Kaufprämie gilt nicht für Rosenthaler Elektro-Fahrzeug Twike

Eigentlich könnte sich Martin Möscheid freuen. Für den Kauf eines Elektro-Neuwagens gibt es mit der sogenannten Innovationsprämie finanzielle Förderung. Sie beträgt im Durchschnitt 9000 Euro. Doch der Geschäftsführer des Elektromobilherstellers Twike in Rosenthal kann sich nicht freuen: Für dreirädrige E-Fahrzeuge gibt‘s keine Förderung – und ein Twike hat nur drei Räder.
Entsprechend formulierte der 52-Jährige seine Kritik an diesem Verfahren. Adressat war der Grünen-Landtagsabgeordnete Markus Hofmann (Flieden), der auf seiner „touristischen Sommertour“ durch Hessen den Elektromobilhersteller Twike in Rosenthal besuchte.
Möscheid: „Diese Förder-Einschränkung bringt uns auf die Palme. Für unsere Fahrzeuge gibt es keine Prämie, obwohl sie sehr innovativ sind.“ Der Geschäftsführer sieht seinen Betrieb „massiv ausgebremst, ungleich behandelt und benachteiligt. Wenn es schon eine Förderung gibt, dann bitte auch für alle Elektromobilhersteller“.
Grünen-Abgeordneter Hofmann äußerte Verständnis für diese Kritik. Er wies allerdings auf die Zuständigkeit hin, und die liege bei der Bundesregierung. Sinnvoller als eine feste Fördersumme könnte eher ein prozentualer Anteil am Kaufpreis sein, so der Gedanke des Sprechers für Kommunales, Handwerk und Mittelstand der Grünen-Landtagsfraktion.
Dem wollte sich Martin Möscheid nicht verschließen. Der Geschäftsführer favorisiert aber eher nachhaltigere Lösungen als eine einmalige Förderung: „Eine finanzielle Unterstützung zum Ausbau der Ladeinfrastruktur bringt die Elektromobilität viel weiter. Installationen in der heimischen Garage, auf Parkplätzen von Unternehmen und auch auf Tankstellengeländen könnten beispielsweise durch steuerliche Vergünstigungen schmackhaft gemacht werden.“
Eine Variante, die beim Grünen-Abgeordneten Hofmann auf wohlwollende Beurteilung stieß: „So etwas kann man bis hin zu Elektro-Fahrrädern führen. Dies wäre der Schlüssel, um im Kurzstreckenbereich auf das Verbrenner-Auto verstärkt verzichten zu können.“
Bislang wurden in Rosenthal Fahrzeuge des Typs Twike 3 hergestellt. Auf Bestellung. Dass ein solches Gefährt im großen Konzert der Mobilität nicht die erste Geige spielen kann, ist den Nischen-Mobilisten bewusst. Eine führende Rolle im Kurzstreckenverkehr aber ist möglich. Dies wollen Möscheid & Co mit dem Twike 5 in Angriff nehmen. Dieser Typ – basierend auf dem Konzeptfahrzeug Twike 4 – wird ab Anfang 2021 zusammen mit einem Partner als Serienfahrzeug produziert. 500 Stück sollen es werden.
Bereits ein Jahr später soll das Twike 6 präsentiert werden. Möscheid: „Es hat Potenzial, das Auto zu ersetzen.“ Im Blick hat er auch den US-Markt, mit dem er ernsthaft perspektivisch flirtet.
Von Klaus Jungheim
Reichweite bewegt sich zwischen 150 und 500 Kilometer
Das Elektromobil Twike wurde 1986 in der Schweiz erfunden. Die Rosenthaler Firma Fine Mobile (heute Twike GmbH) wurde 1998 deutscher Generalimporteur. Sie ist seit 2002 weltweit einziger Produzent dieses dreirädrigen Fahrzeugs, das neben einem Elektromotor auch über einen Pedalantrieb verfügt. Die Firma hat seitdem rund 1000 Stück hergestellt. Sie wurden je zur Hälfte in Deutschland und in der Schweiz verkauft. Preis pro Gefährt: ab 27 000 Euro. Die Firma hat zehn Mitarbeiter.
Das Leergewicht eines Twike beträgt 320 Kilogramm. Die Reichweite des Zweisitzers bewegt sich je nach Ausführung zwischen 150 und 500 Kilometer. Maximale Geschwindigkeit: 85 km/h. Ein Twike benötigt vier bis sieben Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Der Akku kann an einer herkömmlichen Haushaltssteckdose, aber auch an einer öffentlichen Ladestation geladen werden. jun