dringend Personal bräuchten für die grundlegenden Tätigkeiten wie etwa im Service und an der Rezeption. Sie berichteten auch von sprachlichen Schwierigkeiten bei Auszubildenden mit Migrationshintergrund. Sprachbarrieren gibt es auch bei den jungen Vietnamesen, daraus machte Duong Dao keinen Hehl. „Auch kulturell gibt es sehr große Unterschiede. Diese Probleme wollen wir lösen.“

Daher gebe es neuerdings eine Sprachschule in Bad Hersfeld, wo die Menschen aus Vietnam, die alle volljährig sind, weitere sechs Monate Deutsch lernen und auch die deutsche Esskultur kennenlernen. Sie lernen dort Teller tragen, Tisch eindecken, kochen, sie lernen Fachbegriffe, typische deutsche Gerichte und Bezeichnungen für Getränke, die für sie bis dahin unbekannt waren.

Christian Gerlach empfiehlt diesen Weg seinen Kollegen. Es sei zwar anstrengend, gewisse Hürden wie die der Sprache zu überwinden, aber es lohne sich, denn die jungen Vietnamesen wollten meist langfristig in Deutschland bleiben.

Interessierte Betriebe sollten sich mindestens ein Jahr vorher melden, wenn sie vietnamesische Auszubildende beschäftigen wollen. Denn das Verfahren mit Visumsantrag brauche seine Zeit. (srs)

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