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Ausstellung „Bilder der Seele“ in Fritzlar beschäftigt sich mit Traumata von Soldaten und Angehörigen

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Von: Daniel Seeger

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Militärdekan Christian Fischer neben zwei Kunstwerken in Fritzlarer Soldatenheim.
Militärdekan Christian Fischer neben zwei Kunstwerken in Fritzlarer Soldatenheim. © Daniel Seeger

Die Kunstwerke in der Ausstellung „Bilder der Seele“ erzählen bewegende Geschichten über Soldaten und ihre Angehörigen – teilweise auch mit Bezug in die Region.

Fritzlar – Ein kleiner Engel aus Holz steht auf einem Tisch im Saal des Fritzlarer Soldatenheims. Er trägt eine brennende Kerze in der Hand. „Dieser Engel wurde von dem Vater eines Soldaten gebaut, der auf einem Truppenübungsplatz ums Leben kam“, sagt Militärdekan Christian Fischer.

Die Figur ist zwar nicht Teil der Ausstellung „Bilder der Seele“, die am Montag im Soldatenheim eröffnet wurde – aber sie steht symbolisch für das, was noch bis zum Monatsende dort zu sehen ist: Kunstwerke, die einen Blick auf die seelischen Spuren werfen, die bei Soldaten und deren Angehörigen durch ihren Einsatz für die Bundeswehr hinterlassen wurden. Dr. Ulrich Pohlmann, Referatsleiter im Verteidigungsministerium, zitierte bei der Eröffnungsveranstaltung einen Lehrer, der aus der Ukraine nach Deutschland geflohen ist, mit den Worten: „Krieg macht Menschen krank.“

Es sind die bewegenden persönlichen Geschichten, die hinter den Bildern stecken und die Ausstellung ausmachen. Viele der Werke sind bei einem therapeutischen Angebot entstanden, bei dem Betroffene ihre Traumata mithilfe der Kunst verarbeiten wollen. „Über 1000 Menschen haben mittlerweile daran teilgenommen“, sagt Militärdekan Fischer. Gezeigt wird in der Ausstellung, die ein Projekt von Verteidigungsministerium, Evangelischer Militärseelsorge und der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung ist, nur ein Bruchteil der so entstandenen Werke.

Erläutert den Besuchern die Ausstellung: Militärdekan Christian Fischer (2. von links) vom Arbeitsfeld Seelsorge für unter Einsatz- und Dienstfolgen leidende Menschen.
Erläutert den Besuchern die Ausstellung: Militärdekan Christian Fischer (2. von links) vom Arbeitsfeld Seelsorge für unter Einsatz- und Dienstfolgen leidende Menschen. © Daniel Seeger

Die Bilder wirken auch beim Betrachten nach, zeigen die schweren seelischen Wunden, die oftmals bleiben und sich nicht einfach schließen lassen. Es geht dabei weder um die Stilisierung der Betroffenen als Opfer noch als Helden. Sondern darum, welche Folgen das Erlebte hat. Und doch stehen sie auch für die Hoffnung. Manche der Kunstwerke sind sogar direkt im Einsatz entstanden – wie etwa die blaue Himmelsleiter, die Panzergrenadiere in Afghanistan angefertigt hatten.

Dass die Auswirkungen eines Einsatzes nicht nur ein individuelles Problem für die Betroffenen sein können, zeigt die Ausstellung eindrücklich: Auf einem Gemälde sind eine Mutter und ihre beiden Kinder zu sehen, die in der Wüste in die Ferne schauen. Am Horizont zwei Tiger-Kampfhubschrauber. Ein Flugunfall hatte im Jahr 2017 dazu geführt, dass die Fritzlarer Piloten Stabshauptmann Thomas Müller und Major Jan Färber im Rahmen der UN-Mission MINUSMA ihr Leben verloren. Müllers Familie war nach dem Unfall im malischen Gao zu Besuch – ein Foto diente als Vorlage für das Bild.

Zur Installation gehört auch ein Text, der von der Witwe verfasst wurde, in dem sie sich in sehr persönlichen Worten mit ihrem schweren Verlust beschäftigt.

In Fritzlar sind die Werke, die Geschichten über erlebtes Leid, aber auch große Hoffnung erzählen, noch bis Ende des Monats zu sehen.

Öffnungszeiten

Info: Die Kunstwerke können in der Fritzlarer Oase „Haus an der Eder“, dienstags bis freitags von 11 bis 14 Uhr und von 17 bis 22 Uhr sowie samstags von 17 bis 22 Uhr und sonntags von 11 bis 14 Uhr besichtigt werden.

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