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Ein Jahr Ukraine-Krieg: Auswirkungen auch in Waldeck-Frankenberg bis heute spürbar

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Von: Philipp Daum

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Viele Spenden erhalten: Olesia Gebhardt und Vika Pompas sortierten im Feststall in Rhadern mit weiteren Helfern Sachspenden für Flüchtlinge in der Ukraine.
Viele Spenden erhalten: Olesia Gebhardt und Vika Pompas sortierten im Feststall in Rhadern mit weiteren Helfern Sachspenden für Flüchtlinge in der Ukraine. © Stefanie Rösner

Als der russische Angriffskrieg auf die Ukraine heute vor einem Jahr begann, war auch in Waldeck-Frankenberg das Entsetzen groß.

Waldeck-Frankenberg - Die Auswirkungen sind bis heute spürbar: Menschen aus der Ukraine, zumeist Frauen und Kinder, suchen Schutz in den Städten und Gemeinden des Kreises. Die Energiekosten sind massiv gestiegen, die Preise für Lebensmittel auch. Anzeichen, dass der Krieg bald endet, gibt es nicht.

„Der Krieg könnte länger dauern, vielleicht eskalieren, weil Präsident Putin und seine Anhänger kein Umdenken erkennen lassen. Das Leid der Ukrainerinnen und Ukrainer ist furchtbar“, sagt Petra Hegmann, Dekanin im Kirchenkreis Eder. Die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland scheinen aus ihrer Sicht weniger wirksam als angekündigt. „Eine zeitnahe diplomatische Lösung durch Friedensgespräche sehe ich derzeit nicht, so sehr ich sie mir wünsche. Gleichzeitig hoffe ich: Wir halten in Deutschland und in Europa Frieden und Freiheit hoch, auch wenn uns das etwas kostet.“

Krieg sei nicht Gottes Wille. Aber Aggressoren könne man auch nicht einfach gewähren lassen. Hegmann: „Wir denken und reden trotzdem versöhnlich, weil wir nur miteinander eine gute Zukunft haben, auch mit Russland.“

„Der 24. Februar 2022 markiert einen einschneidenden Wendepunkt in der Weltordnung, wie wir sie bisher kannten. Wir verurteilen die russische Aggression aufs Schärfste“, sagen Landrat Jürgen van der Horst und Erster Kreisbeigeordneter Karl-Friedrich Frese. Der Krieg töte Menschen, reiße Familien auseinander und zerstöre Leben. Er habe eine erschütternde Strahlkraft – weltweit und bis in den Landkreis.

Jürgen van der Horst, Landrat in Waldeck-Frankenberg
Jürgen van der Horst, Landrat in Waldeck-Frankenberg © PR

„Ob Energiekrise, Inflation oder Versorgungssicherheit: Die Folgen treffen uns auch alle persönlich. Die schrecklichen Schicksale der Menschen im Kriegsgebiet sind bestürzend. Sie machen uns mehr als betroffen“, sagen van der Horst und Frese. Der Landkreis unternehme alle Anstrengungen, um Menschen, die aus Kriegsregionen fliehen, aufzunehmen. „Dass wir helfen, ist selbstverständlich und nicht verhandelbar. Gleichzeitig stellt dies für den Kreis aber auch eine große Herausforderung dar, die die Kommunen in Zukunft nicht mehr ohne Unterstützung stemmen können.“

Viel Hilfe für Flüchtlinge von Ehrenamtlichen

Unterstützung für die Flüchtlinge aus der Ukraine und die Menschen in der Ukraine gab und gibt es in Waldeck-Frankenberg von vielen Ehrenamtlichen.

Kurz nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine hat sich zum Beispiel in Bad Arolsen die Aktion „Waldeck hilft der Ukraine“ gebildet. Die zehnköpfige Gruppe hat zunächst Flüchtlinge auf dem Weg aus der vom Krieg gezeichneten Heimat in Bad Arolsen unterstützt und umgekehrt Hilfsgüter in das osteuropäische Land geliefert.

Inzwischen konzentriert sich die Arbeit stärker auf die Menschen hier im Arolser Raum, wie die Lehrerin Marianna Marinets berichtet. Sie hat die ersten Hilfsaktionen initiiert. Ein rühriges Team, unter anderem mit dem Geschäftsmann Ulf Stracke, und die Kirchen sind in die Organisation eingebunden.

Zwölf Hilfskonvois mit mehreren beladenen Transportern haben zudem Ehrenamtliche um Manuel und Olesia Gebhardt vom Pflegezentrum Lichtenfels sowie seine aus der Ukraine stammenden Mitarbeiter Igor und Vika Pompas im Laufe des vergangenen Jahres in das Kriegsgebiet organisiert. Unterstützt wurden sie bei den Fahrten vom Pflegezentrum Lichtenfels und mehreren Firmen aus der Region, die Fahrzeuge zur Verfügung stellten, sowie von der Evangelischen Kirche und der Stadt Lichtenfels, vor allem aber von ehrenamtlichen Helfern.

Haltbare Lebensmittel, Medikamente, Verbandsmaterial, Windeln, Hygieneartikel, Decken, Kleidung, Babynahrung – all das brachten sie an die rumänisch-ukrainische Grenze, wo die Hilfsgüter an Kontaktpersonen aus der Ukraine übergeben wurden, die sie dann zumeist weiter in die Stadt Herta zur weiteren Verteilung an Hilfsbedürftige und Soldaten brachten.

Rund 4000 Kilometer haben die Fahrer jedes Mal zurückgelegt, sie waren insgesamt jeweils 85 Stunden unterwegs, davon 70 Stunden im Auto. Auf den Rückfahrten nahmen sie Flüchtlinge mit, die in verschiedenen Orten in Deutschland eine vorübergehende Bleibe fanden. Und das sind nur einige Beispiele.

Viessmann spendete 5 Millionen Euro

Auch Firmen und andere Institutionen setzen sich für die Betroffenen ein. Die Viessmann-Werke in Allendorf-Eder, mit 4700 Mitarbeitern größter Arbeitgeber im Landkreis, berichtete im Dezember von einer Spende über 5 Millionen Euro. „Über große Hilfsorganisationen wie Unicef, Deutschland hilft und Ärzte ohne Grenzen geht das Geld maßgeblich an Kinder und Familien in und aus der Ukraine, die ganz besonders unter den Folgen dieses grausamen Krieges leiden“, teilte die Firma anlässlich des Jahrestags des Kriegsbeginns auf Anfrage mit.

„Unsere Gedanken sind bei den vielen tausend Menschen, die durch Putins Angriff auf die Ukraine unbeschreibliches Leid erfahren. Als große Viessmann-Familie tun wir, was wir können“, sagt Prof. Dr. Markus Pfuhl, Generalbevollmächtigter der Viessmann-Gruppe. 

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