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Bundeswehr-Kampfhubschrauber: Was das Tiger-Aus für die Fritzlarer Heeresflieger bedeutet

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Von: Daniel Seeger

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Der Kampfhubschrauber Tiger hat in der Bundeswehr nach 2038 keine Zukunft mehr.
Der Kampfhubschrauber Tiger hat in der Bundeswehr nach 2038 keine Zukunft mehr. © Daniel Seeger

Der Kampfhubschrauber Tiger wird spätestens im Jahr 2038 außer Dienst gestellt. Doch die Einsatzbereitschaft der Heeresflieger könnte trotz kleiner werdender Tiger-Flotte steigen.

Fritzlar – Der beschlossene Abschied vom Kampfhubschrauber Tiger bis zum Jahr 2038 beschäftigt die Soldaten in der Fritzlarer Georg-Friedrich-Kaserne. Wir haben mit dem Presseoffizier Oberstleutnant Remo Templin-Dahlenburg über die Auswirkungen der Entscheidung auf das einzige Kampfhubschrauberregiment der Bundeswehr gesprochen.

Kampfhubschrauber Tiger: Der Abschied

Der Kommandeur des Regiments Oberst Sönke Schmuck und Presseoffizier Oberstleutnant Remo Templin-Dahlenburg betonen unisono: „Wir werden unsere Aufgaben weiterhin erfüllen.“ Das habe man zuletzt bei der gemeinsamen Nato-Übung „Noble Jump“ auf Sizilien unter Beweis stellen können. „Die Entscheidung ist gut. Unser Auftragsbuch ist voll, bei jeder Nato-Maßnahme sind wir ganz oben auf der Liste. Wir werden immer noch dringend von allen gebraucht“, so Schmuck.

Spanien und Frankreich planen die Weiterentwicklung des Tigers zur Version Mark III. Die Entscheidung gegen die Beteiligung daran ist aus Sicht der Fritzlarer Heeresflieger auch deshalb richtig, weil wartungsintensive Bauteile wie Getriebe bei der Modernisierung nicht erneuert würden, sagt Templin-Dahlenburg. „An dieser Entscheidung haben wir mitgearbeitet“, betont Kommandeur Schmuck, denn die Weiterentwicklung hätte die Probleme des Tigers nicht gelöst und wäre sehr teuer gewesen. Die hohe Wartungsintensität des Hubschraubers reduziert schon jetzt die möglichen Flugstunden.

Nach den Angaben des Bundesministeriums der Verteidigung soll der Tiger im Jahr 2038 vollständig außer Dienst gestellt werden. Eine Nachfolgelösung ist noch nicht offiziell beschlossen worden, zeichnet sich aber ab. Die Flotte wird jedoch bereits vorher nach und nach abschmelzen.

„Der Tiger ist bis 2038 ausgeplant gewesen“, sagt Presseoffizier Templin-Dahlenburg im HNA-Gespräch. Allerdings laufen verschiedene Systeme, die im Tiger verbaut sind, bereits vorher in eine Obsoleszenz. Mit anderen Worten: Das Alter schlägt zu Buche. Es müsste Geld in die Flotte investiert werden, um sie am Laufen zu halten. Die Bundesregierung plant jedoch nach eigenen Angaben keine größeren Investitionen mehr in das System Tiger. Es ist also zumindest fraglich, ob das System bis 2038 tatsächlich in Betrieb bleiben wird.

Die sukzessive außer Dienst gestellten Tiger würden aber nicht einfach verschrottet, vielmehr dienen die Maschinen auch als Ersatzteillager, so Templin-Dahlenburg. Das könnte dafür sorgen, dass das Abschmelzen der Flotte sogar positive Auswirkungen auf die Einsatzbereitschaft der verbliebenen Tiger-Kampfhubschrauber hat. Denn gerade die Beschaffung von Ersatzteilen war in der Vergangenheit immer wieder ein Problem. Zudem werde man mit weniger Tiger-Hubschraubern auch weniger Piloten an den Kampfhubschraubern trainieren müssen.

Kampfhubschrauber Tiger: Der Standort Fritzlar

„Für die Frage des Standorts hat die Entscheidung gegen den Tiger und für ein mögliches Nachfolgemodell keine Auswirkungen“, sagt der Presseoffizier. Übergangsweise wird man in Fritzlar wohl zwei Systeme haben, möglicherweise schon ab dem Jahr 2026. Sollte die Entscheidung für das Hubschrauber-Modell H145M fallen, müsste auf jeden Fall Personal umgeschult werden – parallel zum Abschmelzen der Tiger-Flotte.

„Insgesamt könnte das Regiment schon kleiner werden, weil ich davon ausgehe, dass der technische Aufwand für eine Übergangslösung geringer sein wird.“ Da aber Personal in Ruhestand geht und möglicherweise weniger eingestellt werde, könne das gut aufgefangen werden. Templin-Dahlenburg geht nicht davon aus, dass es zu Versetzungen kommen wird.

Kampfhubschrauber Tiger: Der mögliche Nachfolger

Neue vollwertige Kampfhubschrauber, etwa aus amerikanischer Produktion, werden wohl vorerst nicht in der Georg-Friedrich-Kaserne einziehen. Als wahrscheinlichster Nachfolger für den Tiger wird der Hubschrauber H145M gehandelt, der ebenfalls von der Firma Airbus Helicopters produziert wird.

Dieser Helikopter ist bereits erfolgreich bei den Spezialkräften der Bundeswehr im Einsatz und weist im Vergleich zum Tiger eine deutlich höhere Einsatzbereitschaft auf. Für die Fritzlarer Heeresflieger wäre es wohl eine Zwischenlösung, bis die nächste Generation moderner Kampfhubschrauber verfügbar ist. Nach Einschätzung von Experten wird das bis Mitte der 2030er-Jahre dauern.

Diese Lösung würde für die Fritzlarer Piloten bedeuten, dass sie einfacher auf ihre Flugstunden kommen – und auch der Wartungsaufwand, den die Techniker betreiben müssten, wäre wohl deutlich geringer. Der H145M ist eine militärische Version des zivilen Hubschraubers H145. „Von der Stange kann man auch dieses Modell für uns nicht kaufen“, sagt der Fritzlarer Presseoffizier Remo Templin-Dahlenburg. Es seien Anpassungen nötig, damit der Hubschrauber als leichter Kampfhubschrauber verwendet werden kann. So müsste beispielsweise eine entsprechende Bewaffnung ergänzt werden. Eine Beschaffung könnte laut dem Presseoffizier zeitnah erfolgen.

Möglicherweise wären die ersten Maschinen, die vorerst hauptsächlich der Schulung des Personals dienen würden, bereits im Jahr 2026 am Standort Fritzlar verfügbar. „Geht man von einer Nutzungsdauer des Tigers bis 2038 aus, dann ist das auf jeden Fall mehr als nur eine Übergangslösung“, sagt Presseoffizier Templin-Dahlenburg. Tiger und H145M würden zwölf Jahre lang parallel betrieben werden.

„Der H145M kann nicht das, was der Tiger kann“, sagt Templin-Dahlenburg. Aber er ist schnell verfügbar. Und: Wegen der höheren Einsatzbereitschaft könnten die Piloten damit wieder viel fliegen, was auch eine gute Werbung für die Heeresflieger sei. „Aber es ist eben ein ziviles Modell, das zu einem Kampfhubschrauber umgebaut wird.“ Der Tiger ist im Vergleich deutlich schneller, besitzt eine höhere Reichweite und kann mehr Gewicht, also mehr Sprit und mehr Munition, tragen. „Daher muss man sich viele Gedanken machen, wie man einen H145M in bestimmten Szenarien einsetzt.“

Der Presseoffizier ist sich sicher: „Wenn die Entscheidung kommt, werden wir alles dafür tun, das System bestmöglich an den Start zu bringen. Wir werden dann das einzige Regiment mit einem leichten Kampfhubschrauber sein.“ Im europäischen Vergleich wäre die Entscheidung für einen leichten Kampfhubschrauber eine Sonderlösung. (Daniel Seeger)

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