Eine muss aufs Klo – aber in Gegenwart der anderen ist das nicht so einfach. „Wenn du jetzt nicht kannst, musst du auch nicht“, entscheidet ihr Gegenüber, der Rock wird wieder hochgezogen.
„Haben wir hier eigentlich Netz?“, will die Nächste wissen, aber die Frage ist in dieser Situation sinnlos, genau wie die „Wenn wir … hätten“-Spekulationen. Da wird „Hätte, hätte, spiel Klarinette“ zurückgezischt, und der vorsichtige Einwand, der Spruch ende doch eigentlich auf „Fahrradkette“, kann kaum als ernsthafter Protest gewertet werden. „Wie vertreibt man sich in einer solchen Lage die Zeit?“ Die vier spielen ausgerechnet „Stadt, Land, Fluss“, geraten aber schon beim ersten Durchgang in Streit. Denn „Köln“, die Stadt mit „K“, ist untergegangen, und „Korbach“ gibt es natürlich auch nicht mehr.
Das Floß treibt Richtung offenes Meer. „Wir sind wie der Fliegende Holländer dazu verdammt, auf den Weltmeeren zu kreuzen“, sagen sie mit müdem Galgenhumor. Dann stellen sie fest, dass sie weder Hunger noch Durst haben, eigentlich gar nichts mehr spüren. „Vielleicht sind wir schon tot“, vermutet eine, kriegt aber eins übergebraten: „Ich hab noch nie Tote so viel Bullshit reden hören.“ „Wenn das hier vorbei ist, …“, spintisieren sie sehnsüchtig über „geile Bars“ mit viel Gin und Jägermeister.
„Vielleicht könnte man beten“, sagt eine, die die Geschichte von Jona im Bauch des Walfischs kennt. Doch bevor ein Gott in letzter Sekunde eingreift, klingeln die Handys die Zuschauer in die Realität zurück. „War das Ganze vielleicht doch nur, wie anfangs angekündigt, eine kollektive Hypnose mit Trance-Erfahrung und möglicher Nachjustierung?“ „Waren das auf dem Floß überhaupt echte Menschen oder nur Computersimulationen?“ Lang anhaltender Beifall belohnt eine spannende, glänzend gespielte Aufführung in der Stadthalle. (Marise Moniac)