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Schulen in Waldeck-Frankenberg fast wieder im Normalmodus

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Von: Philipp Daum, Thomas Hoffmeister, Damai Dewert

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Gelüftet wird an der Christian-Rauch-Schule weiterhin regelmäßig: Marten Riehl und Maximilian Wiedow (rechts) tragen die Maske aus Gewohnheit, aber auch zur Sicherheit. Bisher haben sie sich mit Corona nicht infiziert.
Gelüftet wird an der Christian-Rauch-Schule weiterhin regelmäßig: Marten Riehl und Maximilian Wiedow (rechts) tragen die Maske aus Gewohnheit, aber auch zur Sicherheit. Bisher haben sie sich mit Corona nicht infiziert. © Armin Hass

Seit dieser Woche müssen Schüler in Waldeck-Frankenberg keine Maske mehr in der Schule tragen, auch die Pflicht zur Vorlage eines negativen Testnachweises wurde am Montag aufgehoben. Damit entfällt auch das Test-heft. Das hatte die Landesregierung hessenweit festgelegt.

An den Schulen sind darüber hinaus weitere Corona-Einschränkungen für Schüler und Lehrer entfallen, erläuterte Stephan Uhde, der Leiter des Staatlichen Schulamtes in Fritzlar: Der Mindestabstand wurde aufgehoben, der Unterricht ist im regulären Klassen- und Kursverband einschließlich lerngruppenübergreifender AG-Angebote wieder möglich. Gleiches gilt für den regulären Ganztagsbetrieb. Auch der Sport- und Musikunterricht könne wieder ohne Einschränkungen stattfinden. Die Sonderregelungen für den Pausenbetrieb sind nicht mehr erforderlich und im Unterricht können Nahrungsmittel zubereitet und Lebensmittel verarbeitet werden.

Die grundlegenden Hygieneregeln wie regelmäßiges Lüften, Händewaschen und die Husten- und Nies-Etikette seien aber weiter einzuhalten, sagt Uhde. Und es sei jedem Schüler und jedem Lehrer freigestellt, auch weiterhin eine Maske im Schulgebäude und im Unterricht zu tragen. Zudem stelle das Land allen Schülern und an der Schule tätigen Personen bis zu den Sommerferien weiterhin zwei Selbsttests pro Woche zur Verfügung. Getestet werden darf zuhause.

Stephan Uhde, Leiter des Staatlichen Schulamtes in Fritzlar
Stephan Uhde, Leiter des Staatlichen Schulamtes in Fritzlar © PR

„Insgesamt ist damit wieder viel Normalität in den Schulen gegeben“, fasst der Schulamtsleiter die neuen Regeln zusammen. Alle hätten in den vergangenen zwei Jahren vor nie gekannten Herausforderungen gestanden und diese erfolgreich bewältigt. „Ich gehe davon aus, dass sich die jetzigen Regelungen wie die bisherigen bewähren werden“, sagt Uhde.

„Dass auch an den Schulen die Corona-Beschränkungen wegfallen, war zu erwarten“, sagt Christoph Aßmann, Leiter der Alten Landesschule in Korbach. In allen anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens seien die Corona-Regeln schließlich aufgehoben worden.

Viele Schüler tragen weiterhin Maske

Seit der Corona-Pandemie wird der Kurpark in Willingen häufiger von Schülerinnen und Schülern heimgesucht. „Wenn es das Wetter zulässt, nutzen wir die Möglichkeit, um dort den Musikunterricht zu gestalten und an der frischen Luft zu singen“, berichtet Barbara Pavlu. Die Leiterin der Uplandschule weiß natürlich, dass mittlerweile nahezu alle Corona-Regeln aufgehoben sind – „doch wenn das Ansteckungsrisiko mit einfachsten Mitteln verringert werden kann, tun wir dies auch“, sagt sie.

Ansonsten hat sich Alltag an der Gesamtschule – wie in den anderen Schulen in Waldeck-Frankenberg auch – größtenteils normalisiert. „Der Wegfall der Einschränkungen heißt ja, dass wir mit Corona so umzugehen haben wie mit einer normalen Grippe“, sagt Barbara Pavlu, ohne diesbezüglich eine Wertung abzugeben. Diese neuen Regelungen würden jetzt umgesetzt. „Wir teilen die Corona-Tests aus und empfehlen den Schülern und Eltern eindringlich, sich daheim freiwillig zu testen. Die Tests werden auch nahezu von allen mitgenommen. Natürlich können wir nicht überprüfen, ob diese wirklich umfassend genutzt werden“, sagt die Schulleiterin. Sie sei aber überzeugt, dass die Pandemie zu einer erhöhten Sensibilität beigetragen habe.

„Ich denke, dass die Eltern jetzt noch viel genauer hinschauen, wenn in der Familie eine Corona-Infektion auftritt oder wenn die Kinder Symptome entwickeln. Sie sind vorsichtiger und lassen die Kinder viel eher zu Hause, um dadurch eine mögliche Verbreitung des Virus zu unterbinden. Die freiwilligen Tests helfen auch dabei, eine Infektion schnell zu erkennen“, sagt Barbara Pavlu. Sie appelliere deshalb weiterhin an die Vernunft der Eltern und Schüler.

Grundsätzlich sei die Situation an der Uplandschule im Moment entspannt. „Wir verzeichnen weder bei Schülern noch bei Lehrkräften einen überhöhten Krankenstand“, sagt die Schulleiterin. Erfreut zeigt sie sich auch von der hohen Impfquote an der Schule. Diese liege in der Oberstufe bei weit über 90 Prozent – auch in den unteren Stufen seien mittlerweile viele Schülerinnen und Schüler gegen das Coronavirus geimpft.

Wenn Barbara Pavlu auf das Schulgelände schaut, entdeckt sie trotz des Wegfalls der Maskenpflicht noch viele Schülerinnen und Schüler, die in der Schlange beim Essens- und Getränkekauf oder an anderer Stelle im Gebäude sowie draußen einen Mund-Nasen-Schutz tragen. „Die Maske gehört bei vielen dazu, weil sie sich damit sicherer fühlen“, sagt die Schulleiterin.

Eine ähnliche Beobachtung macht Markus Wagener, Leiter der Christian-Rauch-Schule (CRS) in Bad Arolsen. „Es gibt bei uns Schülerinnen und Schüler, die im Unterricht, beim Gang zur Toilette oder woanders im Gebäude – und zum Teil auch noch auf dem Schulhof – Maske tragen. Auf der anderen Seite verzichten Schüler komplett auf den Mund-Nasen-Schutz – zum Beispiel auch in den derzeit laufenden Abiturprüfungen“ so Wagener. Die Lehrkräfte würden dagegen weiter konsequent Maske tragen. „Für die meisten ist der Mund-Nasen-Schutz eine zusätzliche Sicherheit vor einer Corona-Infektion. Doch der eine oder andere versteckt sich im Unterricht auch gerne mal hinter der Maske. Das ist dann der psychologische Aspekt, der somit weiterhin Bestand hat“, sagt der Schulleiter, der an der CRS derzeit auch keine auffallend hohe Krankheitswelle feststellt.

Was die freiwilligen Corona-Tests angeht, sieht Wagener die Situation teilweise ähnlich wie seine Kollegin aus der Uplandschule. „Wir appellieren an die Eltern und Schüler, die Tests daheim regelmäßig zu machen. Ich gehe davon aus, dass dies auch in den allermeisten Fällen passiert“, sagt er. Da aber die Kontrollmöglichkeiten durch die Schule nun nicht mehr gegeben seien, halte er das Prozedere ein Stück weit auch für ein „Feigenblatt“.

Bei der jüngsten Schulleiter-Dienstversammlung habe ein Kollege zudem erwähnt, dass zuletzt häufiger auch Corona-Tests bei Ebay angeboten worden seien. „Ob diese Tests vorher in den Schulen ausgegeben wurden, lässt sich natürlich schwer verifizieren. Wenn man aber nicht mehr ganz genau weiß, ob die Tests auch alle konsequent daheim durchgeführt werden, muss man darüber nachdenken, ob die Ausgabe in den Schulen dauerhaft Sinn macht“, so Wagener. Kostenlose und freiwillige Corona-Tests seien schließlich auch bei den immer noch vorhandenen, offiziellen Teststationen möglich.

„Keine Probleme bei Abi-Prüfungen“

An der Alten Landesschule in Korbach gibt es derzeit im Abiturjahrgang keine auffällig hohe Zahl an Krankheitsfällen. „Bei den Abi-Prüfungen gibt es diesbezüglich keine Probleme“, sagt Schulleiter Christoph Aßmann. In den unteren Stufen gebe es dagegen ein wenig mehr Fehlzeiten als üblich.

Christoph Aßmann, Leiter der Alten Landesschule in Korbach
Christoph Aßmann, Leiter der Alten Landesschule in Korbach © Lutz Benseler

„Dass dies mit einer erhöhten Zahl an Corona-Infektionen zusammenhängt, können wir allerdings nicht sagen“, so Aßmann. Durch den Wegfall der Pandemie-Regeln sei nämlich niemand mehr dazu verpflichtet, eine Corona-Infektion als vorhandenen Krankheitsgrund anzugeben. „Es gibt aber trotzdem noch viele Eltern, die uns freiwillig mitteilen, dass ihre Kinder mit dem Coronavirus infiziert sind und deshalb zu Hause bleiben. In diesen Fällen geben wir die Infos dann auch an das Gesundheitsamt weiter“, berichtet der Schulleiter.

Für Aßmann ist es völlig normal, dass die Schulen beim Wegfall der Corona-Regeln keine Ausnahme bilden. „Warum auch?“, fragt er. Tests und Masken seien nirgendwo mehr vorgeschrieben, alles laufe auf freiwilliger Basis. „Dass sich die Schulen als kleiner Teil der Gesellschaft dieser Normalität und damit auch diesem neuen Umgang mit dem Virus entziehen, ist letztlich doch gar nicht möglich“, sagt der Schulleiter.

„Haben wieder mehr Zeit für den Unterricht“

In Sachen Corona-Regeln hat natürlich auch an der Hans-Viessmann-Schule in Frankenberg und Bad Wildungen vor wenigen Tagen eine neue Zeitrechnung begonnen: „Seit dem 2. Mai sind die Corona-Regeln bei uns weitgehend weggefallen“, berichtet Schulleiter Klaus Lötzerich. Wie in den anderen Schulen im Landkreis auch, bekommen an der Hans-Viessmann-Schule alle Schüler und Lehrer pro Woche zwei kostenfreie Schnelltests mit nach Hause. „Wir haben zudem die Möglichkeit, von unserem Hausrecht Gebrauch zu machen“, sagt Lötzerich, beispielsweise für eine Maskenpflicht bei hohem Krankenstand.

„Wir empfehlen weiterhin das Tragen von Mund-Nasenschutzmasken. Viele Schülerinnen und Schüler machen das auch“, sagt Alexander Blahnik, Mitglied der Schulleitung an der Gesamtschule Battenberg. An die Schüler gebe man auch weiterhin kostenlose Selbsttests für zu Hause aus – insbesondere in Klassen, in denen es schon einen Coronafall gebe, was „sporadisch immer mal wieder vorkommt“, sagte Blahnik. Über Durchsagen, Elterninformationen sowie über die schuleigene Homepage habe man auf die Neuregelungen hingewiesen. „Zum Tragen einer Maske verpflichten können wir allerdings keinen mehr“, so Blahnik.

Alexander Blahnik, Mitglied der Schulleitung an der Gesamtschule Battenberg
Alexander Blahnik, Mitglied der Schulleitung an der Gesamtschule Battenberg © PR

Auf den Unterricht wirke sich die neue Regelung positiv aus, weil das bisher dreimal wöchentliche Testen in der ersten oder zweiten Stunde wegfalle, ergänzte Blahniks Kollegin Sabine Rossmeisl, die für den Gymnasialzweig an der Gesamtschule verantwortlich ist. Die Tests und deren Auswertung seien zeitaufwändig gewesen. „Und es hat durch den Stundenplan immer die gleichen Fächer getroffen“, sagt Rossmeisl. Für den Unterricht stehe nun wieder mehr Zeit zur Verfügung.

Wie lange die aktuelle Regelung gilt und wie sich die Corona-Pandemie weiter entwickelt, wisse natürlich niemand. „Wir machen mit der neuen Regelung jetzt einfach weiter – bis wir neue Anweisungen erhalten“, sagt Alexander Blahnik.

Das sagt die Lehrer-Gewerkschaft

„Niemand trägt gerne dauerhaft eine Maske“, sagt Carsten Leimbach, Bezirksvorsitzender der Lehrergewerkschaft GEW in Nordhessen. „Trotzdem fragen wir uns, ob eine solche Pflicht eine wirklich so starke Einschränkung der persönlichen Freiheit bedeutet und ob das jetzt lang eingeübte Testverfahren nicht so lange hätte beibehalten werden können, bis die Ansteckungsraten in den Schulen unter das Vorjahresniveau gesunken wären.“ Das Kultusministerium habe nach den Osterferien auch auf die bisherige Praxis von zwei Präventionswochen verzichtet. Das Risiko von Long-Covid und schweren Erkrankungen werde „vollkommen ausgeblendet und in Kauf genommen“, heißt es in der Pressemitteilung der GEW.

All dies passiere in der anstehenden Prüfungsphase, in der die Arbeitsbelastung schon immer hoch gewesen sei. „Zusätzlich wird uns berichtet, dass Kollegen immer öfters dazu aufgefordert werden, trotz eigener Erkrankung den Lernenden Unterrichtsmaterial digital zur Verfügung zu stellen. Die Maxime muss jedoch sein: krank ist krank“, betont Martin Gertenbach von der GEW. „Das System Schule fährt auf Überlast und es gibt zu wenige Ressourcen, um krankheitsbedingte Ausfälle von Lehrern kurzfristig abzudecken. Wir benötigen deutlich mehr Kollegen im System.“

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