Eichenlaub äußert sich erstmals, weiß aber von nichts

Kassel. Im Prozess wegen Untreue, Betrugs und Bestechlichkeit hat sich Ex-Landrat Helmut Eichenlaub nach knapp vier Monaten erstmals zu den Geldgeschäften in der Schweiz geäußert.
Fazit aus der Perspektive von Prozessbeobachtern: Mein Name ist Hase, ich weiß (fast) von nichts.
Eichenlaub ließ bei der Verhandlung am Montag seine Erklärungen durch seinen Rechtsanwalt Stefan Bonn verlesen. Unter Eichenlaubs Ägide als Landrat habe der Kreis seit 2001 viele gewinnbringende Geschäfte getätigt, Kapital erfolgreich angelegt – im Geschäft mit der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) und deren Tochterunternehmen von „Hannover Leasing“ bis zur schweizerischen Privatbank „LB Swiss“.
Ab Frühjahr 2006 folgten die im Prozess bedeutsamen öffentlichen Kapitalanlagen bei der „LB Swiss“ – zunächst des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft, dann des Landkreises und schließlich auch von EWF. Dies addierte sich zwischenzeitlich auf rund 38 Millionen Euro.
Fiasko mit „Schrott-Rente“
Eichenlaub verhehlte nicht, dass es bei den Gesprächen mit der Helaba oder der „LB Swiss“ seit etwa 2005 wiederholt auch um seine seit 1998 laufende private „Schrott-Rente“ ging: eine riskante Versicherung als Altersvorsorge (Lex-Konzept-Rente) mit einem Volumen von damals über einer Million Mark. Er sei mit Versprechungen und „gigantischen“ Renditen gelockt worden, tatsächlich habe ihm aber ein „Fiasko“ gedroht bis hin zur privaten Insolvenz, wie Eichenlaub mündlich auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters erklärte.
Provisionen nie gefordert?
Mithilfe eines Anwalts bereitete Eichenlaub damals eine mögliche Klage vor gegen die Helaba, zumal auch andere Kunden gegen die Schrot-Rente juristisch aktiv waren.
Da schaltete sich der mit Eichenlaub beschuldigte damalige Sparkassenmanager ein und forderte von der Helaba eine Lösung: „Ich hielt eine Klage, die möglicherweise öffentlich würde, für keine gute Idee“, sagte der Sparkassenmanager vor Gericht.
Anfang Oktober 2006 kam es offenbar zu einem Treffen mit dem damaligen Vorstandschef der „LB Swiss“, Eichenlaub und dem Sparkassenmanager – auf dem Golfplatz in Waldeck. Am Abend seien dann in Eichenlaubs Haus in Schreufa die privaten Details allein mit dem LB-Swiss-Chef fixiert worden, schilderte Eichenlaub. Unterzeichnerin war dessen Ehefrau.
Damals seien 130 000 Schweizer Franken als Entschädigung vereinbart worden. Niemals habe er aber dabei Provisionen oder „Retrozessionszahlungen“ gefordert, sagte Eichenlaub. Vom Begriff „Retro“ habe er erstmals im Laufe des Verfahrens gehört.
Offen blieb gestern, warum dann die „Retros“ auf ein von Eichenlaub benanntes Konto flossen, die er teils sogar bar in Zürich abhob. (jk)
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