Über die Planungen haben sich die Architektin Ute Friedrich aus Marienhagen, die Leiterin Anja Schmidt und Anke Linnekugel vom Bauamt der Gemeinde gründlich Gedanken über gemacht. Schließlich galt es auch, die Abläufe und die pädagogische Arbeit zu verbessern.
„Das ist eine total tolle Vernetzung“, sagt Schmidt, „die Gemeinde hat uns immer mit einbezogen – das ist nicht selbstverständlich. Dafür sind wir sehr dankbar.“ Für den Diplom-Ingenieur Lothar Lemberg vom Bauamt ist es selbstverständlich: Die Gemeinde arbeite „nutzungsorientiert“, betont er. „Wir haben immer gute Lösungen gefunden“, sagt Schmidt.
Bürgermeister Volker Becker erinnert daran, dass wegen der langen Bauzeit immer neue Vorschriften zu berücksichtigen waren. Sie waren auch Anlass für die ersten Schritte: Schon 2016 begann der erste Bauabschnitt, der wegen Auflagen des Brandschutzes erforderlich war.
Die Gemeinde habe dabei vom Kommunalen Investitionsprogramm des Landes profitiert, berichtet Becker. Türen und das Treppengeländer seien erneuert worden, erläutert Friedrich, außerdem musste ein zweiter Fluchtweg eingerichtet werden. Neu sind auch die Dachfenster, die als Schutz vor Sommerhitze mit einer Spezialfolie beschichtet sind.
Froh ist Schmidt über den 2017 ausgebauten Lagerraum, in dem Spiele und Material in Regalen bereit stehen. Nebenan liegt der Teamraum für Besprechungen.
Das Obergeschoss steht allen über Dreijährigen offen. Ein alter Gruppenraum mit neu geschaffener „Kuschelecke“ dient ihnen derzeit als „Weihnachtszimmer“ mit Christbaum und Krippe. In der Caféteria, können sich die Kinder am Frühstücksbuffet ihre Mahlzeit zusammenstellen. Außerdem gibt es die Bücherei mit „Lesehöhlen“.
Während der Corona-Pandemie begann der zweite Abschnitt im laufenden Betrieb. Weil nicht alle Kinder in der Betreuung waren, seien die Arbeiten etwas entspannter gewesen, berichtet Schmidt. Noch immer begeistert ist sie, wie die Handwerker mit den wissbegierigen Kindern umgegangen sind.
Zu tun war einiges, wie Friedrich berichtet. Neue Heizkörper und Thermostatventile mussten eingebaut werden, die Elektrik, die Beleuchtung und Türen wurden erneuert. Die Wände wurden mit abwaschbarer Farbe gestrichen. In den bisherigen Gruppenräumen kamen die Glasbausteine raus, in allen Räumen wurden neue Bodenbeläge verlegt.
Die früher festen Gruppenräume gibt es nicht mehr – nach dem „offenen Konzept“ der Tagesstätte entscheiden die Kinder ab drei selbst, wo sie spielen und lernen wollen. Nach dem gemeinsamen Morgenkreis der roten, blauen und lilanen Tulpengruppe teilen sie sich je nach Interesse auf. Dafür wurden der Bau- und der Kunstraum eingerichtet. Die Zweijährigen der „minigelben Tulpengruppe“ haben zwei nebeneinanderliegende Räume für sich.
Mit am beliebtesten seien das „Verwandlungszimmer“ im Obergeschoss und der neu gestaltete Turnraum, berichtet Schmidt. Dort ist an der Decke ein flexibles System verankert, mit dem sich zur Förderung der Motorik verschiedene Geräte wie verschiedene Schaukeln, ein Schwebetuch oder Netze anbringen lassen. Außerdem gibt es eine Kletterwand.
Verschwunden ist der alte Waschraum: Stolz ist das Team auf das neue „multifunktionale Erlebnisbad“ mit einem gekachelten Becken für Wasserspiele, einer Dusche, reinem Etagenwaschbecken mit drei unterschiedlichen Höhen und einer ausgeklügelten neuen Wickelecke. „Die Kinder wollten Toiletten zum Abschließen“, sagt Schmidt. Die Armaturen haben einen Verbrühschutz.
Der ehemalige zweite Waschraum wurde aufgeteilt. In einem Teil befindet sich das Waschbecken für den Kunstraum, dahinter liegt eine höhenverstellbare Behindertentoilette. In der zweiten Raumhälfte hat das Team eigene Fächer erhalten, außerdem werden dort die „Schmutzsachen“ und Gummistiefel der Kinder aufbewahrt. Der ehemalige Abstellraum neben dem Turnraum wurde als Zimmer für Elterngespräche hergerichtet.
Erneuert wurde auch das Büro der Leitung, dort entstanden auch Arbeitsplätze auch für die Kolleginnen.
Auch der Flur wurde erneuert. Dort wurden auch neue Gadroben eingebaut, die aus den ehemaligen Gruppenräumen verlagert wurden. Sie sind geschlossen, was für ein ordentliches, ruhiges Bild sorgt. Neu ist eine Rezeption im Eingangsraum, die beiden roten Sofas sind geblieben.
Voll aufgegangen ist nach Meinung des Teams das ganzheitliche Farbkonzept von Friederike Diegel nach Methoden des „Business-Feng-Shui“. Nach einer Analyse legte sie ein Konzept der Wandfarben fest und stellte Materialien für Fußboden, Türblattoptik oder Mobiliar zusammen – dazu gehören die geschlossenen Gaderoben und kleine Bänke. In einzelnen Räumen wurden Türen geschlossen, sodass kein Durchgangszimmer mehr vorhanden ist.
„Es wirkt wohnlich“, urteilt Lemberg. Das Ergebnis habe die Gemeinde derart überzeugt, dass die Arolserin auch bei der Neugestaltung der Kindergärten in Vasbeck und Heringhausen beraten solle.
Auch außen hat sich viel getan. Die einst dunkelrote Fassade ist heller geworden. Am neu gestalteten Eingang stehen Fahrradständer. Daneben ist das Kita-Logo gut sichtbar angebracht.
Auch das Außengelände hinterm Haus wurde neu gestaltet. Dort stünden nicht wie üblich Schaukel oder Wippe, betont Becker: Die Kinder können sich ihre eigenen Erlebniswelten schaffen. Die neuen Geräte haben die Eltern schon vor Corona mit vielen Eigenleistungen aufgebaut, der Förderverein finanzierte Neuanschaffungen. In diesem Herbst gab es noch eine Pflanzaktion.
Im ersten Bauabschnitt seien Gesamtkosten von 236 000 Euro angefallen, berichtet Friedrich. Die Gesamtkosten im zweiten Bauabschnitt liegen bei rund 447 000 Euro. Für Becker gut angelegtes Geld: „Kinder sind unsere Zukunft.“ Außerdem sei eine gute Kinderbetreuung auch ein Standortfaktor, der mit über den Zuzug von Familien entscheide.
Zuschüsse gab es vom Bund, das Land steuerte knapp 298 000 Euro bei, der Kreis stockte seine Förderung auf 81 400 Euro auf, bis zu zehn Prozent trägt die Kirche, die alle drei Diemelseer Kindergärten betreibt.
Für die Möblierung der Räume gab es bei Anschaffungskosten von 11 600 Euro einen Zuschuss von 9294 Euro aus dem Regionalbudget der Leader-Region Diemelsee-Nordwaldeck. Das Landesprogramm „Starkes Dorf“ finanzierte für 5000 Euro weitere Ausstattungen. Insgesamt liege die Förderung bei rund 90 Prozent, stellt Becker fest. -sg-