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Streik droht bei Weidemann in Korbach

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Von: Lutz Benseler

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Bei Weidemann droht der Arbeitskampf: Zuletzt gab es dort im November einen Warnstreik der IG Metall im Rahmen der Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie. Archivfoto: Stefanie Rösner
Bei Weidemann droht der Arbeitskampf: Zuletzt gab es dort im November einen Warnstreik der IG Metall im Rahmen der Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie. Archivfoto: Stefanie Rösner © Stefanie Rösner

Paukenschlag bei Weidemann: Wenige Tage nach der Einigung mit der IG Metall macht Konzernchef Dr. Karl Tragl einen überraschenden Rückzieher.

Korbach – Am Donnerstag kündigt der Vorstandsvorsitzende der Wacker-Neuson-Gruppe die Vereinbarung über einen neuen Annerkennungstarifvertrag wieder auf und stellt Nachforderungen. Jetzt bereitet die Gewerkschaft die Urabstimmung über einen unbefristeten Streik bei dem Korbacher Radladerhersteller vor.

„Die Tinte unter dem Verhandlungsergebnis war kaum trocken“, sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Nordhessen, Oliver Dietzel, am Freitag. „Das ist ein absolut einmaliger und schockierender Vorgang, der die Beschäftigten und uns wütend macht“, so Dietzel. Die Konzernspitze habe sich damit als unzuverlässig erwiesen. „Es ist ein Skandal, wie die Wacker-Neuson-Führung in diesen Zeiten mit den Beschäftigten und der Zukunft des Unternehmens umgeht“, sagte Dietzel.

Was passiert war: Nach monatelangen zähen Verhandlungen und Warnstreiks im Rahmen der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie hatten sich Gewerkschaft und die Wacker-Neuson-Gruppe, zu der auch der Korbacher Land- und Baumaschinenhersteller gehört, erst am Sonntag auf eine schrittweise Rückkehr in die Tarifbindung geeinigt. Die rund 700 Weidemann-Beschäftigten in Korbach und ihre Kolleginnen und Kollegen an den anderen Standorten waren bereits ausführlich über den Tarifabschluss informiert worden. Wacker-Neuson produziert neben Korbach auch in Pfullendorf (Baden-Württemberg) und Reichertshofen (Bayern). Die Konzernzentrale befindet sich in München.

Für die Mitarbeiter hätte die Einigung bedeutet, dass sie ab 2027 bei einer auf 37,5 Stunden verkürzten Wochenarbeitszeit vollständig nach Flächentarif bezahlt worden wären. Zudem hätte das Unternehmen erfolgsabhängige Prämien gezahlt. Tragl hatte das Verhandlungsergebnis mit der IG Metall vom Wochenende selbst mit unterschrieben. Im Südkurier lobte er das Verhandlungsergebnis am Montag noch als „neuen, zukunftsfähigen Tarifvertrag“. Von dieser Vereinbarung ist der Konzernchef am Donnerstag innerhalb der Erklärungsfrist zurückgetreten.

Tragl fordert Nachbesserungen betreffend einer tariflichen Mitarbeiterbeteiligung sowie eines unternehmensseitigen Beitrags, die erfolgsabhängig ausgezahlt werden sollen. In einer Pressemitteilung der Unternehmensgruppe heißt es, dass sich „der unternehmensseitige Beitrag an den zukunftsgerichteten Zielen der Unternehmensstrategie orientieren müsse.“ Was das konkret bedeutet, bleibt vorerst offen. Wacker-Neuson bietet der IG Metall nun weitere Gespräche an, um „über offene Punkte zu sprechen“. Angestrebt sei weiterhin ein „konstruktiver und fairer Abschluss für das Wohlergehen der Mitarbeitenden und des Unternehmens“. Zu den Kerninhalten des verhandelten Eckpunktepapiers stehe die Wacker-Neuson-Gruppe weiterhin, teilt das Unternehmen mit.

Die Gewerkschaft reagiert empört: Diese Form der Kommunikation und mangelnde Verlässlichkeit werde als massive Respektlosigkeit gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gewertet, so Oliver Dietzel. Die IG Metall bereite nun die Urabstimmung vor, um die Rückkehr in die Tarifbindung zu erzwingen. Statt der geplanten Abstimmung über das Verhandlungsergebnis werden die IG-Metall-Mitglieder wohl am Montag in Höringhausen über einen Streik abstimmen.

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