Traditionsgeschäft macht dicht – Letztes Lebensmittelgeschäft in Fritzlar-Lohne schließt

Beim letzten Lebensmittelgeschäft in Fritzlar-Lohne geht am Karsamstag das Licht aus. Beim Traditionsgeschäft gibt es vor der Schließung ein besonderes Angebot.
Lohne – „Komm doch schnell mit auf’s Foto“, sagt Gisela Löber zu einer langjährigen Kundin. Und so lässt sich Liselotte Schmidt nicht zweimal bitten und stellt sich ans Kassenband. Schließlich ist die Zeitung nicht alle Tage zu Gast. Im Edeka-Markt in Lohne geht es familiär zu, jeder kennt jeden und man hält auch gern mal ein Schwätzchen.
„Der Gedanke daran, dass bald alles zu Ende ist, macht mich schon ein bisschen traurig“, sagt Gisela Löber. Die 72-Jährige, die viele einfach „Gilla“ nennen, betreibt gemeinsam mit ihrem Mann Helmut (79) den einzigen Markt in dem Ort – aber nur noch bis zum Karsamstag. Dann will das Ehepaar „Auf Wiedersehen“ sagen und ab 13 Uhr Freunde und Kunden des Geschäfts zu einem Abschiedskaffee einladen. „Wir wollen uns bedanken“, sagt Löber
Lange Tradition: Im Jahr 1911 eröffneten Löbers Großeltern ein Geschäft
Der Familienbetrieb kann auf eine lange Tradition zurückblicken: Im Jahr 1911 eröffneten Löbers Großeltern, Konrad und Anna Katharina Wackerbarth, ein Geschäft – damals noch auf der gegenüberliegenden Straßenseite. „Konnys“ wurde es von den Menschen im Ort genannt. Neben Lebensmitteln gab es damals auch viele Dinge im Angebot, die man heute in einem Supermarkt nicht mehr findet. Von Steinkohle über Handarbeitsbedarf bis zum Geschirr. Seit 1968 ist die gelernte Einzelhandelskauffrau selbst im Geschäft dabei, das sie von ihrem Vater, der wie der Großvater den Namen Konrad trug, übernommen hat. Im Jahr 1998 zogen sie mit dem Markt in das Haus in der Gudensberger Straße 5 um, in dem er sich noch heute befindet.
„Schauen sie mal, wie das hier vorher aussah“, sagt Löber, und zeigt Bilder von dem alten Gebäude mit dem großen Scheunentor. Beim Umbau packten alle mit an, die beiden Söhne und viele Freunde. „Unsere Familie hat uns immer sehr unterstützt“, betont sie. Obwohl Gisela und Helmut Löber eigentlich schon längst ihren Ruhestand genießen könnten, sind sie noch aktiv, räumen Regale ein, sitzen an der Kasse und kümmern sich darum, dass genug Ware vorhanden ist. Und was nicht da ist, wird besorgt.
Besonderes Angebot kurz vor Schluss: 20 Prozent auf fast alles
Schließen wird das Ehepaar den Laden, weil nun einige Erneuerungen anstehen würden, die mit hohen Investitionen verbunden wären. Zum Beispiel bei der Kasse oder der Kühlung. Die Überlegung reifte schon länger, sagt die 72-Jährige. „Auch wenn das Herz sehr an dem Geschäft hängt, der Kopf sagt, es ist die richtige Entscheidung“, so die Einzelhändlerin. „Wenn das nicht so wäre, würden wir bestimmt noch ein bis zwei Jahre weiter machen – so wie es die Gesundheit eben zulässt.“ Langweilig wird den beiden aber wohl nicht. „Wir haben sechs Enkel“, sagt Gisela Löber stolz. Außerdem betreiben sie eine Art Partyservice, kümmern sich bei Privatveranstaltungen beispielsweise um das Eindecken und den Service.
Zum Ende des kleinen Edeka-Marktes macht Löber ihren Kunden noch einmal ein besonderes Angebot: „Wir geben ab Montag 20 Prozent auf fast alles.“ (Daniel Seeger)
Gleichzeitig gibt es eine neue Bank in Fritzlar. Fünf Millionen Euro will die Kreissparkasse Schwalm-Eder am Standort investieren. Neben einer neuen Geschäftsstelle sollen Wohn- und Geschäftsräume zur Vermietung entstehen.