„Der Sperrvermerk in Höhe von zwei Millionen Euro beim Personalbudget war aus unserer Sicht falsch“, sagte Sandra Deutschendorf, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen. Es sei daher gut, dass der Antrag der Großen Koalition zurückgezogen wurde. „Die Erhöhung der Personalkosten kommt nicht nur durch neue Stellen, sondern auch durch den kommenden Tarifabschluss zustande“, sagte Deutschendorf. Das sei eine große Herausforderung für die kommunalen Haushalte, zugleich aber auch ein wichtiges Zeichen an die Mitarbeitenden, die hervorragende Arbeit leisteten und die in Zeiten von Inflation auch ein gutes Gehalt haben müssten.
„Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder ein qualifiziertes Personalentwicklungskonzept gefordert“, sagte Uwe Steuber, Fraktionschef der Freien Wähler. Die Große Koalition von CDU und SPD habe dieses Thema nun für sich entdeckt und erkannt, dass ein schmales Personalentwicklungskonzept, wie es in der Vergangenheit aufgestellt gewesen sei, eben nicht ausreiche, um den Landkreis in die Zukunft zu führen.
„Wir sind froh, dass der Landrat jetzt nicht mehr die Fesseln angelegt bekommt und dass wieder mit den Stellenausschreibungen begonnen werden kann“, so Steuber. Jürgen van der Horst erhalte somit das notwendige Handwerkszeug, um seine Arbeit weiterzuführen. Der Landrat könne zwar viel, aber zaubern könne er nicht. Er benötige auf seinem Weg die Unterstützung des Kreistags.
Die AfD äußerte sich nicht explizit zum Sperrvermerk, sondern zeigte sich lediglich verwundert über die Entwicklungen der vergangenen Tage. „Ich stelle mir die Frage: Welche Rückschlüsse lässt das zu in puncto Reaktionszeit der Fraktionen“, fragte Fraktionschef Stefan Ginder.
„Wir stellen fest, dass der neue Haushaltsansatz das Personal effektiver nutzt, als der alte“, sagte Regina Preysing (Linke). Entscheidend sei zudem, dass für die gedeihliche Arbeit in den Kommunen und beim Kreis das Lohn- und Gehaltsniveau stimme.
Ein Kommentar von WLZ-Redakteur Philipp Daum
Eines vorweg: Der Verzicht von CDU und SPD auf den Sperrvermerk bei den Personalausgaben in Höhe von zwei Millionen Euro ist der einzig richtige Schritt gewesen. Eine Blockade für die notwendige Schaffung von Stellen in der Kreisverwaltung ist somit nicht mehr vorhanden – Landrat Jürgen van der Horst kann seine geplante Neustrukturierung beim Personal somit unverzüglich angehen und sie mit zusätzlichen Stellen unterfüttern. Angesichts des Aufgabenzuwachses beim Landkreis in den Bereichen Flüchtlingshilfe, Soziales und Gesundheit ist dies auch notwendig.
Das Bild, was die Regierungskoalition im Kreistag in den vergangenen Tagen allerdings abgegeben hat, wirft folgende Frage auf: Ist die Zusammenarbeit zwischen CDU und SPD noch von uneingeschränktem Vertrauen gekennzeichnet?
Wer sich die Haushaltsreden der beiden Fraktionschefs genau angehört hat, konnte feststellen, dass sich CDU-Fraktionschef Timo Hartman lieber dafür abklatschen ließ, dem Landrat mal beim „Aufwachen“ geholfen zu haben, während sich Karl-Heinz Kalhöfer-Köchling für das Vorgehen seiner SPD-Fraktion beinahe entschuldigt hat. Die Dankesworte des SPD-Fraktionsvorsitzenden an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung für deren „herausragende Arbeit“ wollten gar nicht mehr enden. Von einem Einsatz „über das normale Maß hinaus für die Bürgerinnen und Bürger in Waldeck-Frankenberg“ war die Rede.
Kalhöfer-Köchling liegt damit natürlich nicht falsch. Aber die Worte sind wohl auch eine Antwort auf das große Unverständnis über den Sperrvermerk, das sich unter den Beschäftigten des Landkreises breit gemacht hatte.
Doch warum ist die SPD den Weg des Stellen-Stopps anfangs überhaupt so konsequent mitgegangen? Aus der SPD ist zu hören, dass die CDU mit dem Sperrvermerk vorgeprescht sei und sich Kalhöfer-Köchling nur deswegen darauf eingelassen habe, um die Koalition nicht zu gefährden. Das ist aber eher keine Basis für eine gute, inhaltliche Zusammenarbeit.