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Teurer Sprit: Taxi-Unternehmer in Waldeck-Frankenberg sind in Sorge

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Von: Philipp Daum, Klaus Jungheim

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Warten auf Kundschaft: Wie hier am Hauptbahnhof in Korbach hoffen Taxifahrer auf Fahrgäste. Höhere Preise können sie aber erst verlangen, wenn die aktuell geltenden Ortstarife angepasst werden.
Warten auf Kundschaft: Wie hier am Hauptbahnhof in Korbach hoffen Taxifahrer auf Fahrgäste. Höhere Preise können sie aber erst verlangen, wenn die aktuell geltenden Ortstarife angepasst werden. © Philipp Daum

Die wegen des Ukraine-Kriegs drastisch gestiegenen Spritpreise bringen auch die Taxi-Unternehmen in Waldeck-Frankenberg in Bedrängnis. Der Öffentliche Personennahverkehr ist ebenfalls betroffen.

Mit einer schnellen Fahrpreiserhöhung in beiden Branchen ist aber nicht zu rechnen.

Die Taxifirmen müssen sich an die geltenden Ortstarife halten. Diese werden von den Städten und Gemeinden oder vom Landkreis festgelegt. Krankenfahrten werden zudem über die Krankenkassen abgerechnet – auch hier ist eine freie Preisgestaltung nicht möglich. Hinzu kommen höhere gesetzliche Mindestlöhne – ab Oktober liegen diese bundesweit bei zwölf Euro.

„Dass die Mindestlöhne steigen, ist richtig. Aufgrund der extrem hohen Spritpreise müssen wir uns nun aber leider von zwei Fahrern trennen, um weiter wirtschaftlich arbeiten zu können. Corona hat uns auch hart getroffen“, sagt Udo Siebott vom gleichnamigen Taxi-Unternehmen in Frankenberg. Zwar habe er bei Kurierfahrten für Firmen und Touren über das Stadtgebiet hinaus noch einen gewissen Spielraum bei der Preisgestaltung – insgesamt sei die Situation aber deutlich schwieriger geworden.

„Jeder Spediteur kann wegen hoher Spritkosten sofort seine Preise erhöhen. Wir dagegen sind nahezu machtlos und müssen darauf hoffen, dass die Stadt zeitnah eine Tariferhöhung genehmigt“, sagt Elke Marczewski, Inhaberin von Taxi Rohn in Korbach. Von 2020 bis 2021 habe sie wegen der Corona-Pandemie einen Umsatzrückgang von 50 Prozent verkraften müssen. Nach einer leichten Erholung belasteten nun die hohen Spritpreise die Bilanz.

Ob es zu Fahrpreis-Erhöhungen wegen gestiegener Preise für Diesel im Bereich des Nordhessischen Verkehrsverbunds (NVV) kommen wird, ist derzeit noch offen. Laut der stellvertretenden NVV-Pressesprecherin Judith Féaux de Lacroix „würde ein möglicher Beschluss zur Tarifanpassung erst Ende März gefasst. Details können dann erst genannt werden“.

Es gebe erste Signale des NVV-Aufsichtsratsvorsitzenden Landrat Andreas Siebert (Landkreis Kassel), dass „die vom Land Hessen gewünschte Tariferhöhung ohne weitere Diskussionen im NVV-Aufsichtsrat über die grundsätzliche Ausrichtung des ÖPNV in Hessen und den Stellenwert der Verkehrsverbünde in der Mobilitätsstrategie der Landesregierung sowie der künftigen Mobilität im ländlichen Raum keine Unterstützung finden wird“.

Folgen des Krieges noch nicht eingerechnet

2021 ist der Dieselpreis um 26 Prozent gestiegen. Für 2022 rechnet der NVV mit einer Steigerung um acht Prozent – „allerdings sind die Folgen des Ukraine-Krieges da noch nicht eingerechnet“, so die stellvertretende Sprecherin Judith Féaux de Lacroix .„Die Bus-Unternehmen bekommen beim Einkauf Großkunden-Rabatte, zahlen also nicht zwangsläufig die Preise, die derzeit an den Tankstellen erhoben werden.“ Den konkreten Preis pro Liter könne man daher nicht benennen. 

Judith Féaux de Lacroix, stellvertretende Sprecherin beim NVV.
Judith Féaux de Lacroix, stellvertretende Sprecherin beim NVV. © PR

Fahrpreise stehen fest, unterscheiden sich aber in den Kommunen

Beförderungsentgelte und -bedingungen für den Verkehr mit Taxen sind übrigens konkret in den Verordnungen der jeweiligen Kommunen geregelt. Das Beförderungsentgelt setzt sich aus dem Grundpreis und dem Entgelt für die gefahrene Wegstrecke zusammen.

Städte und Gemeinden mit mehr als 7500 Einwohnern legen die Ortstarife selbst fest. Für Kommunen, die mit ihrer Einwohnerzahl darunter liegen, gilt die Verordnung des Landkreises Waldeck-Frankenberg als Grundlage. Der Landkreis hat die Ortstarife zum 1. Februar 2022 angepasst. Die Grundgebühr beträgt aktuell 3 Euro. Der Fahrpreis liegt bei 2 Euro pro gefahrenen Kilometer.

In Korbach beträgt die Grundgebühr dagegen 3,20 Euro. Der Fahrpreis für Strecken bis zwei Kilometer liegt bei 2,60 Euro pro Kilometer. Der Fahrpreis für Strecken ab zwei Kilometer beträgt 2,10 Euro pro Kilometer.

Im Stadtgebiet Frankenberg liegt die Grundgebühr derzeit ebenfalls bei 3,20 Euro. Pro Kilometer Beförderungsstrecke werden 1,90 Euro berechnet.

„Aktuelle Energiepreise müssen in die Bewertung einfließen“

Der Kreisstadt liegt bereits ein Antrag auf Tariferhöhung vor. „In Korbach gibt es zur Zeit zwei Taxi-Unternehmen. Beide zusammen haben einen gemeinschaftlichen Antrag gestellt“, sagte Büroleiter Ralf Buchloh auf Anfrage unserer Zeitung. Der Antrag sei bereits vor einigen Wochen gestellt worden und befinde sich aktuell in der Prüfphase.

„Nach Personenbeförderungsgesetz sind verschiedene Stellen zu beteiligen. Die notwendigen Stellungnahmen stehen noch aus. Die aktuellen Energiepreise werden sicher in die Bewertung mit einfließen müssen“, so Buchloh. Nach Abwägung aller Interessen treffe der Magistrat die abschließende Entscheidung.

Bei der Stadt Frankenberg gab es nach Auskunft des dortigen Pressesprechers Florian Held bereits Gespräche zur aktuellen Situation mit einem Taxi-Unternehmen. Ein Antrag zur Tariferhöhung liege aber noch nicht vor. „Die Tarife wurden letztmalig zum Januar 2019 erhöht. Seinerzeit lagen die Rahmenkosten wie Löhne und Kraftstoff noch deutlich unter dem jetzigen Niveau, sodass eine angemessene Erhöhung der Ortstarife möglich ist“, sagt Held. Dies sei jedoch eine Entscheidung des Magistrats, der an dieser Stelle nicht vorgegriffen werden solle.

Eine Erhöhung der Ortstarife sei zeitnah nach Antragstellung möglich. Held: „Danach erfolgt die Anhörung der Fachbehörden mit einer Frist von zwei bis vier Wochen.“ Nach positiver Entscheidung im Magistrat und der öffentlichen Bekanntgabe müssten die Firmen bis zum Stichtag des Inkrafttretens der Erhöhung ihre Taxameter/Wegstreckenzähler eichen lassen. Eine Erhöhung könnte laut Held im Idealfall innerhalb von acht Wochen auf den Weg gebracht werden.

„Bisher gibt es noch keine Rückmeldungen ansässiger Taxiunternehmen an den Landkreis bezüglich einer Anpassung des Ortstarifes“, teilte Ann-Katrin Heimbuchner, Pressereferentin beim Landkreis Waldeck-Frankenberg, auf Anfrage mit. Diese sei zum aktuellen Zeitpunkt auch bisher nicht in Planung, da sich für die gestiegenen Kraftstoffkosten gegebenenfalls ein Ausgleich durch den Bund abzeichne.

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