Wo die Korbacher früher feiern gingen: „Letzte Runde“ in der Krone

Als der Boxsport in Korbach groß war: Von 1976 bis 1982 genoss die Hansestadt bundesweit den Ruf einer Boxhochburg. Legendär waren auch die Feiern nach den Kämpfen: Meist wurde die „letzte Runde“ in der Krone eingeläutet.
Korbach – Bis zu 2000 Zuschauer lockten die Korbacher Boxer in ihren Glanzzeiten in die Kreissporthalle: In der 1. Bundesliga kämpften die Amateure von 1980 bis 1982 gegen Teams aus Leverkusen, Berlin, Mühlheim und anderen Orten. Titel feierten die Korbacher im „Bunsenkeller“ oder in der „Kupferkanne“. Nach den Heimkämpfen aber ging es meist in die Krone: In der brechend vollen Gaststube standen die Gäste in Fünferreihen vor der Theke, in einem Hinterzimmer gab es Essen für die Aktiven.
Die großen Portionen, die Schumachers dort auftischten, waren berühmt-berüchtigt: „Die Krone war bei uns Kämpfern so beliebt, weil fast alle, außer den Schwergewichtlern, in ihren Vorbereitungen für das Kampfgewicht runterhungern mussten und richtig ausgehungert nach ihrem Einsatz im Ring waren“, erinnert sich Reinhard Jassmann, der mit der Boxstaffel 1980 und 1981 jeweils Zweiter bei den Deutschen Meisterschaften wurde. Trotz Sperrstunde ging es in der Krone bis in die frühen Morgenstunden hoch her: Zu später Stunde wurde die Tür abgeschlossen und die Feier zur geschlossenen Gesellschaft erklärt.

Solche Feiern und vor allem eine solche Nähe zu den Fans habe es in anderen Städten nicht gegeben, sagt Jassmann: „Die Boxer der Gastmannschaften haben uns immer darum beneidet.“ Er erklärt sich das Phänomen so: „Die Korbacher haben sich mit ihren Boxern identifiziert.“
Aus dieser Zeit hat er noch einige Anekdoten auf Lager: „René Weller, der windige Uhren- und Schmuckhändler aus Pforzheim, eine allseits bekannte, schillernde Persönlichkeit, war natürlich immer bei unseren Heimkämpfen gegen Bayer Leverkusen oder mit der Nationalmannschaft zum Abschluss in der Krone. Da konnte er so manche Gold- und Silberkette mit Boxhandschuhen, sogar mit Brillanten, an die Korbacher Boxfans verticken“, erzählt der Korbacher.

Einmal sei Udo Jürgens privat nach einer Boxveranstaltung in die Krone gekommen. Doch der Versuch des prominenten Sängers, unerkannt zu bleiben, scheiterte schnell: Jürgens wurde prompt um Autogramme gebeten. Da weder Foto noch Zettel zur Hand waren, schrieb er kurzerhand quer über den neuen Eichentisch des Gasthauses. „Karl Schumacher war ziemlich sauer“, erinnert sich Jassmann an die Reaktion des Wirts. Jassmanns Fazit: „Das waren tolle Erlebnisse“.

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