Korbacher Theaterwoche: „Die Räuber“ sehr frei nach Schiller gespielt

Zwölf Jugendliche, darunter die zwei ungleichen Brüder Karl und Franz, stürmen mit Gesang und lauter Musik die Bühne. Noch sind sie keine Räuber. Es sind Jugendliche, die ausgelassen und fröhlich feiern, doch ihre Ängste, Enttäuschungen, Hoffnungen, ihre Entfremdung lassen sich nicht verbergen.
Korbach – Die zwölf jugendlichen Schauspieler der Klassenstufen 12 und 13 und einige ehemalige Schüler, erobern sich ihre Welt auf der Bühne ganz im Zeichen des Sturm und Drang, orientiert an dem Schiller’schen Gedanken ‚ Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt’. orientiert.
Die Geschichte der Räuber entwickelt sich aus einem Familienkonflikt, dem Streit zwischen den Brüdern. Der erstgeborene Karl, ist ein Freigeist, sein jüngerer Bruder steht ständig on seinem Schatten und fühlt sich von allen ungeliebt. Beide umwerben Amalia, die sich aber längst für Karl entschieden hat. Als der Vater schließlich seinen jüngsten Sohn verstößt, schließt der sich einer Räuberbande an und wird zu ihrem Hauptmann. Er will gegen Unrecht und für Gerechtigkeit kämpfen. Viele junge Menschen folgen ihm.
Vereint durch die jugendliche Wut kämpfen sie mit steigende Gewalt gegen die Obrigkeit und die bestehende Ordnung. Sie schreien laut und werden immer lauter, als ob ihr Kampf so gerechter würde und eigenes Unrecht verdeckt. Immer ist die ganze Gruppe mit Musik in Bewegung. Es wird geklettert, gelaufen, gefallen, gesprungen, getanzt, gesungen, geweint und gelacht. Die Spielfreude der Jugendlichen nimmt das Publikum mit durch den Konflikt zwischen Gefühl und Verstand und das Verhältnis von Gesetz und Freiheit.
Sie sprechen, Schillers und ihren eigenen Text mal im Chor, mal als Kanon oder satzweise aufgeteilt. Die Individuen werden aufgelöst. Jeder kann der andere sein. So werden mehrere Perspektiven auf einen Menschen sichtbar.
Die Anarchie auf der Bühne folgt dem Original mit Streit, Gewalt und schließlich Mord, auch in den eigenen Reihen. Jetzt schwebt über den Gesetzlosen die Frage: Was bleibt noch? Mehr Terror im Namen der Freiheit? Zurück zu dem was sie einmal Heimat nannten? Was passiert mit diesem Drang nach Freiheit und Veränderung? Wie werden Menschen, um an ihre Ziele zu gelangen?
Es wird zum ersten Mal ruhig und still auf der Bühne. Die Jugendlichen stehen an der Rampe und schauen schweigend ins Publikum. Das Spiel ist zu Ende. Ein lang anhaltender Applaus beginnt. (Barbara Liese)