Vor zehneinhalb Jahren habe es ihn durch Zufall von Oldenburg, wo er 35 Jahre lang lebte, nach Niederurff verschlagen. Dort übernahm er das Lokal. „Ich habe den Ratskeller wieder aufgebaut und zum Laufen gebracht“, sagt Hünermann. Zuvor habe dieser innerhalb weniger Jahre mehrere Pächter gehabt.
Der gelernte Koch und Küchenmeister bot seinen Gästen deutsche Küche – wie er sagt „Hausmannskost“ an. „Ich war sehr zufrieden mit dem Betrieb.“ Denn nach einer etwas schleppenden Anfangszeit und seinem Herzinfarkt im Jahr 2015 sei das Lokal gut angenommen worden. „Danach ging es richtig los. Der Ratskeller wurde gut frequentiert“, sagt Hünermann. Die Gäste seien sowohl aus dem Umland als auch aus Bad Zwesten gekommen. „Seit sieben Monaten hat der Ratskeller zu, aber immer noch rufen Menschen an, die einen Tisch reservieren möchten“, sagt der 64-Jährige. Die Gäste hätten seine Küche und auch seine „raue, norddeutsche Art“ geschätzt.
Das Hotel Ratskeller suchen unter der Woche vor allem Monteure und Außendienstmitarbeiter auf. Am Wochenende beherberge er Besucher der Patienten in den Hardtwaldkliniken sowie Radfahrer und Wanderer.
Mit dem Verkauf des Ratskellers hat Hünermann einen Makler aus Niestetal beauftragt, der das Anwesen auf der Online-Verkaufsplattform Ebay eingestellt hat. Bislang habe er noch keine Rückmeldung erhalten, ob sich auf das Inserat hin Kaufinteressenten gemeldet haben, so der 64-Jährige, der privat weiterhin in Niederurff leben möchte.
Der Ratskeller, der sich in einem alten Fachwerkhaus – Baujahr 1508 – mitten im Ort befindet, habe Potenzial. Als Nachfolger wünscht Hünermann sich beispielsweise ein junges Ehepaar, das den Betrieb mit ebenso viel Herzblut wie er selbst leitet. „So ein Gewerbe muss man mit Herz und Seele leben“, sagt er. Das falle leichter, wenn man der Eigentümer und nicht nur der Pächter sei. Deshalb wolle er verkaufen.
Er selbst habe viel Geld in den Ratskeller investiert. „Wir haben die Zimmer neugestaltet“, sagt der Gastronom. Aber auch in Geschirr, neue Tische, in die Theke und die Küche sei Geld geflossen.
Im ehemaligen großen Saal hat sein Sohn Sascha Hünermann 2022 den Unverpackt-Laden „Herr Krämer“ eröffnet. „Er wird gut angenommen“, sagt Hans Hünermann. Ob der Laden mit separatem Eingang auch nach dem Verkauf des Gebäudes fortbestehen kann, das entscheide der Käufer. (Christina Zapf)