Doch seit dem 24. Februar ist in ihrem Land alles anders, der russische Angriffskrig auf ihr Land lässt ein friedliches Fest nicht zu. Die alten Bräuche? Sie finden dieses Jahr kaum statt. Auch Mykolajiw ist Ziel russischer Angriffe, Viktoria Nawrotskas Familie ist zerrissen. Sie floh im März mit ihrem kleinen Sohn nach Flechtdorf, ihr Mann, der ältere Sohn und weitere Verwandte blieben zurück. Ebenso Freunde, andere Glieder ihrer Gemeinde.
Viktoria Nawrotska berichtet in ihrer Unterkunft im einstigen Flechtdorfer Kloster, wie ihre Gemeinde traditionell Ostern feiert.
Der Gründonnerstag ist für die Gemeinde der „Saubere Donnerstag“. Die Gemeinde kommt in der Kirche zusammen, um sie zu reinigen und für die Feiern vorzubereiten. Dazu gibt es eine Predigt des Pastors und Gesänge.
Der Karfreitag ist der „Leidensfreitag“. Die Gemeinde versammelt sich abends bei einbrechender Dämmerung in der Kirche. Wieder hält der Pastor eine Predigt, in der er die in der Bibel überlieferten Kreuzesworte Jesu zitiert. Nach jedem Spruch wird eine Kerze gelöscht – dies symbolisiert das Sterben Jesu am Kreuz.
Am Ende brennt keine Kerze mehr. Der Pastor schlägt die Bibel zu – das Symbol, dass Jesus gestorben ist. Das Kreuz wird mit einem schwarzen Tuch verhangen. Die Gemeinde geht schweigend auseinander.
Der Samstag sieht keine Riten vor. Wer mag, geht zu einem stillen Gebet in die Kirche.
Am Ostersonntag folgt ein feierlicher Gottesdienst in der Kirche, um die Auferstehung Christi zu feiern. Kinder treten während der Zeremonie auf und singen Hymnen.
Danach gibt es ein Festmahl in der Familie. Es gibt Brot und bemalte Eier. Als Spezialität wird Paska gereicht, ein großes süßes Milchbrot in der Form eines Muffins. Es wird das traditionell zu Ostern gebacken und ist auch in anderen osteuropäischen Ländern beliebt.
Auch der Ostermontag ist ein arbeitsfreier Feiertag, er gehört der Familie.