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Zu wenig Platz für Kuhbach? Aktive Bürger in Korbach üben Kritik am Ausbau

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Von: Lutz Benseler

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Über mehrere Wochen saniert: der Bachlauf des Kuhbachs entlang des Korbacher Stadtparks. Die Aktiven Bürger kritisieren den Ausbau. Er reiche für den Hochwasserschutz nicht aus.
Über mehrere Wochen saniert: der Bachlauf des Kuhbachs entlang des Korbacher Stadtparks. Die Aktiven Bürger kritisieren den Ausbau. Er reiche für den Hochwasserschutz nicht aus. © Lutz Benseler

Die Stadt hat den Lauf der Kuhbach am Stadtpark saniert. Doch welche Auswirkungen hat das auf den Hochwasserschutz? Die Aktiven Bürger im Stadtparlament sehen den Ausbau kritisch.

Korbach – Der 7. Juli 2006 ist vielen Korbachern noch gut in Erinnerung: Innerhalb einer halben Stunde prasselten am Nachmittag rund 60 Liter Regen pro Quadratmeter vom Himmel. Autos schwammen im Parkhaus, mehr als 200 Keller standen unter Wasser, Gullydeckel tanzten auf Fontänen. Seitdem hat der Hochwasserschutz in Korbach einen besonderen Stellenwert.

Im Herbst vergangenen Jahres hat die Stadt den Bachlauf in Höhe des Stadtparks saniert. Die Arbeiten dauerten mehrere Wochen. Kritik äußerte Harald Rittinghaus (Aktive Bürger) in der Stadtverordnetenversammlung im Dezember: Der Kuhbach entlang der Heerstraße sei für ein zehnjährliches Regenereignis ausgebaut worden. Dies entspreche dem bisherigen Gewässerprofil. Die Ergebnisse der Untersuchungen nach dem Hochwasserereignis 2006 hätten aber eindeutig gezeigt, dass ein mehr als 30-jährliches Regenereignis zu den Überschwemmungen geführt habe – also ein Starkregen, der in dieser Stärke statistisch alle 30 Jahre vorkommt.

Ein verbesserter Abfluss in diesem Gewässerabschnitt hätte laut Rittinghaus außerdem im Hochwasserfall die Gefahrenlage für den Woolworth-Neubau entschärft. Rittinghaus: „Wie konnte das passieren, dass beim Bau der neuen Uferbefestigung der Abflussquerschnitt des Gewässers nicht verbessert wurde? Bei der klotzigen Bruchsteinbauweise ist das nicht beachtet worden.“

Das Stadtbauamt bewertet die Situation anders: Die Modellierung von 2011, auf die auch Rittinghaus verweist, zeige: Selbst bei einem 30-jährlichen Ereignis tritt an dieser Stelle nichts über die Ufer, bei einem 100-jährlichen Ereignis fließt das Wasser in den Stadtpark. „Das Nadelöhr liegt vorher“, sagt die Mitarbeiterin des Bauamtes: Am Rahmendurchlass an der Arolser Landstraße staut sich das Wasser bei einem Stark-regenereignis. Der nächste Rahmendurchlass in Fließrichtung befindet sich an der Strother Straße. Ihn passiert die Kuhbach wieder ohne Probleme.

Mittlerweile ist auch die mehr als zehn Jahre alte Modellierung überholt: Denn die Stadt hat in den vergangenen Jahren massiv in den Hochwasserschutz investiert, Regenrückhaltebecken gebaut, Bachläufe renaturiert und Retentionsflächen im Außenbereich geschaffen, die als Überflutungsflächen dienen. Bei Neubauten muss die Industrie inzwischen selbst für die Regenrückhaltung sorgen. Bei der geplanten Umgestaltung der Allee soll zudem eine weitere Retentionsfläche für den Kuhbach geschaffen werden. Kurzum: Die Ausgangssituation hat sich grundlegend verändert. Wie gut Korbach inzwischen geschützt ist und wo es noch Problemzonen gibt, soll noch untersucht werden: „Wir lassen eine Starkregengefahrenkarte für Korbach erstellen“, sagt Bauamtsleiter Stefan Bublak.

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