1. Startseite
  2. Lokales
  3. Frankenberg / Waldeck

Reizthemen in der Jägerschaft bei Versammlung in Mühlhausen

Erstellt:

Von: Armin Haß

Kommentare

Ehrungen bei der Waldeckischen Jägerschaft. Von rechts: Rainer Thiele, Arne Emde, Wolfgang Theimer, Alfons Schlüter, Hendrik Block (Domanialverwaltung), Landrat Jürgen van der Horst, Karl Wilke, Nina Vorsmann (Jagdbehörde), Carolin Groß (Waffenbehörde), Vorsitzende Sandra Bergmann und Prinz Carl Anton zu Waldeck und Pyrmont.
Ehrungen bei der Waldeckischen Jägerschaft. Von rechts: Rainer Thiele, Arne Emde, Wolfgang Theimer, Alfons Schlüter, Hendrik Block (Domanialverwaltung), Landrat Jürgen van der Horst, Karl Wilke, Nina Vorsmann (Jagdbehörde), Carolin Groß (Waffenbehörde), Vorsitzende Sandra Bergmann und Prinz Carl Anton zu Waldeck und Pyrmont. © Armin Haß

Reizthemen bei der Waldeckischen Jägerschaft sind der Greentrail genannte Radweg durch die Waldgebiete im Landkreis und die Forderung nach höheren Abschussquoten zum Schutz der jungen Bäume.

Twistetal-Mühlhausen – Bei der Jahreshauptversammlung wurde aber auch das Bemühen deutlich, im Gespräch mit dem Landkreis Probleme auszuräumen und Kompromisse zu finden.

Protest aus Jägerschaft

Als Stimme aus der 492 Mitglieder zählenden Jägerschaft kritisierte Bernd Wilhelmi aus Twistetal heftig den Druck auf die Jäger, verstärkt Rehe zum Schutz vor Verbiss von jungen Bäumen abzuschießen. Dadurch und Bestrebungen, auch mit Nachtsichtgeräten die Jagd zu intensivieren, würde der Tierschutz auf der Strecke bleiben, kritisierte er.

Dem Rehwild werde der Schwarze Peter zugeschoben, sagte er. Dabei sei der Druck zur Gewinnmaximierung im Forst mitverantwortlich für das Waldsterben. Wilhelmi plädierte für eine Artenvielfalt.

Mehr Unruhe oder Lenkung?

Es sei Unruhe in der Jägerschaft aufgekommen, erklärte Wilhelmi unter Beifall der im Landgasthof Kiepe versammelten Jäger. Er forderte eine engere Zusammenarbeit mit der Forstwirtschaft und dem Landkreis, die Jäger seien an dem Erhalt von Wald und Wild interessiert. Das gelte auch beim Greentrail, über den durch Mountainbiker mehr Unruhe und Müll in den Wald komme.

„In der Mitte liegt die Wahrheit“, entgegnete Landrat Jürgen van der Horst. Waldeigentümer verfolgten nicht die Maximierung von Gewinnen, vielmehr sei eine ausgeglichene Entwicklung und Aufforstung der stark geschädigten Wälder in den Kommunen und bei der Waldeckischen Domanialverwaltung das Ziel. Es gehe nicht nur um verstärkte Abschüsse, sagte van der Horst.

Kompromisse gefragt

Er rief dazu auf, den Dialog zwischen Waldbesitzern und Jägerschaft für den Waldschutz und den Greentrail fortzusetzen. Im Rahmen des politisch gewollten Projektes gehe es darum, die Nutzung des Waldes durch Mountainbiker in vernünftige Bahnen zu lenken und wildes Fahren einzuschränken. Dazu gehörten auch Ruhezonen.

Der Kommunwald GmbH gehe es „nicht darum, das Rehwild auszurotten“, bekräftige dessen Geschäftsführer Hendrik Block, der als Direktor der Waldeckischen Domanialverwaltung zugleich den größten Teilhaber an der Gesellschaft und den größten kommunalen Waldbesitzer Deutschlands vertritt.

Das ist der Hebel

Das Wild gehöre zu den Leidtragenden, es sei aber auch Teil des Problems bei der Aufforstung. Die Wiederbewaldung sei schwierig, sie müsse in den kommenden fünf Jahren durch gezielte Jagd unterstützt werden, sagte Block.

Der Landkreis verfügt indessen über einen finanziellen Hebel, um die Jägerschaft für die Unterstützung zu gewinnen, wie der Landrat deutlich machte. So war die Erhebung der Jagdsteuer ausgesetzt worden, um die Jäger für die Dezimierung von Schwarzwild zu gewinnen und somit die Afrikanische Schweinepest einzudämmen.

Steuer wird Thema im Kreistag

Dieses Moratorium läuft zum kommenden Jahrsende aus. Doch die Aussetzung der Steuerpflicht könne verlängert werden, wenn der Waldschutz weiterhin unterstützt werde, um die Aufforstung mithilfe der Jagd zu unterstützen, sagte der Landrat.

Der Verzicht auf die Jagdsteuer brauche auch die Zustimmung des Kreistags, wenn entsprechende Kompromisse mit der Jägerschaft erzielt würden und ein gemeinsames Monitoring des Wildbestandes und der Verbissschäden erfolge.

Am Dialog interessiert

Vorsitzende Bergmann machte deutlich, dass die Jägerschaft weiter am Wald-Wild-Dialog mit dem Landkreis festhalte. Die Jäger ständen zu den gesetztlichen Verpflichtungen bei der Bejagung von Schalenwild und den Erhalt von Ruhe- und Äsungsflächen für die Rehe.

Dafür sollte die Jagdsteuer weiter ausgetsetzt werden. „Wir werden sie nach Kräften unterstützen“, versprach Bergmann. Sie äußerte sich überzeugt, dass die Probleme gemeinsam gelöst werden könnten.

Überblick über Abschusszahlen

Helmut Möller, inzwischen pensionierter Leiter der Jagdbehörde beim Landkreis, gab einen Überblick über die Abschusszahlen im Land an Eder und Diemel. Neben 500 Stück Rotwild mit beachtlichen Hirschen im Burgwald und im Rothaargebirge verwies er auf 10 000 Stück Rehwild und 5800 Wildschweine.

Bedauerlich sei der hohe Bestand an Muffeldwild im Upland. Die Tiere befänden sich °in einem erbärmlichen Zustand“, wahrscheinlich werde sich dies „durch den Wolf bald erledigen.“ Die Jägerschaft sei gefragt, den Wildbestand zu regulieren, die Steuer sei dafür ein guter Ansatz.

Geringe Wildschäden

Beim Niederwild verzeichnet Möller 500 Stück, 3600 Füchse und 4200 Waschbären seien geschossen worden. Mit 120 000 Euro sei die Höhe der zu begleichenden Wildschäden verhältlnismüßig gering.

Die Waffenbehörde habe die Jägerschaft kontrolliert. Das Ergebnis sei sehr zufriedenstellend.

Nachfolge in Jagdbehörde

Möller dankte Alfons Schlüter von der Hegemeinschaft Upland für die jahrzehntelange gute Zusammenarbeit. Als neue Leiterin der Jagdbehörde beim Landkreis wurde Ina Vorsmann bei der Versammlung der Jägerschaftvorgestellt, für die Waffenbehörde ist nun Carolin Groß zuständig, die ebenfalls Jägerin ist.

Bei der Jägerschaft absolvierten 2022 eld der zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Jagdprüfung, an dem Kurs nahmen auch vier Frauen teil. In diesem Jahr bereiten sich drei Frauen und elf Männer auf die Prüfung vor. 17 Jäger beteiligten sich 2022 an einem Motorsägenlehrgang für die Herstellung von Hochsitzstangen, an einem Blattjagdseminar beteiligten sich 34 Freunde der Waid.

Lehrreiche Projekte

Vorsitzende Bergmann hob im Rahmen des Programms Lernort Natur des Deutschen Jagdverbandes die Kooperation mit der Kindertagesstätte Eidinghäuser Grund in Korbach hervor.

Zur Förderung von Naturschutzmaßnahmen, stehen 12 000 Euro bereit. 2022 waren nur 1600 Euro abgefragt worden. Um die Nachfrage zu steigern, würden nun 500 statt bisher 100 Euro für Blühstreifen, Wildäcker, Maßnahmen zur Besucherlenkung oder den Schutz von Wild vor Beutegreifern bereitgestellt.

Mitgliedsbeiträge werden gesenkt

Die als Verein ausgegeliederte Nachsuchengruppe der Jägerschaft bekommt vom Verein jährlich 300 Euro für ihre Arbeit. Sprecher Schulenberg berichtete, dass die aus 15 Gespannen bestehende Gemeinschaft 851 Einsätze mit Hunden zum Aufspüren von waidwundem Wild ausgeführt haben.

Die finanzielle Lage der Jägerschaft ist sehr gut. Deswegen wird für ein Jahr der Mitgliedsbeitrag von 70 auf 60 Euro gesenkt.

Treue Mitglieder geehrt

60 Jahre halten Karl Wilke und Oskar Zelder der Waldekischen Jägerschaft die Treue. 50 Jahre sind Fritz Gerhard und Helmer Siebert dabei. 40 Jahre: Willi Nickel, Eckhard Wieck, Jörg Chrobacsinsky, Karl-Heinz Brocke, Fritz Schäfer, Karl Pickhardt, Hubert Pickhardt und Alfons Schlüter.

Für 25 Jahre wurden geehrt: Udo Heise, Wolfgang Theimer, Rainer Thiele, Axel Knop, Lars Hochmanski, Günter Ladage, Christian Paulus, Norbert Kann, Arne Emde und Andreas Böhle. (Armin Haß )

Auch interessant

Kommentare