In Hessen gibt es Siedlungsprojekte der „Anastasia-Bewegung“ in Densberg (Schwalm-Eder-Kreis) und in Nentershausen-Bauhaus bei Bad Hersfeld. Auf Anfrage der SPD-Fraktion im hessischen Landtag nach völkischen Siedlern erklärte Innenminister Peter Beuth im August 2022, die Anastasia-Bewegung sei „kein Beobachtungsobjekt“ des Landesamtes für Verfassungsschutz (LfV Hessen), „gleichwohl prüft das LfV Hessen ... die hier bekanntgewordenen Aktivitäten der Anastasia-Bewegung in Hessen fortlaufend auf das Vorliegen von tatsächlichen Anhaltspunkten für extremistische Bestrebungen.“ Bekannt sei eine „mittlere einstellige Anzahl“ an rechtsextremistisch genutzten Immobilien in Hessen, die der Szene unter anderem als Anlauf-, Rückzugs-, Veranstaltungs, Schulungs- sowie Vernetzungsörtlichkeiten dienen. Da sie für die Szene von großer Bedeutung seien, würden sie auch vom LfV beobachtet.
Auf Nachfrage dieser Zeitung erklärte das LfV Hessen gestern, ihm „ist bekannt, dass als Angehörige der Szene der „Reichsbürger“ und „Selbstverwalter“ bekannte Einzelpersonen Bezüge zur „Anastasia-Bewegung“ aufweisen.“ Grundsätzlich sehe das LfV Hessen „in extremistischen „Aussteiger-Projekten“ eine Gefahr, weil diese mit der ideologischen Abschottung des involvierten Personenkreises einhergehen und somit individuelle und kollektive Radikalisierungsprozesse befördern können. So können Verschwörungsnarrative ihre Wirkung als „Radikalisierungsbeschleuniger“ innerhalb abgeschotteter Personenzusammenschlüsse noch effektiver entfalten“. Wenn sich das LfV nicht dazu äußere, ob es „Personenzusammenschlüsse“ beobachte, „ist dies weder als Bestätigung noch als Verneinung einer Beobachtung zu verstehen.“
Bereits im August 2019 sollte ein Festival mit dem Titel „Im Lichtstrahl von Anastasia Deutschland“ am Edersee stattfinden, unter falschem Namen – eine Privatperson aus Waldeck-Frankenberg hatte die Buchung vorgenommen – hatte sich der „Freundeskreis Anastasia“ aus Kaiserslautern in eine Jugendherberge eingemietet. (Von Marianne Dämmer)