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Klärwerk-Chemie in Waldeck-Frankenberg: Lieferengpässe und höhere Preise

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Von: Klaus Jungheim

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Blick auf einen Teil des Klärwerks Frankenberg: Das Einhalten der Phosphat-Grenzwerte beim Einleiten des Wassers in die Eder ist auch für die Betreiber dort eine Herausforderung. Denn ein Engpass beim Bezug von Fällmitteln, die Klärwerke zur chemischen Reinigung des Abwassers benötigen, ist nicht ausgeschlossen.
Blick auf einen Teil des Klärwerks Frankenberg: Das Einhalten der Phosphat-Grenzwerte beim Einleiten des Wassers in die Eder ist auch für die Betreiber dort eine Herausforderung. Denn ein Engpass beim Bezug von Fällmitteln, die Klärwerke zur chemischen Reinigung des Abwassers benötigen, ist nicht ausgeschlossen. © Klaus Jungheim

Das Einhalten der Phosphat-Grenzwerte beim Einleiten des Wassers in die Flüsse ist für alle Betreiber von Klärwerken in Waldeck-Frankenberg von großer Bedeutung. Daher bereitet der bundesweit zunehmende Mangel an sogenannten Fällmitteln, die Klärwerke zur chemischen Reinigung des Abwassers benötigen, den Verantwortlichen Kopfzerbrechen.

Waldeck-Frankenberg – Der Mangel an sogenannten Fällmitteln, die Klärwerke zur chemischen Reinigung des Abwassers benötigen, wird auch in Waldeck-Frankenberg zu einem Problem. Vereinzelt gibt es bereits Lieferengpässe. Problem für alle Betreiber: Die Preise für Fällmittel sind stark gestiegen.

Wegen der hohen Energiekosten wird seit Monaten weniger Salzsäure produziert. Diese ist Grundlage zur Herstellung von Eisen- und Aluminiumsalzen. Und diese wiederum werden in Klärwerken zur Bindung von Phosphaten im Abwasser gebraucht. Ohne den Einsatz von Fällmitteln können Klärwerke unter Umständen die Phosphat-Grenzwerte nicht einhalten und müssten das Wasser dann mit erhöhter Konzentration in die Flüsse einleiten. Wegen des Fällmittel-Mangels haben andere Bundesländer (etwa Niedersachsen) Klärwerken bereits eine Ausnahmegenehmigung in Aussicht gestellt, Abwasser mit Phosphat-Gehalten über dem Grenzwert einleiten zu dürfen. In Hessen ist dies (noch) nicht der Fall.

Wie eine Umfrage unserer Zeitung bei Betreibern im Landkreis Waldeck-Frankenberg ergab, wird fieberhaft daran gearbeitet, den Grenzwert einzuhalten. In Gemünden beispielsweise werden zwei Anlagen mit Phosphatfällung, die Kläranlagen Gemünden und Grüsen, betrieben. Bürgermeister Frank Gleim: „Die dazu notwendige Fällmittelbeschaffung ist schwieriger und teurer geworden. Wir sind weiter gehalten, die Grenzwerte einzuhalten. Unsere Mitarbeiter bemühen sich mit den Möglichkeiten der Steuerungsprozesse auf den Anlagen, den Verbrauch des Fällmittels so weit wie möglich zu minimieren und dabei die Grenzwerte gerade noch so einzuhalten.“

In der Kläranlage Bad Wildungen wurden die Prozesse optimiert, um so den Fällmittelverbrauch zu senken. Wie Dipl.-Ing. Petra Schirmacher, Bauamtsleiterin bei der Stadt Wildungen, berichtete, „hatten wir dort keine Probleme, die Überwachungswerte einzuhalten. Für unsere vier anderen kleinen Kläranlagen besteht die Problematik mit dem Fällmittel so nicht, da die benötigten und eingesetzten Mengen sehr gering sind“.

In Frankenberg werden „alle technischen Möglichkeiten genutzt, um die Grenzwerte einzuhalten. Des Weiteren wurden die Lagerkapazitäten erhöht, um Lieferengpässen entgegenzuwirken“, schilderte Hermann Greis, Bereichsleiter Abwasser und Planung bei der Energie-Gesellschaft Frankenberg (EGF).

Relativ gut läuft es beim Abwasserverband Ittertal – ein Zusammenschluss der Städte Korbach und Lichtenfels sowie der Gemeinde Vöhl auf dem Gebiet der Abwasserbeseitigung. Der Verband betreibt unter anderem die zwischen Thalitter und Herzhausen gelegene Kläranlage Ittertal. Nach Auskunft von Klärwerksleiter Mario Angenendt „werden wir als langjähriger Bestandskunde von unserem Lieferanten bis jetzt ohne größere Probleme beliefert“.

Probleme bei der Beschaffung seien frühzeitig mitgeteilt worden. So habe man gut darauf reagieren können. Allerdings: „Wir merken auch, dass sich im vergangenen Jahr die Lieferzeiten verlängerten, nicht immer die bestellten Mengen geliefert werden konnten und sich die Preise für Fällmittel verdoppelt haben.“

Die Kläranlage Ittertal reinigt das Abwasser von rund 50 000 sogenannter Einwohnerwerten und hat einen jährlichen Verbrauch von ca. 390 Tonnen Fällmittel als Eisen-II-Chlorid und Eisen-III-Chlorid Lösung.

Nach den weiteren Angaben von Klärwerksleiter Mario Angenendt „haben wir im Jahr 2019 unsere Fällmittel-Lagertanks durch größere ersetzt und können dadurch besser wirtschaften und früher Ware nachbestellen. Auch eine Regelung, die durch kontinuierliche Messung des Phosphatgehalts im Abwasser die eingesetzte Fällmittelmenge optimiert, hilft uns bei der Einsparung“.

Als 4+-Anlage (Einleitung in eine Talsperre/Edersee) müsse der Abwasserverband Ittertal niedrigere Grenzwerte bei Phosphat einhalten als andere Kläranlagen gleicher Größenklasse. „Dies konnten wir ohne Probleme sicherstellen und gilt auch für die Kläranlage Oberes Aartal bei Hillershausen, die von uns mit betreut wird. Für die Zukunft hoffen wir, dass sich die Situation stabilisiert“.

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