alter?
Dr. Reinhardt: Lebererkrankungen können in jedem Lebensalter auftreten. Für die verschiedenen Erkrankungen gibt es sehr unterschiedliche Altersgipfel und Risikofaktoren.
Wie gefährlich sind
Leberleiden?
Dr. Reinhardt: Hier muss man grundsätzlich zwischen akuten und chronischen Lebererkrankungen unterscheiden.
Akute Lebererkrankungen können unmittelbar zum Tod führen, wie zum Beispiel die Knollenblätterpilzvergiftung. Viele dieser akuten Erkrankungen heilen aber spontan oder unter überschaubarer Therapie aus. In der Medizin spielen daher die chronischen Lebererkrankungen eine bedeutendere Rolle. Diese Erkrankungen führen langsam, aber kontinuierlich zu schwerwiegenden Strukturschäden der Leber. Hierbei wird zunehmend funktionstüchtiges Lebergewebe durch Bindegewebe ersetzt (Fibrose), bis so viel Lebergewebe umgebaut ist, dass eine Leberzirrhose vorliegt. Diese ist gekennzeichnet durch einen zunehmenden Verlust der schon beschriebenen Leberfunktionen.
Zusätzlich kommt es zu einem Blutstau vor der Leber, wodurch Blutungen in den Magen-Darm-Trakt ausgelöst werden können.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Dr. Schneider: Bahnbrechende Fortschritte sind bei der Behandlung der chronischen Virushepatitis C in den letzten Jahren gemacht worden. So ist es mittlerweile möglich, nahezu alle Patienten mit einer chronischen Virushepatitis C zu heilen. Diese Therapie erfolgt in Form einer Tabletteneinnahme, die Nebenwirkungsrate ist gering. Die chronische Virushepatitis B lässt sich ebenfalls schon seit Jahren gut behandeln. So ist hier mittels einfacher Tabletteneinnahme eine Unterdrückung der Virusvermehrung möglich, sodass die schädigende Wirkung des Virus massiv reduziert wird.
Auch für seltenere Erkrankungen wie die Autoimmunhepatitis, die primär biliäre Cholangitis und die Eisenspeicherkrankheit stehen effektive Therapiekonzepte zur Verfügung.
Auch bei nahezu allen anderen Leberleiden gibt es Behandlungsmöglichkeiten, die in den vergangenen Jahren noch verbessert wurden.
Welche Behandlungen werden am Stadtkrankenhaus Korbach durchgeführt?
Dr. Reinhardt: Sämtliche etablierten medikamentösen Behandlungskonzepte werden am Stadtkrankenhaus Korbach, insbesondere in der Lebersprechstunde von Herrn Dr. Schneider, durchgeführt. Hier, wie im stationären Bereich, stehen modernste Konzepte zur Diagnostik der Erkrankungen zur Verfügung, wie die laparoskopische (Bauchspiegelung) Untersuchung der Leber mit Gewinnung von Gewebsproben, die sonographische Steifigkeitsmessung der Leber, mittels derer das Vorliegen eines zirrhotischen Umbaus beurteilt werden kann. Erkrankungen der Gallenwege können mittels Endoskopie der Gallenwege (Cholangioskopie) abgeklärt und behandelt werden. Bei bereits eingetretener Leberzirrhose können Blutungen in den Magen-Darm-Trakt endoskopisch mittels Ösophagusvarizenligatur (Abbinden von Krampfadern in der Speiseröhre) und Radiofrequenzablation von Gefäßerweiterungen im Magen verhindert oder gegebenenfalls behandelt werden.
Wie viele Behandlungen werden jährlich im Stadtkrankenhaus Korbach durchgeführt?
Dr. Reinhardt: Nimmt man die ambulante Lebersprechstunde und die stationären Aufenthalte zusammen, so werden mehr als 1000 Patienten mit Leberleiden jährlich in unserem Haus behandelt.
Kann man einer Lebererkrankung vorbeugen?
Dr. Schneider: Die Impfung der Neugeborenen gegen Hepatitis B sollte von allen Eltern positiv begleitet werden. Außerdem sollten bei Gesundheitschecks die Leberwerte bestimmt werden. Zeigen sich einer oder mehrere davon erhöht, sollte die Ursache abgeklärt werden.
Darüber hinaus kann eine große Anzahl von Leberleiden durch Beschränkung von Alkoholkonsum und Kalorienaufnahme vermieden werden. Dabei muss darauf hingewiesen werden, dass der Entwicklung einer Adipositas nicht nur durch bewusste Ernährung, sondern auch durch sportliche körperliche Aktivität entgegengewirkt werden kann. /Achim Rosdorff