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Rathaus-Modernisierung in Rhoden unausweichlich - Dann doch lieber Umzug

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Von: Elmar Schulten

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Das Rathaus in der Altstadt Rhoden ist dringend sanierungsbedürftig. Es liegt in unmittelbarer Nähe zur Kirche (Kirchturm lukt über dem Rathausdach hervor) und zum Stadtkeller (links), der früher einmal als Rathaus diente und noch immer im städtischen Eigentum ist.
Das Rathaus in der Altstadt Rhoden ist dringend sanierungsbedürftig. Es liegt in unmittelbarer Nähe zur Kirche (Kirchturm lukt über dem Rathausdach hervor) und zum Stadtkeller (links), der früher einmal als Rathaus diente und noch immer im städtischen Eigentum ist. © Elmar Schulten

Neue Wende auf dem Weg zu einem modernen Rathaus für die Diemelstadt: Magistrat und Haupt- und Finanzausschuss haben dem Stadtparlament empfohlen, anstelle der ursprünglich geplanten Sanierung des alten Rathauses einen Komplettumbau des Dorfgemeinschaftshauses auf den Weg zu bringen.

Diemelstadt-Rhoden – Die Entscheidung fiel auf Grundlage einer Machbarkeitsstudie des Winterberger Architekturbüros Veldhuis. Dabei wurden zunächst die baulichen Ausgangslagen in beiden städtischen Gebäuden mit den Anforderungen an ein modernes Verwaltungsgebäude verglichen.

Sowohl im alten Rathaus als auch im Dorfgemeinschaftshaus müssen umfangreiche Investitionen in die energetische Gebäudesubstanz getätigt werden. Sowohl die Fassaden als auch die Dächer müssen gedämmt, Fenster erneuert werden. Außerdem sind die Heizungsanlagen veraltet, Raumzuschnitte nicht mehr zeitgemäß. Für die barrierefreie Erreichbarkeit der Verwaltung müssen in beiden Gebäuden Aufzüge eingebaut werden.

Alte Akten warten auf Digitalisierung

Im nächsten Untersuchungsschritt wurden die weiteren Gebäudenutzungen durch Vereine und Bücherei betrachtet. Dabei stellte sich heraus, dass im Dorfgemeinschaftshaus samt Hausmeisterwohnung genügend Flächen im Untergeschoss vorhanden sind, um auch künftig dem Waldarbeitermuseum, dem Mädchentreff, dem Hausfrauenverein, der Schützengesellschaft, dem Männergesangsverein und der Kleiderkammer Räume zur Verfügung zu stellen.

Damit wäre am Ende der Umbauarbeiten und nach Abschluss der Digitalisierung der städtischen Papierakten das alte Rathaus zu verkaufen. Auf diese Weise könnte sich die Diemelstadt von einer ihrer vielen Liegenschaften in Rhoden entledigen, was schon seit Jahren als Fernziel städtischer Politik gilt.

Teuerste Lösung überzeugt am meisten

Beim Kostenvergleich beider Lösungen sowie einer dritten Zwischenlöschung kam die Machbarkeitsstudie zu diesem Ergebnis: Die Sanierung des Rathauses mit zwischenzeitlicher Auslagerung der Verwaltung ins Gemeinschaftshaus würde nach heutigem Stand rund 2,86 Millionen Euro kosten.

Das Dorfgemeinschaftshaus an der Landstraße Rhoden wirkt nach Neugestaltung des Vorplatzes völlig anders. Es fehlen aber noch Sitzbänke.
Das Dorfgemeinschaftshaus an der Landstraße Rhoden wirkt nach Neugestaltung des Vorplatzes völlig anders. Es fehlen aber noch Sitzbänke. © Elmar Schulten

Die Sanierung des Gemeinschaftshauses ohne Umbau der Hausmeisterwohnung würde Kosten von 2,32 Millionen Euro verursachen. Am teuersten wäre die komplette Sanierung des Gemeinschaftshauses mit Ausbau des Obergeschosses. Hierfür sind 3,46 Millionen Euro anzusetzen.

Kleine Lösung wird nicht gefördert

Das bei dieser Lösung vorgesehene Flachdach auf dem Querriegel des Gebäudes bietet Platz für eine Fotovoltaikanlage, die mit 40 kW peak den Eigenstrombedarf der Stadtverwaltung decken würde. Die Finanzierung des Projektes wäre aus bereits vorliegenden Förderbescheiden aus dem laufenden Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ zu zwei Dritteln gedeckt. Gespräche mit der für die Zuschussvergabe zuständigen WI-Bank des Landes Hessen haben bereits ergeben, dass eine „kleine Lösung“ mit eingien wenigen Modernisierungsarbeiten am alten Rathaus nicht gefördert werden könnte, so Bürgermeister Elmar Schröder und die von der Stadtbeauftragte Planerin Susanne Engelns.

Wenn sich Bund und Land am Bau eines modernen Rathauses beteiligen sollten, dann nur, wenn dabei auch eine zukunftsweisende, barrierefreie und energieeffiziente Lösung umgesetzt werde.

Wie kam es zum Umdenken?

Noch vor fünf Jahren sah es so aus, als hätte das Dorfgemeinschaftshaus an der Rhoder Landstraße keine Zukunft mehr. Nun gilt es als wahrscheinlich bester Standort für das neue Rathaus.

Die neue Sichtweise wurde maßgeblich vom Erfolg des in den vergangenen Jahren erfolgten Straßenrückbau beflügelt. Gleichzeitig mit dem Umbau der alten Landstraße, die über Jahrzehnte als Bundesstraße den alten Ortskern durchschnitt, wurden nämlich auch die angrenzenden Plätze neu gestaltet.

Ganz neue Strahlkraft

So verschwand das von einer massiven Mauer umgebene, aber gänzlich ungenutzte Blumenbeet vor dem Dorfgemeinschaftshaus. So weitete sich der Blick auf ein entwicklungsfähiges Gemeinschaftsgebäude mitten in der Kleinstadt. Auch die Reste der alten Stadtmauer wurden wieder sichtbar und aus Denkmalmitteln aufwendig saniert.

Deshalb bietet sich nun das alte Dorfgemeinschaftshaus zum Umbau in ein modernes Rathaus an.

Sanierung am alten Standort löst nicht alle Probleme

Diese Idee gefiel auch den Fraktionssprechern am Donnerstagabend im Haupt- und Finanzausschuss. Rolf Römer stellte aus Sicht der SPD fest, dass die vorgelegte Machbarkeitsstudie alle nötigen Fakten klar auf den Tisch gebracht habe. Die Planvariante drei, alle städtischen und Vereinsnutzungen in einem Gebäude zusammenzufassen, erscheine als die beste. So bekomme die Diemelstadt ein modernes Verwaltungsgebäude. Das alte Rathaus könne dann später für privaten Wohnraum umgenutzt werden.

Rainer Runte ergänzte aus Sicht der CDU, die Sanierung des alten Rathauses mache wenig Sinn, weil dann immer noch Handlungsbedarf in mehreren Bereichen, etwa beim Brandschutz und den Parkflächen bestehen bleibe. Nach dem Umzug ins neue Rathaus und nach Digitalisierung der alten Akten im Dachgeschoss müsse aber unbedingt das alte Rathaus verkauft werden.

Weitgehende Einigkeit

Einfach so weiterarbeiten im alten Rathaus sei in der Tat keine Option, bekräftigte auch Jürgen Pawelczig von den Freien Wählern: „Keine Frage: Die große Lösung ist die einzig richtig Lösung. Sie bietet trotz der höheren Kosten den größten Mehrwert. Der Verkaufserlös des alten Rathauses könne am Ende noch die Belastung für die Stadt drücken. Jedenfalls herrsche Einigkeit, dass sich die Diemelstadt mittelfristig von Immobilien in Rhoden trennen müsse.

Das bestätigte auch Christine Garbe-Liebig aus Sicht der Grünen. Auch sie sei überzeugt vom dritten Planungsvorschlag: „Welche Gemeinde hat schon die Chance, jetzt mit einer so guten Lösung ein neues Rathaus zu bekommen?“

Stadtparlament berät und entscheidet am 23. März

Bürgermeister Elmar Schröder erinnerte an die Diskussion vor zehn Jahren. Damals war erwogen worden, die Stadtverwaltung in das zu renovierende Schloss einziehen zu lassen. Auch damals schon habe Einigkeit darüber geherrscht, dass mit Stadtkeller, Rathaus, Stadthalle, Feuerwehrhaus und Dorfgemeinschaftshaus zu viele städtische Immobilien in Rhoden unterhalten werden müssten.

Das Stadtparlament berät und entscheidet bei seiner Sitzung am Donnerstag, 23. März, um 19 Uhr in der Stadthalle Rhoden über das Rathausprojekt, denn die Zeit drängt, weil das Bauvorhaben noch im laufenden Jahr zu Ende geplant und dann bis Ende 2025 abgerechnet sein muss. So geben es die Förderrichtlinien von Land und Bund vor. (Elmar Schulten)

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