Walter-Lübcke-Schule getauft: „Der Name der Schule ist ein Signal für das ganze Land“

Die ehemalige Wolfhager Wilhelm-Filchner-Schule trägt jetzt offiziell den Namen des getöteten Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke.
Update vom Samstag, 26.09.2020, um 10.52 Uhr: Ein Großaufgebot der Polizei mit Hundestaffel, ein Ministerpräsident, der neben der Gesamtschule mit dem Hubschrauber landete und jede Menge prominente Gäste aus ganz Hessen: In der jetzt offiziell getauften Walter-Lübcke-Schule herrschte am Freitag helle Aufregung.
An Unterricht war nicht zu denken, und überall verfolgten Schüler und Lehrer aus den Fenstern ihrer Klassenzimmer die Feierstunde auf dem Schulhof. Wegen der Corona-Regeln durften nur 250 Personen dabei sein, alle anderen schauten sich das Fest per Livestream an. Nach den Reden erhielten die Schüler Besuch von Politikern, die mit ihnen diskutierten.
Dabei war auch die NSU-Opferanwältin Seda Basay-Yildiz, die in ihrer Rede zuvor dazu aufgerufen hatte, Zivilcourage gegen rechte Gewalt und Rassismus zu zeigen und sich nicht einschüchtern zu lassen. Ähnlich formulierte es Landrat Uwe Schmidt: Man müsse sich wie Lübcke für Werte einsetzen, sich einmischen und Haltung zeigen. Walter Lübckes Witwe, Irmgard Braun-Lübcke appellierte: „Sagen Sie Ihre Meinung und beziehen klar Position gegen Hass, Hetze und Ausgrenzung, egal ob im beruflichen oder im privaten Bereich, aber insbesondere auch in der digitalen Welt.“
Man habe bewusst nur schlicht den Namen Walter Lübcke gewählt und auf Amt und Titel verzichtet, sagte der Schulleiter der Walter-Lübcke-Schule, Ludger Brinkmann. Lübcke sei als Mensch Identifikationsfigur für die Schule und seine Werte sollen das Leitbild schulischen Handels, Lernens und Lehrens sein.
Dazu gehörte auch ein Kooperationsvertrag, den die Schule mit der Initiative „Offen für Vielfalt“ schloss. Diese tritt mit mittlerweile 25 Kooperationspartnern für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ein.
Ministerpräsident Bouffier spricht bei Einweihung der Walter-Lübcke-Schule
Erstmeldung vom Freitag, 25.09.2020, um 18 Uhr: Wolfhagen - 250 Gäste, darunter Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier und die Familie Lübcke, waren am Freitag zum Festakt auf den Schulhof gekommen. Rund 1500 Schüler und ihre Lehrer verfolgten die Feier von den Fenstern der Gebäude oder per Livestream im Klassenraum.
„Der Name der Schule ist ein Signal für das ganze Land“, sagte Bouffier, Lübcke sei ein Vorbild für kommende Generationen und daher ein würdiger Namensgeber.
Aushängeschild und Auftrag zugleich
Er appellierte an die Schüler, bei Unrecht nicht wegzusehen und sich für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte einzusetzen und den Geist von Walter Lübcke in die Zukunft zu tragen. Er lobte die Schüler, die die Umbenennung der Schule initiiert hatten. „Ich habe Respekt für diese Schule, die solche Schüler hervorbringt“, so der Ministerpräsident weiter.
Zuvor hatten schon Johanna Böttger und Lukas Mühlbauer von der Schülervertretung gesprochen: „Mit dieser Umbenennung setzen wir als Schule ein Statement. In einer Zeit, in der politische Gewalt immer mehr zunimmt. In einer Zeit, in der Terror nicht nur Thema im Geschichtsunterricht ist, wollen wir für alle Opfer politischer Gewalt in Halle, Hanau oder Kassel stehen.“ Der Schulname sei nicht nur Aushängeschild, sondern der Auftrag, Demokratie von klein auf zu lernen und zu leben.
Würdiger Festakt
Zu den Programmpunkten der Schultaufe gehörte auch die Enthüllung des neuen Schullogos und eines Gedenksteines. Auf einer Tafel wird der erste Teil der Sätze Lübckes zitiert, die ihm vermutlich das Leben gekostet haben: „Es lohnt sich in diesem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten.“
Anschließend pflanzten Walter Lübckes Witwe, Irmgard Braun-Lübcke, der Ministerpräsident sowie Lehrer, Schüler- und Elternvertreter gemeinsam die Lübcke-Eiche. Hunderte Luftballons stiegen in den Himmel. Daran waren Karten befestigt, auf denen Schüler und Gäste ihre Wünsche für Demokratie und Menschlichkeit formuliert hatten. (Von Bea Ricken)