Bisher 31 Fälle gemeldet: Mehr Scharlach-Erkrankungen in Waldeck-Frankenberg

Die Zahl der Scharlach-Erkrankungen im Landkreis steigt. Seit Jahresanfang wurden dem Gesundheitsamt 31 Fälle gemeldet, im gesamten vergangenen Jahr waren es 21 Fälle, 2021 gab es gar keine. Die Behandlung ist derzeit erschwert, denn in Apotheken sind entsprechende Medikamente knapp.
Waldeck-Frankenberg - „Analog zum bundesweiten Trend ist auch im Landkreis Waldeck-Frankenberg ein leichter Anstieg der Scharlach-Erkrankungen zu verzeichnen“, sagt Ann-Katrin Heimbuchner, Pressereferentin des Landkreises. Der Frankenberger Kinderarzt Dr. Erich Enders bestätigt eine „deutliche Häufung von Scharlach-Erkrankungen“ im ersten Quartal des Jahres. „In den Jahren vor Corona traten nicht so viele Fälle von Scharlach in Erscheinung“, so der Mediziner.
„In diesem Winter waren besonders viele Kinder betroffen, da durch die Corona-Zeit viele Kinder zwei Jahre gar nicht im Kindergarten waren und dadurch umso mehr Jahrgänge gerade den ersten und zweiten Kindergartenwinter erleben“, sagt die Korbacher Kinderärztin Dr. Meike Bökemeier. „Der Anstieg kann laut Robert-Koch-Institut mit den aktuell sehr verbreiteten Atemwegserkrankung zusammenhängen.“ Viele Atemwegserkrankung hintereinander würden die Schleimhäute schädigen und vorübergehend das Immunsystem schwächen, man sei deshalb anfälliger für bakterielle Infektionen.
Ein Problem sei die Versorgung mit Medikamenten, sagt Erich Enders. Es mangele an antibiotischen Kindersäften. Das bestätigen mehrere Apotheken in Waldeck-Frankenberg. „Es besteht ein massiver Lieferengpass bei antibiotischen Kindersäften“, sagt Apothekerin Anja Buch aus der Bad Arolser Hof-Apotheke. Von einer „katastrophale Lage“ spricht Marcel Weissner von der Bären-Apotheke in Korbach. Man versuche bei Lieferengpässen, für alternative Arzneimitteln zu sorgen, damit die Bevölkerung trotzdem versorgt sei, so Weissner. Allerdings: „Bei antibiotischen Kindersäften, Fiebersäften oder Fieberzäpfchen, die auch derzeit selten lieferbar sind, gestaltet es sich schwierig, passende Alternativen zu finden“, sagt er. „Nur ab einem bestimmten Alter und Körpergewicht kann man auf Tabletten ausweichen.“
Eine lokale Häufung der Scharlach-Fälle gab es nicht laut Kreisverwaltung. Betroffen seien hauptsächlich Kindergartenkinder und ein paar Schulkinder, so Ann-Katrin Heimbuchner.
Hoch ansteckend und aktuell weit verbreitet
Scharlach ist eine bakterielle Infektionskrankheit und eine häufige Erkrankung bei Kindern. Scharlach gilt als hoch ansteckend und kommt oft gehäuft vor in Einrichtungen wie Kindergärten oder Schulen. Die Weltgesundheitsorganisation rief bereits im Dezember 2022 zu erhöhter Wachsamkeit auf, da es in Ländern wie Frankreich, Irland, den Niederlanden, Spanien und Großbritannien bei Kindern unter zehn Jahren zu einem gehäuften Auftreten gekommen war. jj