„Auf den ersten Blick sieht der Bach gar nicht so schlecht aus“, sagte Bürgermeister Michael Köhler. Doch bei genauer Betrachtung seien es vor allem die Bauwerke und Steigungen, die die Passierbarkeit für die Fische erschweren. Gerade im Kurort selbst habe man den Bach einbetoniert. Thomas Schmidt von der Planungsfirma Wagu aus Kassel erläuterte den Zustand des Baches im Hinblick auf die Ökologie.
Knackpunkte sind die Begradigung an der Kläranlage sowie die Unterführung an der B 3 und einige Steigungen. Zentrale Probleme gebe es an der Kläranlage. Bei den landwirtschaftlich genutzten Flächen, die man für eine Renaturierung benötige, komme es immer wieder zu Konflikten mit den Landwirten, sagte Europaabgeordneter Martin Häusling. Mehrere Varianten seien deshalb im Gespräch.
Laut Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) sollen in Hessen bis 2027 alle Gewässer basierend auf EU-Vorgaben in einen guten ökologischen Zustand gebracht werden. Für die Verwirklichung dieses Ziels wurde das Programm „100 Wilde Bäche für Hessen“ ins Leben gerufen. Zunächst wurden 100 hessische Bäche ausgewählt. Mittlerweile hat sich ihre Zahl auf 135 erhöht und das Programm sollte bis 2023 laufen, wurde jetzt jedoch bis 2027 verlängert. Für die Teilnahme am Programm konnten sich die Kommunen mit ihren Bächen bewerben. Sie erhalten Unterstützung von der Planung bis hin zur Umsetzung der Renaturierungsarbeiten. Die Förderquote liegt bei etwa 90 Prozent. (zty)
Auf einer Länge von 200 Metern müssen Fische 6,50 Meter Höhenunterschied überwinden, was nahezu unmöglich sei. Um das zu ändern, soll der Boden mit einer rauen Sohlgleite versehen werden. Die Steigung im Bachbett wird gemäßigt, damit die Fische sie überwinden können. Beton könne an einigen Stellen durch Schotter ersetzt werden. Der Einbau von Kanthölzern soll Betonsohlen in den überbauten Teilen in der Bachstraße ökologisch wertvoller machen.
Natürliches Substrat sammle sich an den Hölzern, was die Beschaffenheit der Sohle verbessere. Oberhalb von Bad Zwesten soll eine Flutmulde als Hochwasserschutz gebaut werden. Das Wehr am Spielplatz in der Bachstraße habe eine Höhendifferenz von 1,70 Metern. Diese soll mit Ausweitungen des Wälzebaches in diesem Bereich überwunden werden. Das Problem sei die Nähe zum Wohngebiet, man müsse gegebenenfalls auf das andere Ufer ausweichen, so Schmidt.
Gerade weil das Programm „100 Wilde Bäche“ jeweils der ganze Bach in den Blick genommen werde und nicht nur Abschnitte ist es laut der Grünen-Bundestagsabgeordnete aus dem Landkreis, Dr. Bettina Hoffmann, so interessant. Zudem diene die Renaturierung dem natürlichen Hochwasserschutz, was eine schöne Synergie sei. Daniel May, bildungspolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, hält dies für einen Gewinn für die Anwohner des Wälzebachs.
Im Schwalm-Eder-Kreis sind sechs Gewässer im Programm, sagte Peter Trümner von der unteren Wasserbehörde des Landkreises. Neben dem Wälzebach sind dies die Wiehoff, der Goldbach, der Grenzebach, die Hardwasser und der Pilgerbach. Die Kommunen allein seien mit der Renaturierung überfordert und die Europäische Wasserrahmenrichtlinie müsse bis 2027 umgesetzt werden, sagte Häusling. Fische wie der Bachforelle, das Bachneunauge oder die Groppe würden davon profitieren.
Die Renaturierung soll etwa eine Million Euro kosten, so Köhler. Er freue sich, dass der Wälzebach ins Programm aufgenommen wurde, für Bad Zwesten als Kurgemeinde sei die ökologische Wiederherstellung des Baches besonders wichtig. (Christine Thiery)