Becker verabschiedete Fieselers Vorgänger Martin Vollbracht aus Giebringhausen, der das Ehrenamt zehn Jahre lang bekleidet hatte. Er schied aus, weil er Kreislandwirt geworden ist und viele weitere Ämter inne hat. Die Schätzungen mit ihm seien recht gut gewesen, sagte Becker, Vollbracht habe „immer Lösungen gefunden – sein fachlicher Rat war willkommen.“
Als Landwirte seien Volbracht und Biederbick im täglichen Geschäft. „Ihr kennt die Preise.“ Und sie hätten ihre Erfahrungen an Linnekugel weitergegeben.
„Ich habe viel gelernt in der Zeit“, sagte Vollbracht. So habe er bei Seminaren noch etwas über rechtliche Fragen erfahren. Aber es brauche auch Erfahrung und Fachkenntnis. So müsse der Schätzer ermitteln, ob wirklich Wildschweine den Schaden verursacht haben – oder Waschbären oder Dachse: Nur bei den „Schwarzkitteln“ erhalten Landwirte eine Entschädigung. Da gelte es zum Beispiel, Spuren der Bisse an Maiskolben zu untersuchen.
Hilfreich seien die Schadenstabellen, die das Kasseler Regierungspräsidium herausgebe, erklärte Vollbracht. „Ich bin froh, dass die meisten mit den Schätzungen nicht unzufrieden waren.“
Sein Vorgänger Kurt Wagener habe ihm geraten: „Lass dich nicht vereinnahmen.“ Das sei ein guter Hinweis gewesen, er habe immer „Distanz zu beiden Seiten“ bewahrt. Außerdem würden die Schätzer nicht im eigenen Dorf eingesetzt.
Die Zahl der Fälle schwanke, berichtete Vollbracht. 2021 habe er wenig zu tun gehabt, davor sei er fünf, sechs Mal im Jahr zu Schätzungen gefahren. Die Zahl sei deutlich zurückgegangen, seit 2013 Gebühren eingeführt worden seien, berichtet Anke Linnekugel. Seitdem versuchten beide Seiten zunächst, sich ohne Schätzer zu einigen. Vollbracht bot seinem Nachfolger seine Hilfe an.
Auch Gerd Fieseler ist vom Fach: Er hat zwei Ausbildungen als Kfz-Mechaniker und Landwirt absolviert, er betreibt einen Campingplatz in Heringhausen, ist aber auch Landwirt und Lohnunternehmer für Landwirte. Die erste Schätzung hat er bereits als Beobachter verfolgt, demnächst besucht er mit Linnekugel ein Seminar in Alsfeld, um rechtlich auf den aktuellen Stand zu kommen.