Wenn es nach ihm geht, werden auch seine nächsten Jahre arbeitsreich: Der 44-Jährige will am 5. März Diemelseer Bürgermeister werden, er tritt als Kandidat des SPD-Ortsvereins an. Da passt es gut, dass er das Elternhaus seiner Mutter in Heringhausen zu seinem Lebensmittelpunkt erkoren hat. „Dort komme ich zur Ruhe und kann wieder aufladen.“
Seine Eltern waren zwar nach Gladbeck gezogen, wo Cord Wilke aufwuchs und das Abitur machte. Aber er war schon als Kind an Wochenenden und in den Ferien immer in Heringhausen. Auch bei späteren Lebensstationen war das Haus für ihn stets ein Rückzugsort.
2019 sind Cord Wilke und sein Mann Jan dauerhaft eingezogen. Zur Familie gehört auch Cooper – der in Adorf geborene Minilabradudel.
Das Fachwerkhaus haben seine Urururgroßeltern 1872 errichtet. „Es ist für mich mehr Elternhaus als es Gladbeck je war“, sagt Cord Wilke. „Es ist der Familie unheimlich wichtig, sagt Jan Wilke. „Jede Ecke ist mit Erinnerungen vollgepropft.“ Dieses Haus müsse erhalten werden.
Beruflich ist Cord Wilke viel herumgekommen. Nach seinem Jura-Studium in Gießen begann er 2008 für die Deutsche Telekom in Darmstadt im Marketing für Video-on-Demand. 2013 wechselte er ins Marketing von Vodafone in München. 2013 ging es nach Berlin, wo er für den amerikanischen Entertainmentkonzern Rovi das europäische Marketing für einen Netflix-Vorläufer leitete.
Von 2014 bis 2018 war Wilke Büroleiter des SPD-Bundestagsabgeordneten und haushaltspolitischen Sprechers Johannes Kahrs, da pendelte er zwischen Berlin und Hamburg. Dann arbeitete er im Marketing für die Buchhandelskette Hugendubel und als Kommunikations-Berater, bevor er 2021 zur Landtagsfraktion stieß.
2013 lernte er in einer Berliner Kneipe Jan Wilke kennen. Der 34-jährige stammt aus dem Siegerland – schnell zogen sie zusammen. „Wir wussten gleich, dass es das Richtige ist“, sagt Cord Wilke. Als der Bundestag endlich die „Ehe für alle“ ermöglicht hatte, ließen sie sich 2018 im Standesamt in Adorf von Anke Linekugel trauen.
Jan Wilke freut sich über die gute Aufnahme in Heringhausen, „Die Akzeptanz ist beeindruckend.“ Und er engagiert sich: Er arbeitet im Vorstand des Vereins für die 1000-Jahr-Feier im Mai und an der Dorfchronik mit. Beschäftigt ist er im Kundenservice einer Korbacher Online-Firma.
Die Wilkes seien eine weit verzweigte „urwaldecker Familie“, sagt Cord Wilke. Bis heute ist in Diemelsee die Geschichte bekannt, wie sein Großvater Ernst Wilke eine Wette gewann: Der Schneidermeister ritt mit einem geliehenen Pferd in die Gastwirtschaft Gießing ein.
„Mein Hobby ist die Familie“, erklärt Wilke. Er koche gern deftige Küche und Wild, das ein befreundeter Jäger liefere. Für die drei Patenkinder und die sechs anderen Kinder der großen Familie gibt es die bei ihnen so beliebte Bolognese zur Pasta.
„Ich kann Diemelsee weiter voranbringen“, sagt Cord Wilke. „Ich bin ehrgeizig und will Sachen erreichen.“ Seit 2021 ist er Gemeindevertreter, als SPD-Chef ist er in die Kreispolitik eingebunden. Mit seinen Erfahrungen sehe er, was in Diemelsee alles bewegt werden könne. Deshalb sei in ihm die Idee gereift, fürs Amt des Bürgermeisters zu kandidieren. Wahl bedeute außerdem immer auch Auswahl, mindestens zwei Bewerber müsse es schon geben.
Er sieht sich fürs Amt gut gerüstet. „Kommunikation ist der Dreh- und Angelpunkt“, sagt er, „das ist meine DNA.“ Ein Bürgermeister habe viele Möglichkeiten zu gestalten, wenn er kommunizieren könne, wenn er Visionen habe, wie sich Landschaften und die Gemeinde gestalten ließen. Wichtig sei, alle frühzeitig einzubinden, ob Gemeindevorstand, Parlament oder Bürger. „Dann ist alles möglich.“
Er habe im Beruf und im Ehrenamt für die SPD viele Netzwerke gebildet, in Berlin und in Wiesbaden, ins Kasseler Regierungspräsidium, über die Große Koalition ins Korbacher Kreishaus. Er kenne Entscheidungswege, Behördenstrukturen und habe Kontakte zu anderen Parteien. Das Parteibuch sei wegen der vielen Beziehungen von Vorteil, aber als Bürgermeister wolle er überparteilich arbeiten, betont Wilke.
Sich in neue Themen einzuarbeiten, schreckt ihn nicht: „Arbeiten kann ich“, sagt Wilke. „Ich raste nie, ich bin immer in Bewegung. Und ich bin schnell in neuen Themen drin.“ Sein Wiesbadener Chef Christoph Gehring beschreibe ihn als „schnell und präzise“. Außerdem könne er rechtliche Aspekte einschätzen. Die Verwaltung zu leiten traut er sich zu: Als Marketingchef bei Rovi habe er schon ein weltweit tätiges Team und eines in Deutschland mehr als 20 Mitarbeitern geleitet – und seine Werbeetats seien teils größer gewesen als der Diemelseer Haushalt mit seinen knapp 14 Millionen Euro.
Im Februar will Wilke mit dem Wahlkampf durchstarten, er setzt auf Hausbesuche in allen Ortsteilen und die Infostände der SPD. Außerdem soll es sonntags zwei Frühschoppen geben. Ab heute hängen Wahlplakat: „Die SPD steht hinter mir.“