Humanitäre Hilfe Korbach bereitet neuen Transport in die Ukraine vor

In Kriegszeiten ist ihre Unterstützung wichtiger denn je: Die Humanitäre Hilfe hat allein im vergangenen Jahr 20 Lkw-Ladungen mit insgesamt 160 Tonnen medizinischer Ausrüstung, Lebensmitteln und Hygieneartikeln in die Ukraine gebracht.
Korbach – Von Kampfhandlungen kaum betroffen, ist der Krieg doch allgegenwärtig: Die Stadt und die Region Czernowitz im Südwesten der Ukraine spielen eine wichtige Rolle bei der Aufnahme von Binnenflüchtlingen – aktuell mehr als 200. 000 Menschen: Frauen, Kinder, Alte, Invaliden. „Sie sind aus den zerstörten Gebieten geflohen, mit dem, was sie tragen konnten, quasi noch mit den Hausschuhen an den Füßen“, sagt Evgeny Sizov, Vorsitzender der Humanitären Hilfe Korbach. Zu Beginn des Krieges wurden die Flüchtlinge überall, wo es ein Dach gab, untergebracht. Mittlerweile würden viele öffentliche Gebäude zu Flüchtlingsunterkünften umgenutzt, so Sizov.
Seit 2017 bringt der Verein Hilfsgüter und ausgediente Feuerwehrfahrzeuge aus Vöhl und Korbach in die Region um Czernowitz, doch so überlebenswichtig, wie seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine war die Unterstützung der Korbacher noch nie. Wie der Alltag für die Menschen in der Stadt aussieht, berichtet Anton Kazanskiy, Chefarzt der Kinderklinik in Czernowitz, am Telefon: „Die Lebensqualität hat sich seit Beginn des Krieges enorm verschlechtert. Die Lebensmittel sind teuer geworden, die medizinische Versorgung ist zu einem großen Teil zusammengebrochen.“ Das größte Problem für die Kinderklinik seien die Blackouts, sagt Kazanskiy: „Wir werden täglich vom Stromnetz getrennt.“ Die Folgen: Fahrstühle sind über Stunden außer Betrieb, Eltern müssen ihre Kinder durch das Klinikgebäude tragen, es gibt keine warmen Mahlzeiten. Besonders kritisch sei die Situation für Patienten, die beatmet werden müssten, beispielsweise während einer Narkose, sagt der Kinderarzt.

Die Korbacher Helfer haben das Kinderkrankenhaus unter anderem mit Krankenhausbetten versorgt. Kazanskiy ist dafür sehr dankbar, doch der Bedarf, um alle Patienten gut versorgen zu können, ist noch größer: „Wir brauchen mehr medizinische Geräte wie Defibrillatoren oder spezielle Pumpen“, sagt der Arzt. Sein großer Wunsch: Ein Krankenwagen für die Klinik. Eine Zeit lang hatte Kazanskiy die kleinen Patienten in seinem eigenen Auto transportiert, seit Kurzem steht ihm ein alter Mannschaftstransportwagen von einer deutschen Feuerwehr zur Verfügung. „Für solche Zwecke ist aber auch der nicht ausgestattet“, sagt Bernd Klaus, Zweiter Vorsitzender der Humanitären Hilfe. Viele der Kinder seien in einem instabilen Zustand.
„Wir erfahren hier große Dankbarkeit“, sagt Bernd Klaus. Aber die Menschen in Czernowitz bräuchten weiter Unterstützung. Der erste Transport in diesem Jahr wird derzeit vorbereitet und soll in etwa zwei Wochen starten. Sachspenden wie Decken, Schlafsäcke und warme Kleidung nimmt die Humanitäre Hilfe bei der Spedition Brass in Mengeringhausen, Landstraße 2b, wochentags von 8 bis 18 Uhr entgegen.