Folglich müssten in Waldeck-Frankenberg auch weiterhin Anstrengungen unternommen werden, um die Schutz suchenden Menschen unterzubringen. „Allerdings sind unsere Kapazitäten nahezu erschöpft. Es stehen nur noch wenige Plätze zur Verfügung. Die Kreisverwaltung und der Kreisausschuss versuchen mit Hochdruck, weitere Kapazitäten zu erschließen – was sich jedoch als immer schwieriger erweist“, so Frese. Kürzlich sei es immerhin gelungen, ein ehemaliges Pflegeheim in der Gemeinde Vöhl zu einer Gemeinschaftsunterkunft umzufunktionieren. Weitere Einrichtungen stünden zur Realisierung bereit – allerdings verfügten diese nur über begrenzte Kapazitäten.
Im Rahmen einer Verwaltungsvereinbarung erhalte der Landkreis von den Städten und Gemeinden zwar in aller Regel starke Unterstützung bei der Unterbringung von Flüchtlingen – allerdings sei diese Ressource in Form von bereitgestellten Wohnungen auch nahezu ausgeschöpft. „Hinzu kommt, dass wir die Gemeinschaftsunterkünfte in der Gemeinde Willingen nur noch bis Ende Januar 2023 nutzen können. Zwar gibt es noch die Notunterkunft in Allendorf-Eder. Aber mit dem Wegfall der Unterbringungsplätze in Willingen wird sich die Situation noch einmal deutlich verschärfen“, berichtete der Erste Kreisbeigeordnete.
Aufgrund der angespannten Lage bei der Flüchtlingsunterbringung habe sich der Landkreis dazu entschieden, als Übergangslösung in Korbach eine Containersiedlung für 280 Menschen zu errichten (wir berichteten).
„Das ist ein teures Unterfangen“, sagte Karl-Friedrich Frese. Aber bis die geplanten, dauerhaften Gemeinschaftsunterkünfte in Korbach und Frankenberg stünden, dauere es noch.
In diesem Zusammenhang machte der Erste Kreisbeigeordnete deutlich, dass er für die aktuelle Zurückhaltung des Frankenberger Bürgermeisters Rüdiger Heß bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück keinerlei Verständnis habe. „Gerade in den Mittelzentren – allen voran in unseren Verwaltungsstandorten Korbach und Frankenberg – brauchen wir die Möglichkeit, um größere Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge einzurichten. Hilfsangebote rund um die Themen Mobilität, Bildung und Betreuung können dort noch effektiver und qualifizierter als anderswo geleistet werden. Nur so ist es möglich, die Menschen in unsere Gesellschaft zu integrieren“, sagte Frese.
Auch wenn der Erste Kreisbeigeordnete die „kommunale Familie“ bei der Flüchtlingsunterbringung in der Pflicht sieht, kritisierte er im gleichen Atemzug auch die hohe Belastung für den Landkreis sowie für die Städte und Gemeinden.
„Über den hessischen Landkreistag haben wir deshalb vor einigen Tagen eine Steuerung und Begrenzung der Flüchtlingszahlen eingefordert. Es kann eben nicht sein, dass sich einige EU-Staaten ihrer Verantwortung entziehen und die Flüchtlinge nur durchreisen lassen, während sich andere Staaten – zum Beispiel Deutschland – ihrer Aufgabe stellen und unterm Strich dann noch mehr Flüchtlinge aufnehmen müssen“, betonte Frese. Es sei erforderlich, dass Flüchtlingsströme zentral gesteuert werden – auch aus Sicht eines kleinen Landkreises wie Waldeck-Frankenberg, der mitten in Deutschland und Europa liege.