Olmesbrücke in Borken: Freie Fahrt gibt es erst ab Frühjahr

Seit Juni ist die Gombether Straße zwischen Welengsweg und Hellweg-Kreuzung gesperrt: Der Neubau der Olmesbrücke ist schwieriger als geplant.
Borken – Die Vollsperrung der Gombether Straße in Richtung des Hellwegs-Baumarkts in Borken dauert für viele Autofahrer gefühlt nicht erst seit vorigem Sommer, sondern schon viele Jahre. Die Sanierung der knapp zehn Meter langen Olmesbrücke kurz vor der Hellweg-Kreuzung zieht sich in die Länge. Seit Juni ist sie voll gesperrt, seitdem müssen Lastwagen die Umleitung über Gombeth und Großenenglis und damit weite Wege in Kauf nehmen. Auch für Landwirte, die mit großen Gefährten das Raiffeisenlager im Welengsweg ansteuern, stellt das eine Belastung dar.
Bauarbeiten in Borken: Sperrung wurde deutlich verlängert
Die Sperrung war bis November geplant, musste aber deutlich verlängert werden: Erst im Frühjahr, sagt Marco Lingemann von der Straßenbehörde Hessen-Mobil, soll die Sperrung auf der Gombether Straße wieder aufgehoben werden. Der Monat steht noch nicht fest.
Grund für die Verzögerungen ist zum einen das „geologisch doch sehr schwierige Gebiet“, sagt Lingemann. Es mangelte vor allem an festem Baugrund, deshalb musste das neue Bauwerk 20 Meter tief unterm Bachbett gegründet werden – was einen enormen Aufwand bedeutete. „Die alte Brücke hatte nur noch eine offizielle Traglast von 16 Tonnen, die neue wird keine Beschränkung der Tonnagen aufweisen“, erklärt Lingemann.
In Zahlen: Ein teures Bauwerk
7 Meter war die alte Brücke breit, die für den Laien auf den ersten Blick gar nicht als Brücke erkennbar ist. Die meisten Verkehrsteilnehmer glauben, dass sie eine Straße befahren. Das Bauwerk über die Olmes kurz vor der Kreuzung wirkt wie ein ganz normaler Abschnitt der Gombether Straße.
16 Tonnen Gewicht durfte die alte Brücke tragen – die neue dagegen ist für den Schwerverkehr ausgelegt, es gibt keinerlei Beschränkung der Tonnage. Damit entfällt die weiträumige Umleitung über Gombeth und Großenenglis.
20 Meter unterm Bachbett musste das neue Bauwerk gegründet werden.
70 Jahre alt war die alte Brücke, die im vorigen Jahr von einer Fachfirma abgerissen werden musste.
1,4 Millionen Euro investiert das Land Hessen in den Neubau der Olmesbrücke auf der Gombether Straße.
Der zweite Grund für die große Verzögerung sind fehlende Planungsunterlagen für die im Boden liegenden Leitungen, Kabel, Rohre für Wasser, Gas, Strom und vieles mehr. „Wir haben alle Versorger angeschrieben, sie nach Verläufen gefragt: Aber die Angaben waren oft ungenau oder erst gar nicht vorhanden“. Und das mitten in einem Gewerbegebiet, das im Laufe der Jahre viele Veränderungen erfahren hat, in dem neue Ansiedlungen erfolgten, viel Technik im Erdreich vergraben wurde.
Olmesbrücke in Borken: Lieferschwierigkeiten beim Asphalt
Die fehlenden Unterlagen bedeuteten, dass jedes Mal, wenn der Bagger auf Kabel stieß, die nicht ganz klar zuzuordnen waren, der Bauplan ins Stocken geriet, weil erst der Eigentümer gefunden oder ein Sachverständiger hinzugezogen werden musste. Und das wiederum bedeutete, dass angefordertes schweres Bau- und Bohrgerät zwar parat standen, aber eben nicht im geplanten Zeitraum eingesetzt werden konnten – und dann eben schon anderweitig reserviert und im Einsatz waren. Hinzu kamen Lieferschwierigkeiten beim Asphalt.
Hintergrund: zum dritten Mal gesperrt
Hessen-Mobil hatte den Streckenabschnitt erstmals im April 2020 sperren und den Baugrund untersuchen lassen. Damals war man auf eine nicht tragfähige Kohleschicht gestoßen. Genau ein Jahr später, im April 2021, wurde die Strecke erneut gesperrt: Bei einer erneuten Baugrunduntersuchung samt Tiefenbohrung sollten tragfähige Schichten gefunden und ein baugeologisches Gutachten erstellt werden. Seit Sommer 22 wird die Brücke neu gebaut. Anfangs glaubte man noch, bis November 2022 fertig zu sein, jetzt wird das Frühjahr anvisiert.
„Wir hatten natürlich einen zeitlichen Puffer eingeplant, aber nach und nach hatte sich der Bauplan dann doch stark verschoben“, sagt Hessen-Mobil-Sprecher Lingemann. „Der Brückenbau zieht sich, die Leute fragen sich warum: Aber es hängt auch an diesem vergleichbar kleinen Bauwerk einfach richtig viel dran.“ Die Autofahrer werden vom neuen Bauwerk nicht viel merken: Denn die neue, neuneinhalb Meter lange Brücke ist als solche für den Laien gar nicht auf den ersten Blick erkennbar. Wer es nicht weiß, meint, einfach über eine simple Straße zu fahren. Auf die Idee, dass deren Fundamente 20 Meter tief in die Erde reichen, kommt garantiert niemand. (Claudia Brandau)