Rhoder Wald wird als Kunstwerk transparent

Diemelstadt-Rhoden. Die kanadische Künstlerin Éloïse Plamondon-Pagé hat einen vierwöchigen Inspirationsbesuch im Atelier der Rhoder Künstlerin Barbara Beisinghoff genossen. Kurz vor Ablauf ihres Kreativaufenthaltes präsentierte sie sich kunstinteressierten Nachbarn des Rhoder Kunstpfades und ... dem Reporter der Waldeckischen Landeszeitung.
Die 72-jährige Barbara Beisinghoff ist seit vielen Jahren Mitglied beim Women's Studio Workshop und bietet jedes Jahr zwei einmonatige Studienaufenthalte für Künstlerinnen aus Nordamerika an. Im Juli war es eine Künstlerin mit indischen Wurzeln, die in Rhoden arbeiten durfte, nun also eine junge Kanadierin.
„Wir sind völlig verschieden“, berichtete die Gastgeberin: „Éloïse arbeitet sehr konzeptionell und macht erst einen Plan. Ich habe sie dann manchmal gedrängt, einfach loszulegen. Dadurch haben wir uns sehr schön ergänzt.“
Éloïse Plamondon-Pagé hat eine sehr ungewöhnliche Technik für ihre Arbeiten perfektioniert: Im Siebdruckverfahren bearbeitet sie hauchdünne Gazestoffe aus Geotextilien. Diese wirken wie durchsichtige Fotos.
Hintereinander im Raum installiert, schaffen sie ein Gebilde, das sich durch den Luftzug bewegt, den der Beobachter im Raum erzeugt. Die Installationen erzählen Geschichten wie die ihrer geliebten Großmutter, die beinah 90-jährig im Zustand der Demenz verstarb.
Ihr widmete die Künstlerin eine Bilderserie mit Fotos aus der Kindheit der alten Dame, Fotos als reifer Frau und als Seniorin. Nach der Diagnose Demenz fotografierte die Künstlerin ihre Großmutter häufiger.
Die schnelle Bildabfolge in der Installation erklärt sie mit dem wachsenden Chaos im Kopf der Demenzkranken. So ist dieses Werk nicht nur ein Denkmal für ihre Großmutter, sondern ein Gleichnis für Sein und Vergänglichkeit.
Ein ähnliches Thema will sie auch mit ihrem in Rhoden inspirierten Kunstwerk aufgreifen: Der Kreislauf des Lebens, dargestellt in einem großen Raum, in dem Bäume auf durchsichtigen Gazetüchern spiralförmig angeordnet sind.
Die Bäume sind aber Vergrößerungen von Pflanzen, die sie im weitläufigen Lustgarten gleich vor dem Atelier fand. Die Blumen wurden gepresst, eingefärbt und auf der Tiefdruckpresse im Atelier Beisinghoff abgedruckt.
Diese Bilder will sie vergrößern, damit sie aussehen wie Bäume. Und weil im August schon viele Gräser und Blumen Samen tragen, sind sie zugleich Symbole für Tod und Wiedergeburt, Sein, Werden und Vergehen.
Daraus wird in den kommenden eine Installation der vergrößerten Drucke auf transparentem Gewebe entstehen, ein von Licht durchfluteter wachsender Wald. Das fertige Werk soll Anfang kommenden Jahres zunächst an der Universität Québec ausgestellt werden.
Auch alte Fotografien ihres Vaters oder eine Videosequenz einer staubigen Baustelle hat die junge Kanadierin schon in wehende Installationen verwandelt. Man darf nun gespannt sein auf den Rhoder Blumenwald.