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Containerdorf in Korbach: Flüchtlinge ziehen ab Mitte März ein

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Von: Philipp Daum

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Bürgermeister in Korbach
Bürgermeister in Korbach © Philipp Daum

Korbach – Bis zu 288 Flüchtlinge werden ab Mitte März ins Containerdorf in Korbach einziehen. Den genauen Zeitpunkt nannten Bürgermeister Klaus Friedrich und Erster Kreisbeigeordneter Karl-Friedrich Frese.

In der Korbacher Stadtverordnetenversammlung beantworte Friedrich zudem einige Fragen zu der temporären Flüchtlingsunterkunft, die der CDU-Fraktionsvorsitzende Jannick Göbel gestellt hatte.

„Alle Bürgermeister in Waldeck-Frankenberg umtreiben die gleichen Sorgen“, sagte Klaus Friedrich. Der Verwaltungschef der Kreis- und Hansestadt ergriff bei seinen Antworten auch die Gelegenheit, um die Gesamtsituation bei der Flüchtlingsunterbringung in Korbach zu skizzieren. Er betonte, dass die Stadt ihrer Verpflichtung zur Aufnahme und Betreuung geflüchteter Menschen selbstverständlich uneingeschränkt nachkomme. Aber die Grenze der Belastbarkeit sei erreicht. Das sei in den anderen Städten und Gemeinden sowie beim Landkreis Waldeck-Frankenberg nicht anders.

„Wie schaffen wir es, den beispiellosen Zuzug ukrainischer Kriegsflüchtlinge und Asylzuwanderern aus anderen Staaten so zu bewältigen, dass am Ende nicht nur Verlierer dastehen“, fragte der Bürgermeister zu Beginn seines Statements. „Wir packen an, geben Obdach und Sicherheit. Wir kümmern uns, auch wenn wir von der Politik im Bund dabei immer öfter im Regen stehen gelassen werden“, so Friedrich.

Klaus Friedrich
Klaus Friedrich, Bürgermeister in Korbach © PR

Um der aktuellen Flüchtlingssituation Herr zu werden, seien enorme Kraftanstrengungen nötig. Viele Bereiche seien mit der Aufnahme und Unterbringung von Flüchtlingen verbunden. Dazu gehörten frühkindliche Integration in den Kindergärten und Schulen, Sprachförderung, Berufsausbildung und Eingliederung in den Arbeitsmarkt. „Der Problemdruck ist auch nicht zu Ende, der steigt weiter. Die Frühjahrsoffensiven der russischen Armeen in der Ostukraine werden weitere hunderttausend Menschen aus dem Land vertreiben. Um davon Flüchtlinge aufzunehmen, müssten wir schon jetzt die Voraussetzungen schaffen“, sagte der Korbacher Bürgermeister.

Die Ankündigung des Bundes, die Einreise von Flüchtlingen aus den türkischen und syrischen Erdbebengebieten zu vereinfachen, verschärfe die Situation in einem bislang noch unbekannten Maße.

Friedrich betonte, dass die Kapazitäten mit der Errichtung des Containerdorfs auch deshalb nahezu erschöpft seien, weil man bewusst keine Sporthallen und Dorfgemeinschaftshäuser für die Unterbringung geflüchteter Menschen nutzen werde. „Die Bewältigung der Flüchtlingssituation darf nicht wieder Vereine und Schüler treffen“, sagte der Korbacher Bürgermeister. Er wies noch einmal darauf hin, dass für das Containerdorf, in dem 288 Flüchtlinge untergebracht werden sollen, bewusst eine zentrale Lage in einem Gewerbegebiet abseits von dichter Wohnbebauung gewählt worden sei. So könnten sich die Bewohner problemlos selbst mit Lebensmittel eindecken und Ziele in der Stadt, wie zum Beispiel Behörden, schnell ansteuern.

„Die Stadt Korbach hat zusätzlich zu dieser temporären Lösung mit dem Containerdorf derzeit fast 90 Wohnungen für Flüchtlinge angemietet. „Wir sind stets gut beraten, hierbei intensiv mit dem Landkreis zusammenzuarbeiten. Aber viel geht jetzt auch einfach nicht mehr“, sagte Friedrich.

Mit Blick auf den nahenden Einzug der Flüchtlinge im Containerdorf appellierte der Verwaltungschef an die Korbacherinnen und Korbacher: „Helfen Sie mit, die Menschen zu empfangen, ihnen beim Sprachunterricht bei Behördengängen und der Integration in den Arbeitsmarkt zu helfen. Lassen Sie uns zeigen, wie tolerant und weltoffen die alte Hansestadt Korbach und ihre Bevölkerung sind.“

Da sich die Arbeiten beim Aufbau des Containerdorf etwas verzögert haben, findet der Bezug der Flüchtlingsunterkunft nicht mehr in diesem Monat, sondern erst Mitte März statt. Das sagten Erster Kreisbeigeordneter Karl-Friedrich Frese und Bürgermeister Klaus Friedrich im Gespräch mit der WLZ.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Jannick Göbel hatte die Frage nach dem Zeitpunkt des Bezugs vorher im Stadtparlament gestellt. Er wollte zudem wissen, welche Nationalitäten dort einziehen werden. Dazu sagten Friedrich und Frese, dass es sich vorwiegend um geflüchtete Mütter mit Kindern aus der Ukraine handeln werde.

Jannick Göbel
Jannick Göbel, CDU-Fraktionsvorsitzender © PR

Die Flüchtlingsunterkunft an der Flechtdorfer Straße wird vom Landkreis betrieben, es besteht nach Auskunft des Ersten Kreisbeigeordneten ein Mietvertrag über drei Jahre mit dem Unternehmen, dass die Container bereit stellt. Es gebe eine Option auf Verlängerung.

Geplant ist allerdings, dass in den nächsten Jahren eine dauerhafte Flüchtlingsunterkunft in Korbach entstehen soll. Auf die Frage Jannick Göbels, ob es sich beim Standort dafür um eine Fläche zwischen dem Kino und der ATU-Werkstatt handele, sagte Friedrich: „Korrekt ist, dass wir uns mit dieser Fläche beschäftigt haben. Entschieden ist aber noch nichts.“

2144 Flüchtlinge derzeit in Korbach

In der Kreis- und Hansestadt Korbach leben 300 Flüchtlinge aus der Ukraine. Hinzu kommen 654 Menschen, die aus Syrien nach Korbach geflüchtet sind. 217 Flüchtlinge kommen aus Afghanistan, 297 aus anderen asiatischen Ländern, 440 aus der Türkei, 140 aus Afrika und 96 aus Russland. Insgesamt leben in Korbach somit 2144 Flüchtlinge. Die Zahlen stammen aus dem vierten Quartal 2022.

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