1. Startseite
  2. Lokales
  3. Frankenberg / Waldeck
  4. Korbach

Containerdorf für Flüchtlinge in Korbach ist bezugsfertig

Erstellt:

Von: Philipp Daum

Kommentare

Voll ausgestattete Wohneinheit: Davon gibt es im Containerdorf für Flüchtlinge in Korbach 144. Platz haben hier zum Beispiel zwei Erwachsene. Aber auch eine Mutter mit zwei Kindern kann hier untergebracht werden.
Voll ausgestattete Wohneinheit: Davon gibt es im Containerdorf für Flüchtlinge in Korbach 144. Platz haben hier zum Beispiel zwei Erwachsene. Aber auch eine Mutter mit zwei Kindern kann hier untergebracht werden. © Philipp Daum

Es bietet Platz für bis zu 288 Flüchtlinge, die ab Mitte März einziehen werden: Nach nur dreieinhalb Monaten Bauzeit ist das Containerdorf in Korbach bezugsfertig.

Betrieben wird das Wohnquartier vom Landkreis Waldeck-Frankenberg. Während eines Pressetermins am Dienstag, 7. März, stellten Landrat Jürgen van der Horst, Erster Kreisbeigeordneter Karl-Friedrich Frese und der Leiter der Flüchtlingsunterkunft, Friedhelm Schmidt, das Containerdorf vor.

„Gemeinsam mit der Stadt Korbach, den beauftragten Firmen, der Feuerwehr und unseren kreiseigenen Fachdiensten konnte innerhalb kürzester Zeit die Siedlung errichtet werden“, sagten van der Horst und Frese. „Allen Beteiligten möchten wir für ihren Einsatz danken.“

Die Unterkunftsmöglichkeiten für geflüchtete Menschen befinden sich auf dem 9000 Quadratmeter großen Gelände eines früheren Möbelhauses an der Kreuzung Flechtdorfer Straße/Nordring. Das Wohnquartier besteht aus fünf Blöcken mit Wohncontainern, in denen sich auch sanitäre Anlagen befinden. Außerdem gibt es ein Koch- und ein Waschzelt. In den nächsten Tagen sollen dort vor allem geflüchtete Menschen aus der Ukraine – meist Frauen mit Kindern – einziehen. Bisher waren diese Menschen in der Notunterkunft in Allendorf-Eder oder in Unterkünften in Willingen und Usseln untergebracht.

In die Wohncontainer in Korbach sind kleine abschließbare Wohneinheiten eingebaut worden – jede von ihnen ausgestattet mit zwei Betten und Schränken, Tischen und Stühlen sowie einem Kühlschrank. Zudem wird allen Bewohnern eine Grundausstattung von Koch- und Waschutensilien zur Verfügung gestellt. In den Gemeinschaftsbereichen der einzelnen Wohnblocks wird es Begegnungs- und Sitzmöglichkeiten geben. Dort können die Bewohner beispielsweise auch gemeinsam essen.

Landrat und Erster Kreisbeigeordneter machten auf das „schlimme Schicksal“ der vom Krieg betroffenen Menschen aufmerksam. Sie betonten, dass die Hilfe für Flüchtlinge unverhandelbar sei. Die Kommunen müssten allerdings künftig noch mehr Unterstützung bei der Bewältigung dieser Aufgabe bekommen. „Wir stehen in Waldeck-Frankenberg für eine weltoffene Gesellschaft. Wir können die Rahmenbedingungen, die nötig sind, damit wir den Menschen helfen, hier sicher zu leben, aber nur gemeinsam mit Land und Bund schaffen“, sagten van der Horst und Frese.

24 Küchennischen und ein Spielplatz

Der Standort für das Containerdorf an der Flechtdorfer Straße in Korbach – unweit des Stadtzentrums – ist bewusst gewählt worden: „Durch die günstige Lage und die Nähe zu Innenstadt und Lebensmittelgeschäften können sich die Menschen eigenständig versorgen. Im eigens dafür eingerichteten Küchenzelt stehen für die Zubereitung von Mahlzeiten 24 Küchennischen zur Verfügung“, sagte Landrat Jürgen van der Horst beim Rundgang durch das bezugsfertige Wohnquartier für Flüchtlinge. Im Waschzelt seien 20 Waschmaschinen und Trockner eingebaut worden.

Geplant ist, dass die ersten Flüchtlinge – zumeist ukrainische Mütter mit ihren Kindern – am 14. März in das Containerdorf einziehen. Parallel dazu soll auch noch der Außenbereich des Geländes final hergerichtet werden. „Auf den Flächen zwischen den Wohnblocks sollen draußen Sitzmöglichkeiten entstehen sowie ein kleiner Spielplatz für die Kinder der geflüchteten Familien“, sagte Friedhelm Schmidt, Leiter der Flüchtlingsunterkunft. Er berichtete zudem, dass im Zuge des Aufbaus des Containerdorfes vier Pappeln gefällt worden seien – dies habe mit Blick auf die Sicherheit der Bewohner geschehen müssen. „Ein Baumgutachter hatte uns zuvor bestätigt, dass hier Gefahr im Verzug sei“, so Schmidt.

Im Koch- und Waschzelt des Containerdorfs für Flüchtlinge in Korbach sind die Geräte schon angeschlossen.
Im Koch- und Waschzelt des Containerdorfs für Flüchtlinge in Korbach sind die Geräte schon angeschlossen. © Philipp Daum

Im Eingangsbereich des Wohnquartiers gibt es außerdem einen Verwaltungsblock, von dem aus der Betrieb der Unterkunft gesteuert wird und wo sich auch der zentrale Zugang zum Gelände befindet. Aus Sicherheitsgründen ist das Gelände mit einem Zaun eingesäumt. Zudem wird es rund um die Uhr eine Unterstützung durch einen Sicherheitsdienst geben.

Die engere Betreuung der Menschen vor Ort wird durch den DRK-Kreisverband Korbach-Bad Arolsen sichergestellt. Geleitet und organisiert wird die Unterkunft vom Fachdienst Soziale Angelegenheiten des Landkreises.

350 000 Euro Kosten pro Monat

Die Kosten für den Aufbau des Containerdorfes – inklusive Herrichtung des Platzes mit Hoch und Tiefbau, Aufbau der Container und Zelte, Versorgungsleitungen, Brandschutz sowie der gesamten Möbel und der technischen Ausstattung – belaufen sich auf rund 1,2 Millionen Euro.

Die laufenden Kosten für Containermiete, Wasser, Strom und die Kosten für die Dienstleistungen wie Betreuung, Reinigung und Sicherheitsdienst betragen etwa 350 000 Euro monatlich. Mit dem Unternehmen, das die Container bereitstellt, besteht ein Mietvertrag über drei Jahre – mit Option auf Verlängerung um weitere zwei Jahre.

Container im Schneegestöber: Friedhelm Schmidt, Jürgen van der Horst und Karl-Friedrich Frese (von links) führten gestern durch das Containerdorf. Hier stehen sie in einem der Flure, der als Aufenthaltsraum dient.
Friedhelm Schmidt, Jürgen van der Horst und Karl-Friedrich Frese (von links) führten am Dienstag, 7. März, durch das Containerdorf für Flüchtlinge in Korbach. Hier stehen sie in einem der Flure, der als Aufenthaltsraum dient. © Philipp Daum

„Rund Dreiviertel dieser Gesamtkosten werden dem Landkreis Waldeck-Frankenberg von Land und Bund erstattet“, sagte Landrat Jürgen van der Horst.

Erster Kreisbeigeordneter Karl-Friedrich Frese wies darauf hin, dass es bei den Flüchtlingsunterkünften in Willingen und Usseln keine Option für die Fortsetzung der Mietverträge gegeben habe. Außerdem sei der Wohnungsmarkt im gesamten Kreisgebiet sehr angespannt. Der Aufbau eines Containerdorfes für Flüchtlinge in Korbach sei deshalb sinnvoll und notwendig gewesen.

Containerdorf für Flüchtlinge in Korbach ist bezugsfertig
Außenansicht: Das Containerdorf für Flüchtlinge in Korbach ist bezugsfertig. © Philipp Daum

„Da im Containerdorf in Korbach nun bis zu 288 Flüchtlinge untergebracht werden können, wird die Notunterkunft in der Mehrzweckhalle in Allendorf demnächst aufgegeben“, sagte Frese, ohne ein konkretes Datum zu nennen. Auf Anfrage unserer Zeitung sagte der Allendorfer Bürgermeister Claus Junghenn dazu: „Mit dem Landkreis ist besprochen, dass die Halle im Laufe der zweiten Jahreshälfte nicht mehr zur Flüchtlingsunterbringung benötigt wird. Zur Zeit sind dort 163 Personen untergebracht, für Mittwoch sind 15 Zugänge angekündigt. Mitte März sollen 79 Personen nach Korbach umziehen.“

Das sagt Korbachs Bürgermeister Klaus Friedrich

„Mit der Errichtung des Containerdorfes wird ein geordneter Zuzug nach Korbach gewährleistet. Wir stehen in der Verantwortung, Menschen zu helfen, die unter dem fürchterlichen Krieg in der Ukraine leiden. Dieser Aufgabe stellen wir uns“, sagte Korbachs Bürgermeister Klaus Friedrich. Die Wohneinheiten im Containerdorf seien einfach, aber trotzdem menschenwürdig. Er danke allen, die in der Flüchtlingshilfe aktiv seien.

Auch interessant

Kommentare