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Als die Donareiche von Bonifatius gefällt wurde: Neue Ausstellung im Fritzlarer Dommuseum

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Von: Daniel Seeger

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Kuratorin Stefanie Cossalter-Dallmann bei der Vorbereitung für die neue Ausstellung im Dommuseum zu Bonifatius.
Kuratorin Stefanie Cossalter-Dallmann bei der Vorbereitung für die neue Ausstellung im Dommuseum zu Bonifatius. © Daniel Seeger

Eine neue Sonderausstellung zum Bonifatius-Jahr startet im Dommuseum. Es geht unter anderem darum, wo die Donareiche stand.

Fritzlar – Auch wenn es rund 1300 Jahre her ist, als sie gefällt wurde: Die Donareiche ist in Fritzlar immer noch ein Politikum. Denn der Ort, an dem der Mönch Bonifatius die Axt an das germanische Heiligtum angelegt hat, ist unter Fritzlarern und darüber hinaus nicht ganz unumstritten.

Die neue Ausstellung „Achtung! Baum fällt!“, die am 24. Mai eröffnet wird, widmet sich dieser Baumfällung und der Klostergründung durch den katholischen Heiligen – der Ort des Geschehens ist aber nur einer von ganz vielen Aspekten, die in der Schau im Dommuseum aufgegriffen werden.

Die erste Schilderung des Ereignisses stammt aus der Vita Sancti Bonifatii, die Willibald von Mainz verfasste. Wenn man dem Kleriker und Schreiber Glauben schenken will, dürfte die Fällung ziemlich spektakulär gewesen sein: Nur wenig Krafteinsatz soll nötig gewesen sein, um die Eiche in vier „ungeheuer große Strünke von gleicher Länge“ zu spalten. Die umstehenden Menschen seien sofort bekehrt worden, beschreibt der Kleriker das Ereignis.

Bereich Fritzlar war Grenzgebiet

Dass Bonifatius als Missionar nach Fritzlar kam, war alles andere als ein Zufall. „Fritzlar war damals ein Grenzgebiet“, sagt die Kuratorin Stefanie Cossalter-Dallmann. Und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht. So verlief dort die Grenze zwischen dem Frankenreich und dem Gebiet der Sachsen, die gleichzeitig auch eine Art religiöse Grenze darstellte – zwischen dem Christen- und dem Heidentum. Jedoch vermischten viele Menschen christliche und germanische Glaubensbestandteile, erklärt die Kuratorin.

Der obere Teil des Scheibenreliquars im Hintergrund könnte einmal der Kamm des Heiligen Bonifatius gewesen sein. Stefanie Cossalter-Dallmann hält eine Replik eines solche Kammes in der Hand, die in ein sogenanntes Bursenreliquar eingearbeitet ist. Das Original stammt vermutlich aus dem 8. Jahrhundert und ist eines der ältesten Stücke des Domschatzes.
Der obere Teil des Scheibenreliquars im Hintergrund könnte einmal der Kamm des Heiligen Bonifatius gewesen sein. Stefanie Cossalter-Dallmann hält eine Replik eines solche Kammes in der Hand, die in ein sogenanntes Bursenreliquar eingearbeitet ist. Das Original stammt vermutlich aus dem 8. Jahrhundert und ist eines der ältesten Stücke des Domschatzes. © Daniel Seeger

Ohnehin war Glauben damals weniger eine individuelle Entscheidung, sondern hing vielmehr vom Herrscher und organisierten Strukturen ab. Kein Wunder also, dass Bonifatius großen Wert auf die enge Verbindung zum Papst nach Rom legte, der ihm, der als Wynfreth geboren wurde, seinen Namen gab und ihn zum Missionsbischof weihte.

Dommuseum Fritzlar: Bonifatius lernte aus seinem Scheitern

„Bevor Bonifatius nach Fritzlar gekommen ist, fand ein Lernprozess statt“, sagt Cossalter-Dallmann. Denn seine vorherige Mission bei den Friesen scheiterte. Folgerichtig hatte er sich nicht nur die Unterstützung des Papstes gesichert, sondern auch die des wohl damals mächtigsten weltlichen Mannes im Frankenreich: dem Hausmeier Karl Martell. „Eine funktionierende Kirche war wichtig für die Stabilität des Frankenreiches“, erklärt Cossalter-Dallmann. Diese Verbindungen sind ein wesentlicher Unterschied zu manch anderem Missionar. „Schon vor Bonifatius gab es Versuche der Christianisierung durch irische und schottische Mönche“, so Cossalter-Dallmann.

Und wer weiß, vielleicht erfahren die Besucher ja auch etwas darüber, wo die Eiche denn nun wirklich gefällt wurde. Der Besuch der Sonderausstellung, die die zweite von insgesamt vier Ausstellungen zu Bonifatius sein wird, ist im Museumseintritt enthalten. Bei alleinigem Besuch der Sonderausstellung wird um eine Spende gebeten. (Daniel Seeger)

Info: Ausstellungseröffnung am Mittwoch, 24. Mai um 18.30 Uhr in der Alten Waage. Öffnungszeiten: Di. bis Fr. 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Sa. 11 bis 16 Uhr und So. 14 bis 16 Uhr. dommuseum-fritzlar.de

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