Der Kulturstall Deute feierte eine umjubelte Premiere des Klassikers „Lysistrata“
Enthaltsamkeit als Waffe
Deute. Lysistrata – wer kennt sie nicht, die streitbare Griechin der Antike, die einst gemeinsam mit Frauen aus ganz Hellas gestandene Mannsbilder zur Kapitulation zwang? Zur Premiere der berühmten Komödie aus der Feder des Dramatikers Aristophanes hatten die Laienschauspieler des Kulturstall Deute eingeladen.
Unter der bewährten Regie der Schauspieler Cécile Kott und Gerhard Fehn brachten sie einen turbulent-hitzigen Kampf der Geschlechter auf die Bühne. Und um was anderes kann es gehen, in solch einem Duell zwischen Mann und Frau, als um Sex? Genauer gesagt um den Boykott des selben und die totale Verweigerung. Der Stoff ließ die Darsteller zu Höchstform auflaufen. Für die 100 Premierengäste gab es ein temporeiches und mit jeder Menge anzüglicher und deftiger Schlagworte gespicktes Stück zu erleben.
Klug und listig
Klug und listig versammelt allen voran Lysistrata (Lena Michael) die Frauen auf der Akropolis, nachdem sie die Genossinnen von ihrem Plan überzeugt hatte, den 20 Jahre währenden Krieg gegen Sparta mittels Liebesentzugs zu beenden. Diese Strafe trifft nicht nur die Männer, auch der Damenwelt fällt die Entscheidung zur Enthaltsamkeit schwer.
Die Darsteller in Lysistrata
Lysistrata: Lena Michael Myrrhine: Theresa Noll Lampito und Frau aus Sparta: Philippine Meisterfeld Kalonike: Lisa Amling Megara und Frau aus Böotien: Ruth Karpenstein Chorführerin und Frau Chalkis: Birgit Göbel Frau aus Korinth: Andrea Rudolph Frau aus Athen: Maria Armas Frau aus Böotien: Ingrid Ringlebe Kinesias: Lukas Michael Ratsherr und Soldat: Hartmut Faupel Chorführer und Soldat: Klaus Michael Soldat: August Karpenstein Soldat und Polizist: Fritz Rudolph Soldat und Polizist: Andreas Olbrich. (zrf)
„Und wenn er mit Gewalt mich in das Bette zieht…?”, fragt denn auch hoffnungsvoll eine von ihnen. Doch schließlich wird der Streik mit einem kräftigen Schluck aus der Buddel besiegelt: „Nie soll ein Liebhaber noch Ehemann mir nahen mit gezücktem Schwert.“ Der Eid war eine gelungen amüsante Szene, die vom Zaudern und Zetern der (eigentlich doch ziemlich liebeslustigen) Heldinnen lebte. Gut im Gezeter zeigten sich auch ein paar empörte Greise ob der aufmüpfigen Weiber und bliesen mit Feuer zum Sturm. Untermalt von fröhlichen Klängen griechischer Folklore wurden die „Trinkäugigen Jammerlappen“ von den Revolutionärinnen gleich eimerweise nass gemacht.
Weitere Aufführungen
Der Kulturstall Deute zeigt Lysistrata noch mehrmals: Sonntag, 4. Juli, 19 Uhr: Gasthaus Siebert, Böddiger. Samstag, 7. August, 20 Uhr und Sonntag, 8. August, 17 Uhr: Freilichtbühne Gudensberg. Freitag, 29. Oktober, 20 Uhr: Kurhaus Bad Zwesten. Samstag, 30. Oktober, 20: Scala-
Bedenken gegen den Plan äußerte die Edelprostituierte Hetäre (Ruth Karpenstein): „Enthaltsamkeit führt nur zu Angriffslust.“ Ein Bild des Jammers bot indes der arme Kinesias (Lukas Michael). Gebeutelt von einer gewaltigen Dauererektion flehte er Gattin Myrrhine (Theresa Noll) um Erleichterung an. Aber die gab es natürlich erst zum guten Schluss. Triebgeplagt ergaben die Männer sich den Friedensbedingungen Lysistratas, um anschließend unter dem nicht enden wollenden Applaus ihres begeisterten Publikums gemeinsam den Sieg der Liebe und der Vernunft mit einem rauschenden Fest zu feiern. ARTIKEL UNTEN
Von Rosemarie Först